„Weißt Du, es gibt nur drei Gründe. Und vielleicht
bist Du noch nicht einmal einer davon. Und könnte ich Dir davon erzählen, wie
es dazu kam, wie es sich ergab, daß Du mich ohne Lächeln zurückließt, könnte
ich Dir mehr als drei Gründe geben, warum es wohl besser ist, nie von Dir
angelächelt zu werden. Und könntest Du erahnen, wie schwer es mir fällt, Dir zu
sagen, wie es sich anfühlt, wie es geschah, warum Dein Lächeln so unsagbar
schwer auf meinen Lippen liegt, daß mir die Stimme versagt, könnte ich Dir drei
weitere Gründe geben, meine Lippen zu spalten, nur müßte ich dann entscheiden,
wozu ich diesen Spalt dann benutzte: Zu atmen. Oder zu sprechen.
Und in der Wahl, beides zu tun, während Du mich
anlächelst, fällt es mir unheimlich schwer, auch noch zurückzulächeln.
Verlangtest Du einfach zu viel. Das mag Dir vielleicht egal sein. Aber es geht
nicht immer so einfach, wie Du es Dir vorstellst. Kannst Du nicht von mir
erwarten, von mir das zu bekommen, was Du Dir wünschst. Legst Du den Tag in
Deine Worte, liege ich in der Nacht wach. Und dann, wenn Du nicht lächelst,
weil Du dann schläfst, finde ich endlich die Worte, Dir begreiflich zu machen,
was es bedeutet, von Dir vor die Wahl gestellt zu werden. Und es sind keine
Worte, die Dir gefallen mögen, aber meine einzige Möglichkeit, sie mal
auszusprechen, ohne von Dir niedergelächelt zu werden. Für Dich ist alles nur
Spaß. Für Dich scheint immer die Sonne. Für Dich ist immer alles nur
Regenbogen. Und vielleicht gelingt es Dir sogar, auf dem spazierenzugehen. Und
vielleicht führt der Dich auch weiter. Gelingt Dir einfach immer alles. Und
vielleicht kannst Du sogar einen Regenbogen aus dem Nichts erschaffen, wo sonst
nur Luft ist, und hast wieder Boden unter den Füßen, auf dem Du dann
weiterschreitest. Und ich gönne es Dir von ganzem Herzen. Aber ich kann das
nicht. Ich habe Verpflichtungen. Ich habe Sorgen, die Du Dir gar nicht
ausdenken kannst, so viele, daß selbst Deine Phantasie nicht ausreicht, Dir
auch nur annähernd vorzustellen, was es bedeutet, Mutter zu sein. Und es bricht
mein Herz. Und es bricht mein Herz, mir vorzustellen, wie knallhart Du bist und
wie knallhart Du wärst, wenn ich auf Dein Lächeln eingegangen wäre, wenn es mit
uns geklappt hätte, und Du mich wieder vor eine Wahl gestellt hättest, nur weil
Du das so entschieden hast, ohne mich überhaupt zu fragen. Nur weil Du
lächelst. Ich treffe meine eigenen Entscheidungen. Und ich muß dabei auch an
mich denken. So stelle ich mir keine Beziehung vor. Und fielen mir noch drei
weitere Gründe ein, und es mögen noch nicht einmal gute Gründe sein, aber mir
reichen sie, reicht jeder einzelne davon aus, zu jedem Deiner dreihundert
verschiedenen Lächeln, Nein zu sagen.
Weil ich, nachdem ich endlich tief einatmen konnte,
sprechen konnte.
Und Du verstummtest.
Endlich.“
*