"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Montag, 25. Dezember 2017

Plutokratischer Eid


Im heliozentrischen Weltbild von Elementfusionen ergeben Körper aus Staub außerhalb des hoheitlich-gravitätischen Mittenpunkts Planeten, die um die solaren Eigenheiten des Gravitationszentrums bandeln sollen. Rückt ein Planet von seiner vorgegebenen Umlaufbahn ab, und sei es auch nur um das Kürzen der Fingernägel nachbei körperlicher Duschreinigung, weil sie dann so schön weich sind und pfeifend, erwartet den Planeten ein Beschmollschein aus der Barfungsmitte - pankautisches Schwirren genannt -, um das sich das Solarsystem planloser ins Dunkle geworfener Steine schließlich drehen möge.

Zu seinem Besten möge er sich doch wieder in die Ellipsen eingliedern. Damit schön ordentlich alle Murmeln beisammen sein. Bestrafend stößt die Sonne Winde aus - so wie Menschen sich mit Worten beschäftigen und die dann ihnen zueigenen ausstoßen, die in ihrem Sein Fundament sind: eine Alkoholikerin kennt Wodkasorten, eine Köchin Fleischsorten, eine Narzisstin Diagnosesorten - und bezichtigt das abschweifende Planetchen der Dekunstruktion des sorgsam durch sie in Wucht gehaltenen Weltbilds mithilfe ihres Scheins ermächtigt allein durch Physik ihrer Anwesungsmacht.

Dings von Schniedelbums beschrieb in seiner vielbeachteten conditio romanum pestum est sanctum ad pacta acta mirum dienum, daß alle Planeten auf ihren Umlaufbahnen verbleiben sollen, sonst stünde eine catastrophae immensae baldaee bevorae.

Kraft meines plutokratischen Eides erkläre ich mich hiermit zum Nichtplaneten und in den Stand eines unsolaren Zöglings.

Ich finde, das sollte zumindest in den Logbüchern vermerkt werden.

Erstaunlicherweise halten sich alle für Solarsyteme, mindestens, deshalb sollten heliozentrische Körper untereinander korrelierend ihr Gefüge auf Singularität hin überprüfen.

Ich meine ja nur. Als Nichtplanet, der jetzt keinen Schimmer mehr hat, warum ich um Sonnen kreisen muß und um welche, sollte mir ein Plätzchem eingeräumt werden, von dem aus ich zumindest spektakuläre Supernovae bestaunen kann.

Ich meine, so viel Licht bei so viel Sonnen kriege ich nie wieder geboten.


Allein die Aurora Borealis müßte enorm sein.



(Dies ist das erschütternde Zeugnis und letzter Bericht eines Raumfahrers, der in ein Solarsystem mit 82 Millionen Sonnen eindrang. Allein sein Bräunungsgrad bei so vielen Sonnen rufte rassistische Empörung aus. Dabei benutzte er Lichtschutzfaktor 1.000.000.

Sein letzter Eintrag lautet: "Wie ein Baby, das in den Mutterleib kackt." Dann brach die Verbindung ab.)


[Solche Worte sollten nie die letzten Worte eines Menschen sein, notierte eine gescheiterte Rettungsmission. Seit dato Schulstoff in der Nachbargalaxie. Über die conditio humanum baebie cackum, Tannhäuser Tor Verlag, S.70ff]





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(Ode/r an "Nehmen Sie mich nicht ernst. Ich bin hier nur zu Besuch.")





Freitag, 22. Dezember 2017

Das Buchlesen ersetzt wohl den Eintritt in die Fremdenlegion


Nichts ist so deprimierend, wie von Männern zu lesen, die ihre Abenteuer in Buchdeckeln erlebt haben.

Man möchte sie - jetzt gerade zu Weihnachten - auf den Schoß nehmen, wiegen und ihnen ein Pflaster zurecht schnippeln für ihr aufgescheuertes Seelenknie. Und dann pusten.

"Siehst Du,", möchte man ihnen sagen, "tut doch gar nicht mehr weh. Und jetzt geh' wieder in Deinen Büchern spielen."

Hopsend - "weil: "Hops." sagen diese Männchen tatsächlich dann - rutschen sie vom Knie mit Neumut und tiefatmend und stürzen sich dann in ihre neuen, diesmal aber echt beanspruchenden
Buchleseabenteuer. Man möchte noch unbedingt Pistolen mit Platzplättchen besorgen und ihnen einen Cowboyhut aufsetzen. Dafür allerdings müßte man aufstehen und ihnen hinterherrennen.

Was auch schon wieder Einsatz erforderte. Und man möchte ihre Welt voller Abenterlust nicht mit Anwesenheit begleiten. Sie müssen allein sein. In ihrer Welt. Ganz. Allein. Diese. Abenteuer. Bestreiten.

Männer sollten nichts unversucht lassen, sich unerheblich zu machen.

Männern, die ihre Abenteuer aufzählen, indem sie Buchtitel runterjammern - "Aber ich war voll dabei!" oder: "Bücherregal? Meiin Porsche." - unterläßt man nur deshalb mitleidiges, bekräftigendes Nicken zur Aufmunterung, weil sie es eh schon schwer haben, Attraktivität allein dadurch zu erzeugen, daß sie keine Frauen sind.

Ich - und das 'Ich' scheint ja bei diesen Männchen schon verpönt zu sein, weil ihre Buchleseabenteuer immer von einem 'Du' handeln, und Bücherabend.teuer bieten das 'Du' so kumpelhaft blutsbrüderlich an, daß sie wirklich, ich meine wi.r.k.lich, diesen Berg bestiegen haben, unter Pfeilbeschuß, und hinter ihnen die aufgebrachte Komantschenhorde -, ich - und ich sage gerne 'ich', weil es ein 'anderes' voraussetzt, das man differenziert schätzt - bin stolz darauf, nur ein einziges Buch zu besitzen. Ein ungelesenes:

"Ovid - Metamorphosen".

Damit, hörte ich, sei schon alles beschrieben. Und im Moment meines Todes, fange ich damit an, es zu lesen.

Was mich allerdings bei so Depri-Artikeln am meisten stört, ist, daß üblicherweise am Ende dieser Artikel der Warnhinweis der Selbstmordhilfe beizugefügt wird. Aber auch das erforderte wieder Einsatz. Nämlich diesen Buchlese-Fremdenlegionären bei selbigen zu helfen.

Außer lachend konnte ich diesen Artikel nicht ertragen.

Hatte es sich nicht bewährt, Frauenautoren-Namen an den Anfang von Artikeln zu stellen?


Das erste Wort mag von einem Mann aufgeworfen sein.

Das letzte aber, wird von einer Frau geschrieben sein.





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(Ode/r an die Zeit, die man mit sich im Reinen verbringt. Der nächste Schmutz - und der ist dann wirklich ein Abenteuer! - wartet schon.)