"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Donnerstag, 31. Oktober 2019

Nach dem Teasertext kommt der Tod


Man kann mit Buchstaben schlafen:
Bei den meisten schläft man ein.


Es mag kaum interessieren, aber schon mal aufgefallen, wie schlecht Zeitungsartikel geschrieben sind?

Also, nicht vom Inhalt her, sondern vom Sprachvermögen. Wirklich schlecht Schreiben ist mittlerweile in. Das ist mir aufgefallen, nachdem ich nach Monaten mal wieder einen Artikel angeklickt habe. Man schämt sich richtig dafür, den Artikel angeklickt zu haben. Man möchte seinen Klick ungemacht gemacht haben.

Nun könnte man vermuten, daß es sowieso egal ist, wie ein Artikel geschrieben ist: Es geht eh nur um den Teasertext. Diese zwei kleine Sätzchen, die schon alles sagen, was man zu sagen hat, damit das da steht, damit man dem anderen, den der folgende, lange Text betrifft, kurz mal mitteilen kann, was man ihm oder ihr auch zwischen einer sich schnell schließenden Tür noch eben hinterherrufen könnte, aber der *Rumms* verhinderte. Und gar nicht vom Autor geschrieben sind.

Es wird sowieso nur noch *gerummst*. Im langen Artikel wird dann noch ein Name eingefügt, der darf unbedingt nicht fehlen, dann noch von der Literaturlesung im Ersten Semester von vor zwanni Jahren Schriftstellernamen einfügen - gern gelesene Leseempfehlungen für Leute, die die eh nicht lesen, aber eigene Bildung vorgaukeln; funktioniert auch bei Denkerinnen unserer Zeit -, kurz noch erkennen lassen, daß man den Artikel ja nur geschrieben hat, damit der Genamedroppte wohlwollend davon Kenntnis erlangt (Twitter-Following und erträumtes Bachelor-in-Paradising nicht ausgeschlossen bei Nipp und Schluck unter sich schwappenden Weißstrandwellen bei gleichsamer Glückseligkeit - die Wonnen der Gleichförmigkeit darf man nie unterschwappen - fertig ist der Artikel. Der lange Artikel. Der lange, schlechte Artikel. Der lange, schlechte, lange Artikel, schlechte nach dem Teasertext.

Nach dem Teasertext kommt der Tod.

Nein, kommt er nicht. Wie es sich für einen Artikel gehört, kommen jetzt Namen. Kurz: Das Namegedroppte.
Man könnte sie auch 'Liste der Gefallenen' nennen.

...wenn ich denn ein paar Namen kennen würde. Lese aber keine Artikel.

Also kenne ich auch keine Namen.

Und wenn, dann kennte ich nur Namen, die in Artikeln, die in Zeitungen stehen, die einen Teasertext haben, die nicht von Autoren des Artikels geschrieben wurden, erwähnt wurden aus unerfindlichen Gründen. Ein Grund wäre naheliegend: Du schreibst Deinen Artikel, Deinen langen, schlechten, langen Artikel für den mit Namen Erwähnten, und nicht für den Leser. Warum schreibst Du nicht einen Brief?

Mein Verdacht ist: Die Erwähnten sind irrelevant geworden. Und sollen vor dem Tod bewahrt werden.

Ronja von Rönne? Irrelevant geworden.

...und jetzt sollten eigentlich noch andere Namen folgen, aus sprachlichen Gründen müßte man auf drei kommen - wegen dem Gleichklang -, es fallen mir aber keine ein.


Also beende ich diesen Artikel jetzt. Es steht eh nichts von Wert drin.





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