Ein paar Fakten über
mich…
Ach?
Sie wollen keine
Fakten?
Gut.
Dann begleiten Sie mich
doch einfach durch einen Tag in meinem Leben. Kein beliebiger ist es: Es ist
mein freier. Sagen wir, es ist Samstag.
Seien Sie bereit, wir stehen sehr zeitig auf…
Ich begrüße meinen
freien Tag mit einem Lächeln, kein allzu gewagtes, nur leise angedeutet. Ich
binde mir die Fliege um – heute die mal
mit den Punkten –, prüfe das Knopfloch im Kragen und fühle die Leere (komme später darauf zurück). Ich nehme
meinen Regenschirm – kann immer regnen –
auf den Arm: Hört! Hört! Nicht albern
sein! Lege ihn mit dem Griff in die Beuge, öffne die Haustüre (war nicht in Sorge, unverschlossen) und
trete heraus in Stille. Sonnenschein begrüßt mich mit seinen Fäden, er wärmt
mir die Wangen, halte trotzdem die Hand zum Himmel prüfend (kann immer regnen), atme tiefer als andere die frische Luft ein
und mache den ersten Schritt, bevor ich ihn denke. Ich grüße die Nachbarn von
oben sehr herzlich, die von nebenan nur höflich, schreite weiter voran zur
nächsten Ecke. Dort pflücke ich mir eine Blüte aus der Rosenhecke, rieche ihre
Düfte und stecke sie (daher die Leere!) ins
Kragenloch.
Ein kleiner Marsch
wartet nun auf meine gefestigten Waden, die Rose ist übrigens rot, nehme
weiterhin das Treiben gelassen, die Menschen – die Straße ist gepflastert – wie die Gesichter, und komme munter
zum Zeitungsladen. Dort wähle ich:
Eine verträgliche
Lektüre, nichts Beschwerliches, nichts Leichtes, werfe einen Blick auf die
Schlagzeile, rolle – zuerst mit den Augen
– die Zeitung in Form mit gepflegten, nicht zu eitlen Händen, klemme sie
unter den Arm, wo der Regenschirm in der Beuge ist – Hört! Hört! Nicht albern sein! –, bezahle kommentarlos, aber
wortreich und werfe (kann immer regnen)
meinen Blick prüfend auf die Wolken: Gut, am ansonsten blauen Himmel regt sich
keine Wolke.
Weiter.
Auf dem Weg zu meinem
Ziel (wird noch nicht verraten)
steuere ich wie jeden Tag an Schaufensterläden vorbei, halte an dem mit gelbem
Spielzeug (meiner ersten Bestimmung zur
Folge bin ich Mann), mache dann Platz für einen Jungen und seine triefende
Nase, halte danach an dem mit Männerhüten, schaue auf meine Taschenuhr, ein
Blick – auf den Turm, das Geläut (schon
sind die Zeiger eingestellt) – bestellt mir das Lächeln:
Das erste an
diesem Tage, das mir entgegengebracht wird (es
spiegelt sich in der Schaufensterscheibe – es ist meines!) und gleich
darauf das zweite:
Die Vorhänge werden
beiseite geschoben, Hüte, Hände, die Neues daneben stellen, das Lächeln des
Mädchens des Hutwarengeschäftes trifft mich unvorbereitet, aber wie jeden
freien Tag entwaffnend. Ich grüße (ohne
Hut) mit einem Nicken und ernster Miene stattdessen prüfend – und folge
meinen Schritten weg von ihr.
Zurück zu meinem Ziel.
Ich verlasse die
Geräusche meiner Stadt und betrete nun den hiesigen Park, Sandknautschen
ersetzt das Pflastertippeln, Vogellaute das Laute, vor mir nur mehr Wiesen. Bevor
ich eine bestimmte betrete, ziehe ich meine Schuhe aus und lasse sie am
Wegesrand liegen, öffne die Bänder meiner Fliege, stecke den Regenschirm in den
Boden (was ich liebe, wenn ich es langsam
mache, so daß man dabei das Knistern der Grasbüschel hört, das Knicken ihrer
Halme) und begebe mich auf deren Mitte. Ich klopfe die Zeitung aus ihrer
Starre und breite sie aus:
Als Liege.
Lege mich darauf, nehme
die Arme als Kissen – bin müde bloß am
Tage – und schließe meine Augen, schlafe.
Träume…
Und
morgen?
Dann ist Sonntag. Dann habe ich einen freien Tag.
Wollen
Sie mich begleiten?
Obacht!
Wir stehen sehr zeitig auf.
*