Orbiteraugen umkreisten in Niedervoltspannung die grüne
Welt, die blauen Meere, die weißen Wolken, erfassten den silbernen Schweif, der
sich aus der Atmosphäre löste, und dockten an die bevorstehende Landung der Space Explorer an. Supertramp’s Cannonball
schoß auf die Tür, und sie öffnete sich mit einem unwirschen Zisch im
Sauerstoffnebel der Verspätung. Zu den Orbiteraugen gesellte sich ein Satellit
namens Mike, der sich die Zeit
notierte. Niemand lachte zur Begrüßung, der Ernst der Lage ließ dies nicht zu.
Die Mission war verloren.
Die Crew
verteilte sich auf die Unterkünfte. Deren Köpfe unter den Achseln geklemmt wie
die Raumschiffhelme. Man trennte sich wortlos. Sechs Duschen später und in enge
Overalls gekleidet lagen sie auf den Pritschen. Zwölf Augen suchten in den Decken
der Kabinen nach den Gründen für ihr Versagen. Unruhige, zuckende, glasige,
starre, fragende, dumpfe. Die Orbiteraugen suchte man vergebens. Nach und nach,
nach langem Ringen, legten sie sich schlafen.
Eve
meldete sich nach fünf Stunden. „…Guten
Morgen. Es ist jetzt 23:00 h. In 30 Minuten ist Besprechung. Ich wünsche einen
angenehmen Tag…“ Eve war das automatisierte Computerprotokoll, das jedem
Mitglied der Mannschaft von der Agency
zur Verfügung gestellt wurde. Sie wurde so programmiert, daß sie Vertrauen
allein durch ihre Stimme erweckte, die doch nur aus Bits und Bytes bestand,
und sonst nur aus Schaltkreisen und Routinen. Doch jeder liebte sie. Tat sie doch
nicht mehr, als das Gefühl zu vermitteln, anwesend zu sein. Und das war schon
mehr als es andere vermochten, die auf der verlorenen Erde auf ihr Ende warteten.
Die Crew
nahm im Besprechungsmodul Platz. Elektrodynamische Stühle stützten mit
ausfahrbaren Zylindern die Rücken und Köpfe, Interfaces surrten sich vor die Gesichter. Computerzeilen
erwarteten Befehle. Die Augen rauschten durch die Stellen, Lidschläge klickten enter. Große Monitore erwachten aus dem
Schlaf. Die Erde erschien als Hologramm.
Sie drehte sich um die Pole. Die Orbiteraugen riefen Eve.
„…Ich
bin da, Commander…“
Schauten sich um. Jeder der Verlorenen gab sein Okay. Auf dem großen Monitor erschien
eine Kapsel. Sie löste sich von der Station und beschleunigte, als die Raketen
zündeten. Dann schlug sie auf der Erde ein. Ein kurzes Blitzen. Ein Warten.
Dann implodierte die Welt ins Nichts. Die Antimateriebombe funktionierte.
„Eve.“
„…Ja,
Commander… Ich bin da…“
„Spiel‘ Musik. Irgendwelche.“
„…Ich
suche… Eintrag gefunden… Gaye, Marvin… Mercy Mercy Me… Haben Sie noch einen weiteren
Wunsch?...“
„Nein.“
„…Vielen
Dank, Commander, ich wünsche einen angenehmen Tag…“
Lag ein jeder auf seiner Pritsche. Fixierten Augen
die Decke. Fragten, suchten, versagten, klagten, harrten der Lage und starrten.
Mike,
der Satellit, notierte die Uhrzeit. Die Orbiteraugen spielten sich die Erde noch
mal als Hologramm vor und hielten sie
in beiden Raketenhänden. Umschlossen sie. Bis sie kleiner wurde und verging.
Und nur ein Glitzerfunken übrig war. Bis auch der verschwand.
„Eve.“
War Eve so
programmiert, daß sie Vertrauen allein durch ihre Stimme erweckte, die doch nur
aus Bits und Bytes bestand, und sonst nur aus Schaltkreisen und Routinen, und
keinen Gefühlen. Tat sie doch nicht mehr, als den Eindruck zu vermitteln,
anwesend zu sein. Zu jeder Zeit. Und das war schon mehr als es andere
vermochten, die auf der verlorenen Erde weilten, als die Orbiteraugen die Raketenhände
schickten, sie in den Schlaf zu streicheln.
„…Ja,
Commander…“
War Eve
da.
„…Ich
bin da…“
Immer da.
*
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