Das letzte Auto lief vom Band. Es war ein gutes.
Wie
es dazu kam? Wie immer. Wie es immer dazu kam, daß,
wo Liebe und Leidenschaft eine Eingetragene
Partnerschaft eingingen, um nach Schwüren der Treue und Worten der
Verlobung hin zum Standesamt die Hochzeitskarosse plötzlich anhielt – unterschiedliche Absichten unterstellt –,
weil beides vielleicht das Gleiche wollte, aber nicht dasselbe war, die Liebe
zur Mobilität nicht dasselbe war, wenn die Leidenschaft sie nur für sich
beanspruchte, für nur ein Auto, und der Bund keiner war, der auf Dauer den
Verkehr am Laufen hielt, in dem gewaltigen Ausmaß zweier Punkte, von A nach B,
sie zu verbinden, und Liebe und Leidenschaft, die nun getrennte Wege befuhren,
zu Knoten wurden, dazwischen, und schnürten, was durchgängig sein mußte, um
einem Verkehr, einer Mobilität und einem Auto erstgedanklich Sinn zu verleihen,
da der immer regelte, so oder so, egal ob man sich dem widersetzte oder
mißachtete. War der Grund für die Leidenschaft, nur ein Auto zu bevorteilen,
den Verkehr zu besitzen.
Und besitzen konnte man auch einen Stau.
Und war das allein schon Grund genug, zu glauben,
man bewahre dadurch seine Rechte auf die Mobilität. Im Stau. An der Mobilität
im Stau. Am Stau. Die konsequente Art, sich in den Stillstand zu verlieben, zu
verhassen – unterschiedliche Absichten
unterstellt –, um stets mit dem Stau zu drohen, der man selber ist, um
stets mit dem Stau zu drohen, falls man nicht das nur eine Auto ist, nur das
eine zu verhätscheln, das ihm so teuer Nachschub gibt, und Nachschub, und
Nachschub und andere glauben läßt, dies sei ein Impuls für den Verkehr, die
Mobilität, das Auto, die Menschen, die damit fahren oder gar die *olks irtschaft*,
der, wenn man ihn nur immer wieder mit neuer Kraft versorgt und man diese Kraft
verloren glaubt, wenn man sie nicht immer wieder nur diesem einen Impuls
übergibt, damit nur dieser sich immer wieder selbst belebt, aber Kraft
vermissen läßt, zu übertragen – wozu der
Impuls erstgedanklich geboren, von A nach B, so man nur gedanklich linear
unterwegs ist – und Kraft sowieso nicht verloren geht und sich für einen
Stillstand nicht einsperren läßt – das
widerstrebt, was Kraft nun mal ist, und sei es nur, schnöde von A nach B zu
wirken – und man der Hingabe zur Unvernunft verfällt, wie nur Leidenschaft
für nur das eine Auto zu entwickeln, dann gehen unterschiedliche Objekte eine Eingetragene Partnerschaft ein – Auto und Kaugummi – die scheinbar
nichts miteinander zu tun haben, aber real sehr wohl, da die Vektoren der Kraft
durch dasselbe Prinzip der Perplexität auf diese einwirken: *Pop*.
War es wohl ein Fließbandarbeiter. Jemand, der sich beim monotonen Stecken von Steckverbindungen, eine Frontschürze in den Kotflügel zum Beispiel, ein Kauen erlaubte, um genug Speichel für alle Träume zu haben, wenn er in der Springerpause davon vor seinen Kollegen sprach. Und kaute ein Kaugummi bis ins Aromalose bis es hart war, und die Steckverbindung wackelte. Und der Fluß am Band fließte, bei dem man seine Feinde vorüberschwimmen sah, sah man in den roten, silbernen, weißen, schwarzen Autos nur mehr Menschen. Und patschte das Kaugummi aus seinem Mund an die Steckverbindung, damit die blöde Schürze am Auto hielt. Und so kam es wohl. Der Fehler zustande. Auch dieses Auto würde laufen. Auch dieses Auto würde verkauft. Auch mit aromalosem Extra würde es leben.
War es für die Neandertaler ein Leichtes, zu
überleben. Wollten, wohl, aber nicht in weiten Kreisen leben. Entwickelten so
keine neuen Fähigkeiten, um sich mit den Gegebenheiten der laufenden
Veränderung zu verbünden. Verödete dieser Aderstrich in einem Blatt der
Evolution, und diesem einen Auto ergeht es ebenso.
War es für die Dinosaurier ein Leichtes, zu
überleben. Vielleicht traf sie ein galaktischer Würfel, der sie aus dem Spiel
schleuderte. Aber wenn nicht das, vielleicht waren sie auch nur Stau. Ein Stau
in der Evolution, der sich selbst immer wieder mit Nachschub versorgte.
Vielleicht erstickten die Dinosaurier an ihren eigenen Abgasen, während sie
noch glaubten, so sie das denn taten, das Gaspedal für ihren eigenen
Fortbestand durchzudrücken. Verödete dieser Aderstrich in einem Blatt der
Evolution, und diesem einen Auto ergeht es ebenso.
Was dem Baum, betrachtet man diesen als Konsequenz
der Evolution, aus einem Samen, aus Erde, aus Wasser, aus Gas und aus
Kleinkram, der seinen Impuls aus der Sonne bezieht, in Richtung der Gravitation
zu wachsen – der größeren im Vergleich
zur Erde – wenig ausmachte, war er nie auf den Einfluß des Menschen, etwas
zu erschaffen, etwas zu zerstören, angewiesen, ging nie unter – solange ihn die Sonne nur nährte – und
würde nur umstellen, so es Leben, wie wir es uns vorstellen, selbst verödete,
und wäre nur Aderstrich in diesem Blatt der Evolution, und diesem Auto ergeht
es ebenso.
Gab man die Bedingungen für Leben nicht so einfach
her, nur weil einige glaubten, sie schufen diese. Paßte sich das Leben an die
Bedingungen an. Und nicht umgekehrt.
Und änderten sich diese, paßte sich das Leben an die
neuen Bedingungen an. Und nicht umgekehrt.
Und änderte sich im Grunde genommen nichts. Und nur
unserer Wahrnehmung war es eitel zu verdanken, daß unser Kopf das *Pop*
überhaupt bemerkte. Aber auch das änderte nichts.
Manchmal aber, wenn sich nichts änderte, war das ein
großer Schritt für die Evolution. Ändert doch die Evolution nie ihre Schritte.
Schon recht nie für die Banalitäten der Menschen.
Die nie begriffen, daß ihre Schritte, die sie vorwärts brachten, hintenrum
wieder in die Nähe ihres Anfangs brachten. War die Erde sinnvoll rund.
Und das Band lief. Und lief. Und lief.
Und war ein gutes.
*
(von 2011)