Und war es auch nur
bequem zu glauben, daß er nur für einen selbst da war, so stand er jetzt vor
ihnen, hier, auf dem Marktplatz in Kappadokien, auf einer umgedrehten Kiste,
und pries mit schmeichelndem Überbiß jene Salben an, die Wunder versprachen.
Und waren in diesen Zeiten Wunder vonnöten. Brauchte man Wunder für alle
Gegebenheiten. Für all jene Dinge, die einem so auf dem Wege zwischen Felde und
Flur begegneten, und war es nicht unwichtig, daß alles vage blieb. Das Gesagte
und das Geschriebene, das auf den Flugblättern, die er vor seiner Ankunft
verteilen ließ. Und nahm man sie mit faltigen Händen entgegen, mit Flecken, und
schmutzig, und gerne, und strich das Blatt, das man ergatterte, sorgfältig
glatt und faltete es in der Mitte, aus Angst, die Worte könnten auf dem Wege
zum Marktplatz doch noch heraus purzeln, und somit all die Wunder.
Und waren es die
Salben. In kleinen Fläschchen, waren sie eher flüssig. Und waren es die
Gebrechen, waren sie eher knörpelnd. Und waren es die vagen Worte, versprach er
ihnen Samtenes. Und nahm zum Schreck die Flasche hoch, die mit dem anderen, Bekannten,
die alle kannten, an sich. Die Salbe, die ein anderer zuvor schon als Wunder
verkaufte, mit anderem Namen, mit anderem Etikett, mit anderem Aufschrieb, und
öffnete sie, und verzog die Miene, stank sie, und rieb sich den Unterarm damit
ein und wartete. Und vage. Dann. Schrie. Ah, wie der Arm schmerzte! Und hielt
ihn hoch. Rot! Leuchtend rotverbrannte Haut des Unterarms. Kein Wunder. Und war
es immer gut, das Wunder des anderen in Frage zu stellen, vor aller Augen, auf
einer Kiste schreiend, vor Schmerz, schmeichelnd, aber über die andere Salbe schreiend,
über das andere Wunder, in Kappadokien, und in den Dörfern noch, die kamen, die
Dörfer, die er schon mit Geld verließ, und warf die Flasche des anderen zu
Boden, vor die Füße, mit dem Bekannten, zersplitterte! Nahm sein eigenes Wunder
aus seinem eigenen Fläschchen, noch mit Schmerzen, und rieb, und salbte seinen
verbrannten Arm mit eigener Salbe, und rieb, und verteilte, und siehe da! Der
Arm wieder heile! Winkte mit dem anderen die Leute heran, näher, sie schauten, wählerisch,
und staunten, dann nickend, und zeigte es allen, die es sehen wollten. Heute, hier.
Und wollten es alle sehen, dieses Wunder. Standen sie alle an, vor diesem heilen
Arm, dann. Schob er sie mit seinem verlächeltem Gesicht zur Seite, dort zu
seiner Gehilfin, zum Tischchen mit all den Fläschchen, in Päckchen, zu all den
Wundern heute. Und alle Wunder, blieb das nicht das einzig Vage an diesem Tage,
verkauften sich noch ins nächste Vage.
Und auch wenn man ihn aus
all den Dörfern verbannte, mit Fußtritten, die er mit seinen Fläschchen schon bereiste,
mit verbrannten Unterarmen, so gab es immer diese Gebrechen, knörpelnd, umgedrehte
Kisten, das Bekannte und das Vage, sein Lächeln, und die Frage:
Wie er seinen Arm immer
wieder heile machen konnte.
Die Antwort, nicht mal
der Gesalbte, wußte nur die Salbe.
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