Bonduelle. Der Loch Spot. „Extraklein. Extrafein.“
„Milchtüten. Die schwabbeligen. Aus Plastik. Die.
Bevor es Tetra-Paks gab. Mit dem blauen Plastik-Haltebecher, der so gebogen
war. In den man dann die schwabbelige Milchtüte reinstellte. Und die schwabbelte
so schön. Und dann mit der Schere eine Ecke abschnitt. Die dürfte aber nicht so
groß sein. Und beim Schütten mußte man immer aufpassen, daß die Milchtüte nicht
aus dem Plastik-Becher rutschte. Das war schön. Die mußte man als Kind immer im
kleinen REWE holen. Samstags, noch vor Ladenschluß. Es gab noch Ladenschluß. Um
13 Uhr machte der Laden dicht. Und dann konnte man das ganze Wochenende nicht
mehr einkaufen. Das ganze Wochenende bis Montag nicht mehr. Und dann wurde man
als kleines Kind noch losgeschickt und sollte Milch, Zucker und Butter holen.
Und das war ganz schrecklich. Denn man durfte nichts vergessen. Sonst hatte man
das ganze Wochenende keine Milch, keinen Zucker und keine Butter. Und man hat
den ganzen Weg zum Laden vor sich hin gesagt: „Milch. Zucker. Butter. Milch.
Zucker, But…“ Und im Laden hat man doch die Butter vergessen. Und auf dem
Rückweg fiel das einem ein. Man war ein kleines Kind. Und ist dann zurückgegangen.
Mit einem ganz doofen Gefühl. Aber es war schon 13 Uhr und der REWE war schon
zu. Und das war ganz schrecklich. Später kamen dann die Tetra-Paks. Die man
aufknicken mußte. Das hat nie funktioniert. Dann waren die Laschen schon weich.
Und man mußte mit der Schere versuchen, die Öffnung großzufriemeln. Und
Wassereis. Mit Cola-Geschmack. Man saugte die Cola raus, und dann blieb nur das
schmale, durchsichtige Eis über. Das konnte man sich so schön von seinem
Taschengeld kaufen. Hat nur 30 Pfennig gekostet. Und am tollsten waren 50
Pfennig. Das war schon silber. Dann war man als Kind schon echt reich. Und heute
wollen 20-Jährige schon Bundeskanzlerin sein. Gleich nach ihrem
Work-und-Travel-Jahr in Australien und Neuseeland, Achtsamkeit und
Selbstfindung im Yoga-Kurs. Und berichten von ihren 7 Jahren Pubertät, als
wären sie 7 Jahre in Syrien unter dem IS als Sexsklavin im Krieg gewesen.
Diese schwabbeligen Milchtüten. Und echte, weiche
Tomaten. Bevor die mit der harten Schale ausgetauscht wurden, damit die beim
Transport nicht zermatschten. Perfektionierung sucks, wenn Kapitalismus im Mund
ankommt. Weiche, zermatschte Tomaten. Das. Das macht einen zum echten Menschen.
Oder oben-ohne am See? Wenn die
Töchter spießiger als ihre Mütter sind, dann ist alles andere nur Fake for Fame.
Selbstperfektionierung. Wie die harte Schale von Wassertomaten. Tomaten werden
nach Gewicht verkauft: Man verkauft nur Wasser. Inhalt Fake. Aber Like. Dann
schon lieber Wassereis mit Cola-Geschmack, und den Geschmack bis zum Ende aus
dem Eis saugen. Und dann feststellen: „Schade. Geschmack ist alle.“
Am schlimmsten sind Alte, die sich an Junge kletten,
um nicht als alt zu gelten. Verleugnung und Verherrlichung vom konditionierten
Perfekten. Vom Ideal des Übermenschen. Heutige Menschen sind faschistischer und
religiöser und sie geben sich faschistischer und religiöser als Übermensch mit Account. Sie sind Übermensch und sagen: „I
believe.“ Ich glaube ihr, ich glaube ihm.
Und jede Abweichung von der Übernorm soll zur Repression führen. Am liebsten
soll heutzutage immer jemand seinen Job verlieren. Irgendjemand soll immer
seinen Job verlieren. Dann ist er Bodensatz. Aussatz. Aussätziger. Hetzen und
petzen. Der Übermensch soll jetzt Norm sein. Und hat einen Instagram-Account für die harte, perfekte Schale einer Tomate. Und
einen Twitter-Account für das Petzen.
Die größten Arschlöcher haben die größten Accounts.
Und Bonduelle:
„Bonduelle ist das famose
Zartgemüse aus der Dose.“
Wenn Erbsen und Möhrchen durch Löcher springen müssen.
Und die groben und großen Erbsen und Möhrchen nicht durchpassen. Und
aussortiert werden. Nur wollen einige jetzt die Löcher sein. Die größten
Arschlöcher sein.“
*