"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Donnerstag, 18. Oktober 2018

„Die größten Arschlöcher haben die größten Accounts.“ – Vom Faschismus des Übermenschen und der fanatischen Religion, wenn Du dem anderen sagst: „I believe her. I believe him.“




Bonduelle. Der Loch Spot. „Extraklein. Extrafein.“



„Milchtüten. Die schwabbeligen. Aus Plastik. Die. Bevor es Tetra-Paks gab. Mit dem blauen Plastik-Haltebecher, der so gebogen war. In den man dann die schwabbelige Milchtüte reinstellte. Und die schwabbelte so schön. Und dann mit der Schere eine Ecke abschnitt. Die dürfte aber nicht so groß sein. Und beim Schütten mußte man immer aufpassen, daß die Milchtüte nicht aus dem Plastik-Becher rutschte. Das war schön. Die mußte man als Kind immer im kleinen REWE holen. Samstags, noch vor Ladenschluß. Es gab noch Ladenschluß. Um 13 Uhr machte der Laden dicht. Und dann konnte man das ganze Wochenende nicht mehr einkaufen. Das ganze Wochenende bis Montag nicht mehr. Und dann wurde man als kleines Kind noch losgeschickt und sollte Milch, Zucker und Butter holen. Und das war ganz schrecklich. Denn man durfte nichts vergessen. Sonst hatte man das ganze Wochenende keine Milch, keinen Zucker und keine Butter. Und man hat den ganzen Weg zum Laden vor sich hin gesagt: „Milch. Zucker. Butter. Milch. Zucker, But…“ Und im Laden hat man doch die Butter vergessen. Und auf dem Rückweg fiel das einem ein. Man war ein kleines Kind. Und ist dann zurückgegangen. Mit einem ganz doofen Gefühl. Aber es war schon 13 Uhr und der REWE war schon zu. Und das war ganz schrecklich. Später kamen dann die Tetra-Paks. Die man aufknicken mußte. Das hat nie funktioniert. Dann waren die Laschen schon weich. Und man mußte mit der Schere versuchen, die Öffnung großzufriemeln. Und Wassereis. Mit Cola-Geschmack. Man saugte die Cola raus, und dann blieb nur das schmale, durchsichtige Eis über. Das konnte man sich so schön von seinem Taschengeld kaufen. Hat nur 30 Pfennig gekostet. Und am tollsten waren 50 Pfennig. Das war schon silber. Dann war man als Kind schon echt reich. Und heute wollen 20-Jährige schon Bundeskanzlerin sein. Gleich nach ihrem Work-und-Travel-Jahr in Australien und Neuseeland, Achtsamkeit und Selbstfindung im Yoga-Kurs. Und berichten von ihren 7 Jahren Pubertät, als wären sie 7 Jahre in Syrien unter dem IS als Sexsklavin im Krieg gewesen.

Diese schwabbeligen Milchtüten. Und echte, weiche Tomaten. Bevor die mit der harten Schale ausgetauscht wurden, damit die beim Transport nicht zermatschten. Perfektionierung sucks, wenn Kapitalismus im Mund ankommt. Weiche, zermatschte Tomaten. Das. Das macht einen zum echten Menschen. Oder oben-ohne am See? Wenn die Töchter spießiger als ihre Mütter sind, dann ist alles andere nur Fake for Fame. Selbstperfektionierung. Wie die harte Schale von Wassertomaten. Tomaten werden nach Gewicht verkauft: Man verkauft nur Wasser. Inhalt Fake. Aber Like. Dann schon lieber Wassereis mit Cola-Geschmack, und den Geschmack bis zum Ende aus dem Eis saugen. Und dann feststellen: „Schade. Geschmack ist alle.“

Am schlimmsten sind Alte, die sich an Junge kletten, um nicht als alt zu gelten. Verleugnung und Verherrlichung vom konditionierten Perfekten. Vom Ideal des Übermenschen. Heutige Menschen sind faschistischer und religiöser und sie geben sich faschistischer und religiöser als Übermensch mit Account. Sie sind Übermensch und sagen: „I believe.“ Ich glaube ihr, ich glaube ihm. Und jede Abweichung von der Übernorm soll zur Repression führen. Am liebsten soll heutzutage immer jemand seinen Job verlieren. Irgendjemand soll immer seinen Job verlieren. Dann ist er Bodensatz. Aussatz. Aussätziger. Hetzen und petzen. Der Übermensch soll jetzt Norm sein. Und hat einen Instagram-Account für die harte, perfekte Schale einer Tomate. Und einen Twitter-Account für das Petzen. Die größten Arschlöcher haben die größten Accounts.



Und Bonduelle:

„Bonduelle ist das famose

Zartgemüse aus der Dose.“

Wenn Erbsen und Möhrchen durch Löcher springen müssen. Und die groben und großen Erbsen und Möhrchen nicht durchpassen. Und aussortiert werden. Nur wollen einige jetzt die Löcher sein. Die größten Arschlöcher sein.“










*





Sonntag, 7. Oktober 2018

Letztens, als ich NICHT im Restaurant saß, war da NICHT ein Elefant und stürzte NICHT die schnieke Rike durch die Tür herein. Es gab auch keine Fanta.


Schnieke geht die Rike in Nike ins Restaurant.


Dort sitzt ein Elefant und schnieft durch seinen Rüssel.

„Hah-schniiief!“

Die schnieke Rike, erschrickt!, stolpert in ihren Nike.


Dann stürzt sie in seine Schüssel, auf dem Tisch, mit Meerrettichsuppe.

Dazu wollte der Elefant gerade seine Fanta trinken.

Die hat er verschüttet. Dann hat er an der Schüssel gerüttelt.

Anstatt zu ertrinken fiel der Rike in der Schüssel nur schnell ein, von hier unten zu winken.


„Hall-löööchen!“, sagte Rike. „Hast Du aber große Ööööhrchen.“

Dann tunkte der Elefant seinen Rüssel in die Schüssel ein.

„In der Suppe sind auch Möööhrchen. Und ich werde sie jetzt schlüüürfen,“, sagte er,

„bevor sie alle sinken. Par-don.“


Nun schnieke Rike in Nike ganz verdutzt:

„Dann mache ich mich lieber davon, Herr Elefant.“

Hangelte sich am Rüssel aus der Schüssel.

Dann ist sie doch sehr flink davongerannt.



Kommt Rike zu einem Elefanten in ein Res-tau-rant.

Dort gab es Fanta und Meerrettichsuppe.

Rike nahm ihre Nike in die linke Hand.

                                         

Das letzte, was man sah, war, wie Rike hinter der nächsten Kuppe verschwand.

Und der Elefant in seiner Suppe noch eine Schuppe fand.


Rike aber hatte sauberes Haar. Es war nicht ihre Schuppe.

Es war die Schuppe ihrer Puppe.

Diese hatte sie noch vorher gebürstet.

Das machte sie immer, bevor sie das Haus verließ.

Diese Haare gingen durch ihre Hände.

Denn Rike war recht schnieke. Und das ist das Ende.



Eines noch: Der Elefant hat noch laut genießt.

„Hah-ni-hah-ni. Hatsch-nieß!“

Ein Möhrchen aus der Schüssel drang in seinen Rüssel.

Es war eine Meerrettichmöhrchensuppe.

Beim ersten Schlürfen.

Schaut, das ist jetzt das wahre Ende.



Zweimal Ende darf man immer dürfen.

                                                                           



*





(Diese bittertraurige – schnie-hief – Geschichte handelt von der Hoffnungslosigkeit, wenn man mit sauberen Haaren das Haus verläßt – schnieke wie die Rike in Nike – und einem nichts, aber auch gar nichts Überraschendes widerfährt. Kein Elefant. Nirgends. Nie. Schnie. Nie-hief.)