"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Donnerstag, 9. November 2017

"Im Hausaufgabenheft - im Alter von 7 - malte ich am liebsten Tiere."


"Ich darf Dich nicht lesen, hat meine Mama gesagt. Du verdirbst die Jugend. Was meinte sie damit??" (Stefan, 7 Jahre alt, Hobbys: Malen. Und Eichhörnchen. Ich erreiche bald den Stimmbruch, sagte Mama noch. Was ist Stimmbruch?)


Ich erreichte Nachrichts Kunde im Munde kauend ein Salami-Brot.
Ein Kind, in Wagnis-Not, erklagte Antworts Gehör. Ich eilte an das Seelsorg-Klavier.
Ich tippte: Ein Kind in Not! In der Hand ein Brot! Was antwort' ich bloß?!
Das Kind stellte Fragen. Wie soll das Kind erst werden?! Ich biß zuerst. Ins Brot hinein.
Dann in die Not hinein.
Das Kind schrieb und schrieb und schrieb erklärend seine Lage. 

Zittrig fasse ich zusammen, noch immer kauend:

Es trug sich zu. In Baden-Württemberg. Dem vergessensten aller Bundesländer.
Im Winkel eines Waldes. Dort! Ein Ort. Des Lernens.
Schwarzwald und Schwarzbrot. In der Pausendose: Klagenswertes.
Zur Not in Rot geschrieben. Sind Baden-Württemberger nur zu bedauern?
Oder sind die auch manchmal tot?

"Hallo, Herr Bravo. Ich bin Stefan aus der 1b. Und die Sibylle. Die ist doof.
Die geht in die 1a. Und die ist klug. Was ist 'klug'? Und was soll ich machen?"

Ich subsummierte, was Stefan schriebte. Ich schluck' in Kaffeeschlicken.
Ich biß ins Brot, ein Wiedermal. Ich kaute kaum vor Hoffnung.
Der Stefan schrieb, der Stefan, 7 mit Hobby Malen, aus der 1b. In seinen Worten.
Er vernichtet die doofe Sibylle aus der 1a wortgewaltig.
Ein Kinder-Sal, und ohne Schick, aber Lab: 

"Selber doof! Und immer einen dooofer alf Du! So." Der Stefan lifpelt.

Ich, noch schluckend, Brot, Salami und die ganze Not, sublimierte, was Stefan, 7, hier schrieb.
Ein Dialog entbrannte über die Frage, was von Kindesbein vom Kindessein so übrigblieb.
Denn die kluge 1a-er Schülerin Sibylle antwortete: 

"Man kann Dich nicht ernst nehmen."

"Was ist ernstnehmen, Herr Bravo? Und kann ich es werden??", schrieb Stefan verzweifelt mit Herzchen auf dem 'i'.

Ein Kindgericht! Hier wird ein Kind gerichtet!
Schrie ich in meine Notfallverordnung. Ich las und brach und brichte brach, was dann noch und dort geschah:

Der Doofi-Stefan aus der 1b, und es entbrannte: "Dann habe ich daf erreicht, waf andere anstreben.
Klug ift doof. Nochmal 'so'. Und außerdem: Mädchen können gar nicht richtig popeln.
Sollen sie erft mal beweisen."

Ich überflog die Zeilen, Ton und Rhythmus, mit dem kein Kind mütt muß.
Und fand: Die ganze Qual. In Durchschlagpapier.

Anbei der Bericht der Schulbehörde:

...und so kam es, daß die kluge Sibylle den ganzen Tag mit dem Zeigefinger im Nasenloch herumlief.
In der Schule. Dann nachher noch im Supermarkt. Dann noch auf dem Fahrrad fahrend. Dann noch beim Klavierunterricht. Dann danach noch am Abendbrottisch. Später dann - sie gähnte - im Heia-Bett, bis sich das Licht für Kinder löschte um 7 Uhr.
Morgens wachte sie auf und stellte erschrocken fest, daß der Zeigefinger nicht im Nasenloch war. Schnell spitzte sie ihn hinein. Beim Zähneputzen. Beim Anziehen. Beim Weg zur Schule. Im Flur vor der Klasse. Dort, da traf sie auf den doofen Stefan von gestern. Sie sagte: "Ich bohre nicht. Ich insistiere."

Da war der Stefan ganz platt. Mit offenem Mund stand er da. Und dachte schon, Sibelle steckt jetzt den Finger rein. Boah, dachte er. So klug war sie. Die Sibylle hat aber tolle tiere.

"Trotzdem doof.", sagte er noch. Und ging in seine geliebte 1b. Während Sibylle in ihre 1a ging.
Die Türen schlossen sich. Und so trennten sich ihre Wege.

Und so - man kann es nachlesen - kam Schüttelbier auf seine berühmte Geschichte, und nannte sie 'Stefan und Sibylle'. Wenn Klassenzimmer Clan-Familien sind, und das zarte Band der Nähe der beiden Kinder, Mädchen und Junge, zerschnitten wird. Mit einer Kettenlaubsäge aus buntem Argwohn. Und dem Türkrachen der Schultüren der 1a und der 1b, das wie Dolch und Gift klang: Das A und das B.

Vereint und doch nicht verbunden. Und doch verbunden. Aber nicht vereint.

"Herr Schüttelbier war Lehrer an der Bibi-und-Tina-Grundschule.", fügte die Behörde in ihrem Bericht noch an. Und den weiteren Werdegang der Unglückskinder:

Sibylle starb eines erwartbaren Todes: Im Winter ihres 100. Sommerjahres.

Stefan heiratete eines dieser gelangweilten Super-Models. Sie hatten zwei Kinder.
Eines nannten sie Sibylle. Es war ihr Sohn. Ihr zweites Kind nannten sie 'Selfish Bloom Bitsh'.
Das Standesamt hatte damit keine Probleme.
Nur heimlich weinte der Stefan noch. Bitternestea umgab seine Kinderseele.

"Hätte Herr Bravo doch nur geantwortet. Im Hausaufgabenheft - im Alter von 7 - malte ich am liebsten Tiere." stand auf seinem Grabritualstein.

Der Brief erreichte mich um Jahrzehnte zu spät, notierte ich in meinem Büro und zeichnete gegen:

"Herr Bravo von der Sachverwaltung. Vermögensdelikte."

Noch heute beiße ich spät abends zur Not in ein Salamibrot.

Zwei Kinder verloren. Bleiben nur noch Millionen.
Bei den nächsten Millionen gebe ich mir mehr Mühe.
Was Kinder wohl vermögen.

"Wenn Vermögen zu einem Delikt wird." steht auf einer meiner Kaffeetassen.
Und "Tassen mögen Kaffee." auf der Rückseite.

Es ist mir eine Warnung.

Und auf dem Außenboden der Tasse steht:

"Häh-häh. Und Hemden auch. Jetzt mußt Du Dir ein neues anziehen."


Hätte ich mal die Tasse nicht umgedreht, glaube ich, ist die Botschaft. Das ist, glaube ich[*] die Lebensweisheit, die nützlich ist.

Das Schicksal der beiden Kinder: Wie Kaffee und Tasse.

Irgendetwas verschüttet sich immer.


Den Kaffee hätte ich gut trinken können, denke ich noch.

Die Welt da draußen ist und bleibt mir ominös.


Man muß nur stehenbleiben - und man sollte nicht lange darüber nachdenken - und man bewegt sich doch. Denn die Welt dreht ja einen mit. Und wer einmal um die ganze Welt läuft, kommt auch nur da an, von wo er vorher loslief. Ich verstehe so Vieles an Kaffee nicht.









*






(Ode/r an die Distanz: 

"Ich distanziere mich hiermit ausdrücklich von dem obig Geschriebenem. 
Es entspricht weder inhaltlich noch sprachlich meiner Lesewelt. Noch nicht einmal dem Bundesland. Noch nicht einmal dem Landkreis. Noch nicht einmal der Menschlichkeit. Noch nicht einmal der Mitmenschlichkeit. Und bei der Mitmenschlichkeit hört bei mir schon die Menschlichkeit auf. Ich distanziere mich. Andere tanzen. Ich distanze. Ich schrieb es zwischen zwei Tassen Kaffee. Anders läßt sich die Wirkung von Koffein nicht erklären. Es ist bedauernswert.")


*["Da fehlt ein Komma." - "Es fehlt vorübergehend. Es drückt das 'Vermissen' aus."]



Ich beschreibe, wie sich durch unterschiedlichen Klassenbesuch die einen zu Erwachsenen entwickeln - das sind die Klugen - und die anderen sich ihr Kindsein bewahren - dazu gehöre ich.

Die Klugen schreiben einem vor, wie man zu sein hat. Viele davon werden mentale Bundesverfassungsrichter und -richterinnen. Das ist leider so. Auch wenn sie es sich nicht eingestehen.

In alleinigem Vorsitz. In Absolutheit. In Alleingewalt. Über andere Menschen. Und behandeln Menschen wie absolute Dinge.

Über die sie absolut verfahren können.

Das brachte ihre Karriere vielleicht so mit sich. Schritt für Schritt. Urteil für Urteil. Und merkten es gar nicht mehr, wie sie sich entfernten. Wobei sie sich doch noch ganz sicher an den ersten Schritt erinnerten. Der war doch gerade eben erst geschehen. Hundert Schritte sind auch nur immer ein Schritt. Und einer. Und noch einer.

Wenn man - als Kind, das gar keine Karriere anstrebt und nur so ein bißchen rummalen will - ihre Absolutheit bezweifelt, werfen sie einem gerne den Status vor: Kind zu sein.

Oder daß man trödelt. Oder man soll den Bus nicht verpassen. Oder man soll gleich so sein, wie ein Bus: Ein Ding sein, das man bepacken kann. Mit ihren Erwartungen. Mit ihren Erwartungen.

Und drohen mit Liebesentzug. Wenn man es nicht tut.

Das Kind wird dann nicht mehr geliebt.

Sie stecken sich auch noch in der Nacht den urteilenden, mahnenden Zeigefinger in die Nase. Darum. Auch wenn er in der Nacht rausflutscht. Sie wollen sich gar nicht mehr mit ihrer Differenziertheit beschäftigen. Sie wollen sich gar nicht mehr differenziert mit Menschen beschäftigen.

Das finde ich absurd: Denn das Absolute ist schon das Kind an sich.

Das Differenzierte ist das Erwachsene.

Differenziert scheinen manche Erwachsene nicht mehr zu sein.

Sie machen sich zu absoluten Erwachsenen - und sind eigentlich wieder wie Kinder, denen sie das Kindsein aber schon vorwarfen. Das beschämt.

Sie sollten es sich mal selbst vorwerfen. Vielleicht haben sie den Spaß an der Karriere verloren.

Vielleicht sollten sie sich mal selbst vorwerfen, wo sie den Vorwurf erheben. Und nicht so tun, als wäre das Internet ein einheitlicher Ort:

Es besteht aus großen Städten und kleinen Dörfern.

Dies hier ist noch nicht einmal ein kleines Dorf.

Es ist ein Ort.

Manche schreiben, als schrieben sie aus einem Ort, aber schreiben aus Großstädten.


Ich schrieb es, es erheiterte mich.


Es ist müßig über Beweggründe zu urteilen:

Daß ein Kind seine Zeit besser nutzen sollte. Ich schrieb es, es erheiterte mich.

Das ist Beweggrund für mich genug.

Die sinnvolle Zeit nutzt sich nicht. Sie ist.

Da frage ich mich, wer hier eigentlich der differenzierte Erwachsene ist. Und wer das absolute Kind.
Und wer seine Zeit besser nutzen sollte, um wieder Spaß am Leben zu haben. Und sei es, einen Ort wie diesen zu erschaffen.

Bei vielen tollen Menschen denke ich, Ach, schade, daß sie nicht schreiben. Vielleicht, weil man es ihnen nicht zutraut. Ich würde es lesen. Es gibt zu wenig zu lesen von Menschen, die sich nicht verbarrikadisieren. In ihren Großstädten. In ihren Karrieren. In ihren Erwartungen. Und wenn sie schreiben, verbarrikadisieren sie sich wieder. Da wird die Stadt zum Dorf, und das Dorf zur Einöde.

Großstädter - und Kleinstädter - sollten diesen Ort verlassen. Er wird ihnen keinen Nutzen bringen.

Dieser Ort erfüllt keine Erwartungen. Und will auch nicht abgeholt werden. Wie ein kleines Kind.
Ich nutze meiner Zeit, wie ich will.

Ich bitte darum.


Sonntag, 5. November 2017

Die 5-Minuten-Terrine


"Oh, schöner Busen.", sage ich.

Ich bin Mann, und ich darf das sagen.


Denn ich sag' das ja nicht öffentlich.



Die Frau in mir, die Frau in mir, die nicht zuhört, schümpft:

"Du schaust nur auf den Busen! Na, klar!"


...und dann kommen Worte aus ihrem Mund - aus der Frau in mir -, und aus ihrem Mund kommen Worte, die wohl aus ihrem Mund kommen.

Denn sie kommen ja aus ihrem Mund.

Und darüber ist die Nase. Und da sind noch zwei Augen und was zwei Augen so mit sich bringen und da ist noch die Stirn und da gibt es noch die Worte, die irgendwas in ihre Haut schrieben, die sich faltet und verwerft, die jemand zu ihr schon vorher sagte. Und was da jetzt so geschrieben steht.

Das weiß ich. Denn ihren Mund kenne ich.

Na, klar... hört sie nicht zu. Denke ich. Typisch Frau. Denke ich. Frauen hören nicht zu.

Daß ich 5 Minuten lang mir ihr Gesicht angeschaut habe - und dabei nichts gesagt habe -, hört sie nicht.

5 Minuten hört sie nichts.

Und ich denke darüber nach, was man so alles in 5 Minuten nun so machen kann:

Die 5-Minuten-Terrine. Die 5 Weisheiten des Lebens nachschlagen. Die 5 Tiere in Afrika googlen.
Die 5 Must-Haves der Saison. Die 5 Finger nach Vollständigkeit hin nachzählen.
Die 5 Farben malen, die ich am meisten mag.
Die 5 Gemälde der Geschichte unter anderem Malernamen veröffentlichen lassen: Was für ein Durcheinander!
Die 5 Dinge am liebsten machen, die ich am liebsten mache: Nämlich nichts, nichts, nichts, nichts und am allerliebsten nichts.

Natürlich schaue ich nicht 5 Minuten öffentlich ein Gesicht an. Da gibt's eh nichts zu sehen, denke ich. Das geht mich nichts an.

Weil ich aber nun damit beschäftigt bin - mit ihren Worten -, damit beschäftigt bin, lieber nichts zu sagen, und ich mich lieber noch mal vergewissere, woher denn ihre Worte kommen, schaue ich lieber noch mal nach, woher ihre Worte kommen: Ja, eindeutig aus ihrem Mund.

Und der bewegt sich und bewegt sich und bewegt sich und: Bewegt er sich? Und ja, er bewegt sich und bewegt sich und bewegt sich...

Und daß ich deshalb weiß, daß ihre Worte aus ihrem Mund kommen - den kenne ich ja schon fünf Minuten - und nicht aus ihrem Busen - den kenne ich nach fünf Minuten erst seit fünf Sekunden.
Und für fünf Sekunden bin ich normalerweise nicht gesprächsbereit. Selbst für 1 Sekunde bin ich nicht gesprächsbereit.

Dann denke ich mich lieber weg.

Vielleicht sollte ich einfach mit dem Busen reden, denke ich dann lieber doch.

Und nicht mit dem Mund.

Der Busen, also, ist mir seit 5 Sekunden vorgestellt. Das reicht, denke ich, für Small-Talk.
Das ist lustig, denke ich. Small-Talk im Zusammenhang mit Busen.
Das ist dem Zusammenhang geschuldet. Denke ich. Ein Gespräch unter kleinen Leuten: Das ist der Zusammenhang. Deshalb Small-Talk.
Das sage ich aber nicht, sonst spricht der Mund der Dame wieder mit mir, den ich ja schon 5 Minuten kenne, und erkennt den Zusammenhang nicht:

Daß ich jetzt mit dem Busen spreche. Und nicht mit ihr. Und der braucht meine Aufmerksamkeit:

Dem geht es nicht gut.

"Na, Busen. Wie geht es Dir?", frage ich ihn stattdessen.

"Ach, geht so. Kannst Du etwas herunterkommen, ja? Dann können wir auf Augenhöhe miteinander sprechen."

"Ja, klar.", sage ich und setze mich hin, während der Mund spricht ...und spricht ...und spricht.

"Ich weiß, es ist nicht einfach. Aber mir kannst Du es sagen. Ich höre Dir zu."

"Das ist nett von Dir, Kumpel."

"Kein Problem. Dafür bin ich ja da."

"Danke. Also, es ist so. Ich weiß auch nicht, warum ich immer Probleme bereite. Ich will doch einfach nur meine Dinge machen. In Ruhe."

"Das verstehe ich nur zu gut."

"Alle beurteilen mich nach dem Mund. Aber mit dem Mund pflege ich nur eine lose Verbindung."

"Wie oft tut man Dir weh."

"Oft."

"Nimmt man Dich nicht ernst?"

"Es ist alles schon sehr kompliziert. Aber eigentlich ist alles ganz einfach. Es fing damals in der Schule an."

Und dann erzählte mir der Busen seine Leidensgeschichte, und ich nickte, und ich versuchte, ihn mit besänftigen Blicken aufzubauen und versicherte ihm, seine Geschichte vertraulich zu behandeln und dem Mund nichts zu sagen.

"Das ist schlimm.", sagte ich ihm, als er nach 5 Minuten verstummte. Wir schwiegen.

Dann, nach weiteren 5 Minuten, sagte ich:

"Weißt Du. Ich schaue Dich meistens gar nicht an. Ich habe Dich eigentlich immer übersehen. Ich schaue mir das Gesicht an, doch der Mund, der redet und redet und redet.
Aber der redet nicht mit mir. Der redet mit sich. Und der redet mit anderen Mündern. Und die reden dann auch. Und reden mag ich auch nicht so gerne. Ich will auch nur meine Ruhe haben.
Ich will mich auch nicht immer ständig rechtfertigen müssen. Eigentlich will ich nur in Ruhe meine Autos gucken.
Und Du willst nur in Ruhe Deine Dinge machen. Mußt Dich aber immer dafür rechtfertigen. Ich verstehe Dich nur zu gut.
Ich habe auch keine Lösung für Dein Problem. Ich will auch gar nicht mehr sprechen."

"Ich spreche auch nicht gerne über meine Probleme.", sagt der Busen noch leise. "Aber danke, daß Du mir zugehört hast, Kumpel."

"Ich habe zu danken. Man wächst über sich hinaus, wenn man sich einfach nur zuhört. Dann traut man sich, auch wieder was zu sagen.
Und dann ist auch gut. Und dann braucht man auch nicht mehr über uns reden. Uns kleinen Leuten. Laß die anderen reden: Münder, die über Münder reden.
Sollen die ruhig reden. Und wir hören uns nur selber zu."

"Ja.", sagt der Busen noch, bevor wir uns verabschieden. "'Wir müssen reden' sagen immer nur die, die immer reden müssen, weil die einen Mund haben...

...aber keine Ohren."

"Kenne ich. Das sind dieselben, die immer schreiben, aber immer nur gelesen werden wollen. Zugeben, daß sie lesen, tun sie nicht. Deshalb schreibe ich's mir hinter die Ohren. Um es nicht zu vergessen. Ich höre auf meine Ohren."

"Kein Wunder,", sagt der Busen noch hinterher, seinem redenden und redenden und redenden Mund folgend, "daß wir keine Lust mehr haben, mit anderen zu sprechen. Wir bleiben still. Du hältst still, ich halte still. Aber, das ist gut. Dann haben wir drei endlich unsere Ruhe. Tschüss, war schön. Und mach's gut."

"Mach's besser Kumpel. War schön mit Dir.", rief ich noch nach, ihm viel Glück wünschend. Er bog um die Ecke.

Und dann schaute ich ihn nie wieder an.

Niemand soll den Verdacht äußern, wir hätten miteinander gesprochen. Das bleibt unser Geheimnis.

Warum wir dann unsere Ruhe haben:



Wir Kleinen halten zusammen.







*