Eingangs, von drei Lippenfaltern umschwirrt, nahm
ich den Vertrag für meinen ersten Roman entgegen. Frauen können etwas
Wunderbares sein. Können. Könnten sie nicht in einem Verlag den Vorhang ihrer
Haare über die Wirklichkeit einer Unterschrift legen. Ich verabschiedete mich,
mit den Wünschen, denen Wirklichkeiten von Sekretariatsenttäuschungen
anhafteten, zumal sie ihre eigenen in der Tröstlichkeit zwischen
Schreibtischen, Telefonen, Kaffeebeförderungen und, mit Blick auf die
Bücheraffairen verflossener Autoren fein säuberlich in Regale sortiert,
Herzensangelegenheiten suchten. Warum sie diese auf diese Weise suchten, blieb
dem Labyrinth geschminkter Küsse überlassen, die eine Parfüm-geschwängerte Luft –
meines gefiel offensichtlich – um einen Farbabdruck auf meinen Wangen als
Ausdruck ihrer Schwärmerei baten. Luft. Wangen. Labyrinth. Ich nahm den Ausgang
und stand auf der Straße.
War mehr als das. Hatte nun die Kopfhörer
eingestöpselt. So laut, als ginge es nur um die Filmmusik für ein
Statistenleben.
War es so, mit jedem Schritt, mit dem ich mich der
Realität einer Bushaltestelle näherte, um wieder nach Hause zu kommen, als
entzöge sich der Boden meinen Füßen, nicht, um mir diesen unter selbigen
wegzuziehen. Ich schwebte. War ich eingebunden in diesen Kasten aus Glas und
Werbung, Fahrplanmäßigkeiten, grauen Blicken der Wartenden auf harten Schalen,
vielleicht auch Nieselregen, doch zog mich das Gefühl aus dem Ausschnitt, im
Rahmen der Menschen einer Bushaltestelle, Zeitung schlagend oder träumend, die
Linie für das Weiterkommen mit dem Finger aus den Bussen wählend, stehend,
während sich der Verkehr im Vordergrund nur verschwommen daran erinnerte, ein
Strom zu sein, von wo er kam und wohin er wollte, blieb mir gleich, in diesem
Gefühl zu schweben, nicht, weil ich nach oben strebte, weil sich der Boden
bewegte. Die Bushaltestelle. Dieser Kasten aus Glas und Werbung,
Aufklebersilhouetten, um schwarze Vögel zu warnen – für die bunten müßte man welche drucken –, Fahrplanverzögerungen
und Beliebigkeiten, Häuserwand im Hintergrund, gewandet in dem Versprechen
eines übergroßen Billboards,
aufeinanderruhende Hände in der Breite einer Etage, glanzlackierte Fingernägel,
Verlobungsring, in Ellbogen endend, leichter Flaum, vielleicht richteten sich
die Härchen dabei auf, als ich kam, das Kinn entlastend und strahlend
gleißendweiße Zähne eines auflachenden Mundes einer Verkaufsschönheit, und zog
vor angefeuchteter Unterlippe erst wie ein ausgeschlagener Zahn, dann über die
Zunge ins Innere eines Komplimentes ein, um dessen Geschmack nur die Dame auf
der Reklame wußte, verschwand nach und nach mein Kopf hinter der oberen
Lächelleiste, ihr etwas abzukaufen, im Dunkeln, lächelte wohl selbst, die
Schultern folgten, die Brust, der Rumpf, die Beine – alles, was ein Mann sein Eigen nannte – allesamt ohne Regung und
war auch ohne alledem nur glücklich.
Zuhause in meiner Wohnungsehe. Stand ich wieder auf
dem Boden. Arbeitszimmer, Computer, Vakuum. Und vielleicht war es nur, daß ich
vergessen hatte, den Computer auszuschalten. Hielt ich Ausschau nach der
Schwebe. Suchte ich nach dieser Bushaltestelle. Im blinken Schein eines
Cursors.
Und machte mich auf die Suche nach diesem. Einem Kompliment im Geben.
Und sie gab das Kompliment zurück.
*
*(Ode/r
an die Beliebigkeit des Seins. Füge hier alles ein, was Dir zwischen dem
Absetzen zweier Tage – Nächte – einfällt. Ich fing es mal vor Jahren an. Weiter
schrieb ich nicht. Ich werde nie wieder mehr schreiben als gut tut. Ich schlafe
meine Nächte schon lange wieder durch. Ich habe schon alles geschrieben, was
ich zu sagen hatte. In anderen Nächten.
In
eckigen Klammern fehlen die Tage: Deine Phantasie.
Hin und wieder aber nicke ich ein. Und wenn ich
wieder aufwache, dann stehen hier meine Miniaturen des Absurden. Und ich freue
mich ehrlich, wenn sie doch irgendjemand liest. Und bedanke mich aufrichtig dafür.
Ich sehe das als ein Geschenk an. Und freue mich, wenn es jemand annimmt. Und
sehe es als ein Geschenk an, daß jemand Fremdes hier verweilt, sich umschaut,
ein bißchen stöbert. Nur zu, schau‘ Dich ein bißchen um. Mich stört es nicht. Doch
eines sollte Dir klar sein: Selbst wenn Dir gefällt, was Du hier liest, es
wird weder mein Leben ändern noch Deines. Trotzdem: Dankeschön für das
Kompliment!)