"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Dienstag, 21. November 2017

Merkblatt 11.7: "Einsamkeit ist Schmutz!"


Mit Interesse nehme ich zur Kenntnis - und hefte das gleich zwischen Kontoauszügen, leeren Plastik-Haribobeuteln und Mietnebenkostenabrechnung ab -, daß man sich mittlerweile zum 'Allgemeinen Vereinsamungsstand' äußern muß.

Wie jeder Ordnungsbürger halte ich mich bezüglich der Vereinsamungsvorschriften des Landes auf dem Laufenden und ich bekam diesbezüglich einen Brief von der städtischen Behörde zugestellt.

Ich lese da raus:

Der Allgemeine Vereinsamungsstand ist von allgemeinem Interesse... 
Endlich greifen auch die Behörden durch... 
Kaum vergeht ein Tag, an dem nicht ein krasser Fall publik wird...
An dem nicht davor in Warnrubriken vor dem Vereinsamungsstand gewarnt wird...


Sehr geehrte Damen und Herren,

aufmerksame Bürger beklagen diesigen - den Vereinsamungsstand -, und in diesem Zusammenhang möchte ich noch mal auf die Allgemeinen Anforderungen 'Einsamkeitsdelikte' hinweisen, deren Bußgelder sehr hoch ausfallen, damit nicht unvermittelt das hier zuständige Ordnungsamt Abt. 'Allgemeine Vereinsamungsverschmutzung' an die Türe des vermeintlichen Verstoßers klopft.

Damit dies nicht geschieht, beachten Sie bitte Merkblatt 11.7, und unterstützen Sie die Behörden
bei der Einhaltung der 'Allgemeinen Vereinsamungsverschmutzungsbestimmung' ihres jeweiligen Bundeslandes.

"Vereinsamung ist Schmutz!" ist das Merkblatt übertitelt und stellt klar, wie mit diesem Schmutz umgegangen werden muß. Da "Menschen sind Schmutz!" nur knapp nicht durch den Bundesrat ging,
einigte man sich in der Kultusministerkonferenz auf vorbeschriebene Sprachregelung.
"Vereinsamung ist Schmutz!" greift unmittelbar in die kommunalen Hygienevorschriften ein. Halten Sie unbedingt den Namen des für Sie zuständigen Hygieneberaters bereit. Sie finden diese üblicherweise in allgemein zugänglichen Zeitungserzeugnissen im Anhang des Impressums des jeweiligen Ordnungsdekretums. Folgen Sie deren Hinweisen.

"Halten Sie die Umwelt sauber! Seien Sie der Erste!"

Was ist zu beachten, wenn vereinsamungsverschmutzte Menschen auf hygienisch einwandfreie Menschen treffen, fragen Sie sich?

Als erstes: Bewahren Sie Ruhe.

Auch wenn Vereinsamungsschmutz laut der World Health Organisation als nicht unbedenklich
eingestuft wird und stark ansteckungsförderlich wirkt, sollten diese einfachen Tipps Ihnen bei der Reinhaltung Ihres Umgebungsbereiches helfen.

Nachdem Sie Ruhe bewahrt haben, halten Sie Ihre Umgebung vor Verschmutzern rein.

Erinnern Sie sich, daß Schmutz eine Provokation ist. Klären Sie andere Menschen in Ihrer unmittelbaren Umgebung auf und verhindern Sie so prä-aktiv eine Ausbreitung des Infektherdes.

"Einsamkeit ist ein Infekt!"

Säubern Sie alle glatten Oberflächen, die in Kontakt mit dem Vereinsamkeitsverschmutzer gekommen sind mithilfe eines handelsüblichen Reinigungslappen. Benutzen Sie dabei nur sterile, neu erworbene Wischmittel. Putzhandschuhe aus Silikon mit CE-Zeichen werden dringend empfohlen. Verwenden Sie ausschließlich keimabtötende Reinigungsmittel auf Obsimochon-Basis. Diese finden Sie in jedem freihandelnden Warengeschäft wie einem Supermarkt. Achten Sie auf die Ätzbarkeit der Inhaltsstoffe, damit Sie auch stark verschmutzte und eingebrannte Vereinsamungsschmutzeherde reinigen können. Führen Sie diese Reinigung bei sich selbst durch.

"Ein Vereinsamungsverschmutzer hat mich angefaßt. Was kann ich machen?"

Wenn ein Vereinsamungsverschmutzer (noch) nicht den zuständigen Behörden gemeldet ist, informieren Sie diese bitte unverzüglich. Bewahren Sie Ruhe! Der mögliche Infekt ist in der Regel nicht sofort tödlich, dennoch sollten Sie die betreffene Körperstelle zügig desinfizieren (z. B. die Hand nach einem vermeintlich harmlosen Händedruck), und sie gegebenenfalls abschneiden falls Komplikationen wie vorübergehende Stummheit bei Vereinsamung auftreten.
Die Vereinsamungsansteckungsfallkräfte sind auf solche Notfälle eingerichtet. Abgeschnittene Gliedmaßen, die mit dem Vereinsamungsschmutz in Berührung gekommen sind, können ohne Weiteres wieder angenäht werden. Legen Sie diese in Eis.
Verlieren Sie nicht den Kopf! Aus Panik abgeschnittene Zungen wegen ungewohnter Ruhelage der Zunge, was bei Vereinsamungsverschmutzern häufig auftritt, können wieder aufgebaut werden, indem 10 Zentimeter lange Hautstreifen aus dem Oberschenkelbereich als Spenderzunge fungieren. Aber: Verlieren Sie nicht den Kopf! 

Sollten Symtome wie Grübelhusten oder Leerer-Blick-aus-dem-Fenster-Langatmigkeit auftreten, oder noch schlimmer: das Florian-Silbereisen-Fernseh-Konsum-Symptom, dann gehen Sie unverzüglich kalt duschen. Das kann die Symtome kurz abmildern. Bitte achten Sie darauf, daß das Wasser gesondert gesammelt werden muß, da es durch den Vereinsamungsschmutz kontaminiert ist.
Kontaminiertes, einsames Wasser, so die offizielle Bezeichnung, darf nie ins Grundwasser gelangen!
Unterlassen Sie aber nicht, den Notruf zu wählen.
Schnelle Einbindung der Notfallkräfte ist unabdinglich für eine gedeihliche Genesung!

"Es wird von schweren Fällen in den Medien berichtet. Besteht Gefahr für Kinder? Und wo kann ich mich impfen?"

Verfolgen Sie die Berichterstattung. Bewahren Sie Ruhe.
Ausgewiesene Experten und Expertinnen kümmern sich um Ihren Fall.

Ratgeber beschreiben ausführlich Vereinsamungsschmutzimpfimplikationen. Meiden Sie Menschenansammlungen!
Darunter könnte sich ein versteckt Vereinsamter befinden!
Gehen Sie nicht alleine auf die Straße, damit man Sie nicht mit einem Vereinsamungsverschmutzer oder einer Vereinsamungsverschmutzerin verwechselt! Bei Alleinstehenden besteht eine höhere Verwechslungsgefahr. Geben Sie sich gleich in die Obhut der Behörden! Die können den Sachverhalt abschließend klären.
Auf Antrag kann Ihnen ein Vereinsamungsverschmutzerunbedenklichkeitsausweis erteilt werden.
Tragen Sie den immer gut sichtbar in einer klarsichtfolierten Außenjackentasche!

Meiden Sie alle potentiellen Vereinsamungsüberträger. Bleiben Sie im Haus. Bleiben sie allein.
Verklagen Sie mittels Online-Vordruck alle, die Ihnen vorwerfen könnten, vereinsamt zu sein.
Das ist ein schweres Vergehen!
Der Gesetzgeber hat großzügige Entschädigungszahlungen für Denunziationsdelikte vorgesehen.

Doch seien Sie gewiß: Nichts ist heutzutage so schlimm, wie der Vorwurf, vereinsamt zu sein.
Sie nehmen sich damit aus dem öffentlichen Gefüge, dessen wertvolles Mitglied Sie sind und dieses Sie um diesen Wertgehalt mindern. Diese Provokation wird nicht toleriert. Die Behörden greifen hart durch. Es herrscht die Null-Schmutz-Toleranz-Schutz-Politik.

"Einsamkeit ist Schmutz!"

Sie könnten damit auch potentiell andere beschmutzen.

Der beste Schutz vor Schmutz ist: Legen Sie sich eine Zweitpuppe zu.

Wenn sie sich zuhause aufhalten, halten Sie das Licht gelöscht.
Lassen Sie sich durch einen Telefon-Bot anrufen, aber gehen Sie nicht dran. Lassen Sie es klingeln.
Erzeugen Sie den Eindruck bei Ihren Nachbarn, sie seien unterwegs.
Benutzen Sie in 12-Stunden-Schichten öffentliche Verkehrsmittel.
Achten Sie darauf, daß andere Busbenutzer Sie bemerken und Ihre Anwesenheit zum Zwecke des Wertgehalts der öffentlichen Sichtbarkeit bezeugen. Hüsteln Sie, wenn Sie einen Bus oder die Bahn besteigen. Nicken Sie sich gegenseitig zu. Man wird sich darunter gegenseitig erkennen und gegenseitig bezeugen.
Zur Not lassen Sie sich den Vereinsamungsverschmutzerunbedenklichkeitsausweis zeigen.
Zeigen Sie den auch dem/r Busfahrer/in vor.

Bewahren Sie Ruhe! Verfolgen Sie die Berichterstattung. Lesen Sie dieses Merkblatt durch.
Verschmutzen Sie durch Ihre Einsamkeit nicht andere!

Sind Sie alleinstehend? Fordern Sie das Merkblatt "Alleinstehende" an.
Darin sind weitergehende Verhaltensmuster aufgeführt, wie Sie mit der Situation der Verwechslungsgefahr umgehen können.

Und bedenken Sie: "Schmutz ist plural! Immer."

Also gehen Sie nie allein.

Verlassen Sie nur mit einer Gummipuppe - Ihrer Zweitpuppe -, die das Aussehen eines unbedenklichen Verwandten hat, das Haus. Diese erhalten Sie in zertifizierten Fachgeschäften.
Sind Sie zuhause und das Licht brennt, stellen Sie zwei Gummipuppen vor das Fenster.
Die Nachbarn werden es nicht ahnen, daß Sie alleine sind.

Ein erfülltes Leben ist so auch für Sie möglich.
Sie müssen sich nur merken, daß Sie für andere leben.

Und für andere sind Sie immer Schmutz.

Heften Sie jetzt das Merkblatt ab.


Mit freundlichem Gruß


Ihr Ordnungsamt Abt. 'Allgemeine Vereinsamungsverschmutzung'



Dieses Schreiben wurde maschinell erzeugt und ist auch ohne Unterschrift gültig.



Im nächsten Merkblatt: "Sinnerfülltes Leben auch ohne Gefühle".

Kontrazeption mittels Spritze oder Nasen-Spray?
Was ist der beste Weg?

Lesen Sie auch dazu:

"Medizinische Sensation! Transplantation: Junge, 9, lebt seit einem halben Jahr mit Spendergefühlen.
Wie er lacht, wie er singt, wie er tanzt. Was ihn von anderen Kindern mit angeborenen Gefühlsorganen unterscheidet, was ihn verbindet. Und warum er seiner Spenderin, Hildegart M., 52, verstorbene Rasiermesserschleiferin aus Idar-Oberstein, immer dankbar sein wird:

"Ich werde ihre Spendergefühle immer in Ehren halten. Sie hatte so viele davon. Jetzt sind sie ein Teil von mir. Ich will auch Rasiermesserschleifer werden. Man kann sich sogar auf Mehrklingenschleifen spezialisieren, hat sie mir vor dem Eingriff gesagt. Jetzt vermisse ich sie. Mein erstes Gefühl war das 'Vermissen'. Das Schleifen wird mir helfen. Ich bin ihr so dankbar."

Und: Warum nur wenige spenden.

Muß ein Gefühlsspendeausweis her? Oder genügt auch Aufklärung?


Der wissenschaftliche Stand heute.








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Freitag, 17. November 2017

Durchschnittig


Durchschnittlich gibt es nur zwei Autorinnen, die man lesen kann, eine Hausfrau, eine Comedienne, eine, die man lesen könnte, und Marzipankartoffel kann man auch lesen, wenn man mit dem Fingernagel Augen und Mund hineindrückt, dann kann man die auch lesen, bevor man die ißt. Aber nur, wenn man die vorher bei Lidl gekauft hat.

Mit der einen bin ich nie einverstanden, die schreibt ja auch immer, was sie will.
Mit der anderen bin ich immer einverstanden, auch wenn ich nie weiß, was die will.
Die Hausfrau schreibt auch, was sie will, weiß aber nie - also ich -, worauf die hinaus will.
Aus dem Haus vielleicht, denn sie ist ja eine Hausfrau. Deshalb heißt es ja Hausfrau und nicht Gehwegfrau. Ich will auch nicht aus dem Haus. Bin ja kein Gehwegmann.
Die Comedienne schreibt auch immer was. Was auch immer, aber die schreibt komisch.
So, als ob die schreiben will, wie sie schreiben will. Benutzt aber nur Bilder. Und lesen hilft da auch nicht weiter.
Und die eine, die man lesen könnte, könnte man sich auch mal durchlesen.
Ich habe also fünf.

Fünf ist kein guter Durchschnitt.

Fünfzehn Bücher habe ich mal gelesen. Den Faust in der Schule eingeschlossen, den ich in der Klausur gelesen habe: "Interpretieren Sie Seite 26 bis Seite 53."
Dann habe ich den Faust gelesen von Seite 26 bis Seite 56. Ich hatte vier Stunden dafür Zeit. Ich bekam eine drei dafür.
Bücher lese ich nicht, da sind mir zu viele Bilder drin. Ich könnte anfangen damit, ein Buch zu lesen,
aber dann müßte ich es schreiben. Und so viel will ich auch nicht lesen.
Ich habe Marion Zimmer Bradley gelesen, Die Feuer von Troja und Die Nebel von Avalon, weil die dick waren.
Zu der Zeit war ich dünn und lief acht Kilometer und hängte zwanzig Bahnen Schwimmen dran.
Dicke Bücher kann man nur lesen, wenn man dünn ist. Stephen King war auch dick. 'Es' war dick genug für einen dünnen Jungen. Sergeant Maitrel würde dankbar sein. Als es noch die Bundeswehr gab, gab es auch noch den Arrest. Ich war abwesend von der Truppe und las Herr der Fliegen unter Arrest. Auf Englisch. Ein dünnes Buch.
War aber nicht dick. Weißt Du, was wirklich dick macht? Genau. Kleine, französische Baguettes. Also, die Kurzen.
Die so aussehen wie Marzipanbrot - nur ohne Schokolade. Die gibt es in Deutschland nicht, vielleicht, weil die deutschen Bäcker nicht wollen, daß man dick beim Lesen wird.

Zurück. Natürlich darf man niemanden lesen, das ist zu intim. Und die, die ich lese, dürfen das auch nie erfahren.
Nachher schreiben die noch irgendwie anders, und dann hätten es Leser wie ich vermasselt, ihnen
zuzulesen wie Anthropologen, die auf versteckt lebende Urvölker stoßen im Amazonasgebiet, und man will sie nicht mit Zivilisation infizieren, damit sie nicht an einem Heuschnupfen dahinraffen.

Andere zu lesen, habe ich versucht, aber der Versuch war schlecht von mir. Ich bin ein schlechter Leser.
Und der Versuch scheiterte an mir. Ich bin Durchschnitt, was den Versuch angeht.

Ich bin mal zweihunderteinundsechszig auf der Autobahn gefahren. Das ist mein persönlicher Rekord.
Ich bin auch mal Schrittgeschwindigkeit durch eine Fußgängerzone gegangen. Ich ließ andere überholen.
Ich habe zwei Füße, und ich halte auch da einen guten Durchschnitt. Nicht jeder kann dankbar für seine Füße sein.
Ich konnte mal zwei Minuten und 38 Sekunden die Luft anhalten und 50 Meter unter Wasser schwimmen. Ich schwimme jetzt nicht, denn jetzt ist es mir zu kalt.

Ich habe mal Enten gesehen, die im Herbst im Wasser schwimmen. die sind dumm. Warum gehen die nicht in ein Hallenbad und schwimmen dort? Ich habe die Spinne gelesen, die heißt jetzt Spider-Man, und ich habe die Rächer gelesen, die heißen jetzt die Avengers. Ich habe auch den grauen Hulk gelesen.
Ich habe das lustige Taschenbuch gelesen, da war eine Seite immer schwarz-weiß und eine Seite farbig. Ich halte Farbe für fortschrittlich.
Eine Dekade war ich mal in einer Beziehung. Ich halte Beziehungen für fortschrittlich. Ich bin mal
vom 5 Meter-Turm gesprungen, da war kaltes Wasser drin. Ich bin mal von einem 5 Meter-Turm gesprungen, da war kein kaltes Wasser drunter. Für sechs Sekunden war ich zwei Zentimeter kürzer.
Was nicht dumm war, denn wer kleiner ist, hat mehr Platz unter dem Himmel.

Ich habe drei Fernsehsender. Ich könnte mehr haben, wenn ich umschalten würde. Zur Zeit sind Südamerika-Dokumentationen bei mir trendig. Südamerika hat einen Kontinent und einen Berg. Der zieht sich aber in die Länge. Ich habe eine Biographie, aber die zieht sich auch in die Länge. Ich habe mal einen Australier getroffen, der zog sich auch mal in die Länge.

Durchschnittlich trifft man einen Rassisten, einen Nazi und einen Idioten im Leben.

Der Rassist war Bure und nannte Schwarze Kaffa. Der Nazi nannte den Rassisten einen Idioten, sind doch alles Idioten, und beide trafen auf mich den Idioten. Ich habe sehr viele komische Menschen getroffen, deshalb kann ich auch gut mit Enten. Ich habe mal einem Obdachlosen einen Schlafsack geschenkt.
Das habe ich auf der Habenseite.

Ich habe auch mal Enten gefüttert, bevor es verboten wurde. In Deutschland habe ich auch mal eine Schlange gesehen.
Ich habe mal einen blauen Eisvogel gesehen und einen bunten Buntspecht. Einen Iltis habe ich mal gesehen, und Glühwürmchen habe ich mal als Kind gesehen, bevor die verboten wurden.

Ich habe mal weiße Beeren zwischen Daumen und Zeigefinger zerquetscht.
Das hat Spaß gemacht. Rote Vogelbeeren zerquetsche ich nicht zwischen den Finger, weil das eine Sauerei gibt. Ich habe viele Schmetterlinge im Sommer gesehen. Zweimal habe ich verliebten Pärchen, die mir beim Spazierengehen begegneten, gesagt: "Was ist schneller als Licht? Die Liebe! Sie erreicht einen schon, bevor man sie erblickt." Der junge Mann, der mir begegnete, war nicht angetan, die junge Frau strahlte.
Beim zweiten Pärchen habe ich gesagt: "Die Liebe ist wie ein Schmetterling. Fange einen, dann ist euch die ewige Liebe sicher. Doch Obacht! Verletzte nicht dabei den Flügel. Sonst werdet ihr ewig Unglück haben. Traust Du Dich? Fange einen Schmetterling. Doch verletz' den Flügel nicht." Der zweite junge Mann zeigte mir daraufhin seinen Bizeps.
Die zweite junge Frau strahlte. Ich glaube nicht, daß junge Männer Romantik können.

Ich spreche auch üblicherweise nicht mit Menschen. Einmal habe ich einem älteren, grüßenden Pärchen am See gesagt: "Der See ist rund. Wenn man einmal rum ist, ist man wieder da, wo man mit der Aussicht anfing. Warum also rumgehen?"
Ich muß mich trauen, fremden Menschen etwas zu sagen. Aber wenn sie mich schon anlächeln, kann ich nicht anders, ihnen meine Meinung zu geigen. Aber sowas von.

Denn üblicherweise spreche ich nicht mit Menschen. Es sei, sie laden mich zur Torte ein. Ich habe durchschnittlich eine Ausrede.
Oder sie fragen mich, ob ich ihnen Geld leihen könnte. Durchschnittlich hat man fünf Euro Schulden bei mir.

Fünf ist ein guter Durchschnitt.

Vielleicht lese ich deshalb nicht mehr als fünf, weil ihre Geschichten - also die der anderen - keine Biographie haben.

Mit meinen fünf Autorinnen bin ich zufrieden.

Sie sollten es nur nicht mit den Wörtern übertreiben.

"Wenn Du anfängst zu schreiben, achte darauf eine Biographie zu haben.", würde ich jedem Baby sagen.

"Hat mal studiert..." ist keine Biographie. Das lesen nur Menschen, die mal studiert haben.

"Hat mal, während sie studierte, Enten gefüttert..." ist schon mal eine gute Biographie.

Ich kann mich gleich in die Ente hineinversetzen. Das ist meine durchschnittliche Begabung.


Ansonsten halte ich Distanz zu denen, die schreiben.


Leser sollten das Gesamtwerk beim Erschaffen nicht stören.







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