"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Dienstag, 17. September 2024

Das Faß, das den Tropfen zum Überlaufen bringt.

 

Tolles Bild.



Als ein Gedicht auf eine Hauswand geschrieben wurde, hätte sich der Autor sittengemäß vertraglich zusichern müssen, daß, wenn das Gedicht  entfernt, übermalt oder ausgewechselt wird, daß das Haus abgerissen werden muß und 5 Millionen Euro an Schadenersatz gezahlt werden müssen.
So würde ich das machen. Was ist mehr wert: Ein abgerissenes Haus. Oder ein Gedicht.

Wieviel ist zuviel. Ab wann kann man nicht mehr. Wann muß man einen Hilferuf absenden. Ist man dann überhaupt in der Lage. Hat man Liebste, die das erkennen, wenn man es selbst nicht bemerkt. Das Faß, das den Tropfen zum Überlaufen bringt. Es kommt auch auf das Faß drauf an. Viele Tropfen füllen ein Faß. Viele derselben Tropfen füllen ein großes Faß nicht. Und warum ist es überhaupt schlimm, wenn ein Faß voll Wasser überläuft, wässert das Wasser dann nicht den Boden. Ist das Faß nicht überflüssig, um im sprachlichen Bild des Fließens zu sein.

Alles Sätze ohne Fragezeichen. Fässer fassen eine bestimmte Menge an Wasser. Das habe nicht ich bestimmt, das haben Menschen bestimmt. Wie groß kann ein Faß werden. Wie groß ist das menschliche Maß. Wie groß ist das menschliche Fassungsvermögen. Wer bestimmt das Kleinliche, wer das Großhabige. Ab wann ist ein Gedicht zu groß für eine Häuserwand, ab wann bricht die Hauswand unter der Last des Gedichtes zusammen. Wie groß müssen die Buchstaben sein. Schaut man überhaupt nach oben. Hebt man den Kopf. Liest und versteht das Geschriebene und kann das überhaupt begreifen in einer Stadt, die zum Boden geneigt ist, daraufhin ausgerichtet ist, wasserwaagengleich Schritte mit Füßen lenkt in Bahnen, die von Planern und Bestimmer vorgebaut sind. Ab wann ist ein Hilferuf laut genug. Kann man den unterscheiden von den Schreien von Mädchen auf einem Grundschulhof, wenn große Pause und nur großartige Freude ist. Wieviele Geräusche, Lärme und Knalle müssen entfallen, bis
man ein Murmeln hört. Warum sucht sich ein Wassertropfen ein Faß aus und fällt nicht gleich daneben zu Boden. Wie groß kann ein Tropfen werden. Ist ein Regentropfen schneller unten auf der Erde gegenüber einem Faß voll Wasser, wenn man es aus gleiche Höhe vom Himmel zum Boden fallen läßt. Steht ein Wassertropfen im Gespräch mit der Erdanziehungskraft, daß sie ihm sagt, "Mach' schneller." Wieviele Häuser müssen abgerissen werden, bis ein Gedicht stehen bleibt. All das ist ein weites Feld. Aber auch ein weites Feld wird beackert. Ein weites Feld wird auch beackert. Ein weites Feld wird auch bewässert. Ich beschaue die Welt und die Felder und die Häuser und die Fässer mit den Augen, die mir Bilder schenken oder geizen und strafen und belohnen und geben, um sie zu teilen in einem Kosmos, der nicht zuhört, weil er abgelenkt ist mit den Schicken des Schicksals, nur das zu hören, was ihm mißlingt und nicht einzugreifen, bei Gelingen. Ich habe bei Dir das Bedürfnis, "Das stimmt nicht." zu sagen.

Ich habe das Bedürfnis, dem Kosmos zu sagen, daß es da mehr gibt als die Insichgekehrtheit. Ich habe das Bedürfnis, dem Kosmos zu sagen, "Das Faß ist nicht voll. Der Tropfen ist schneller als Gravitation ihn anziehen kann. Die Erde ist nicht rund: Sie ist ein Kreis und noch ein Kreis und noch einer und noch einer. Wasser ist Leben: Es lebt."



*


Agness ist ein Freak.

 

Agness ist ein Freak.



In einer Welt der häßlichen Menschen ist die Schöne der Freak.

Agness ist ein Freak. Agness ist ein Freak, weil sie unfaßbar schön ist. Menschen haben ein Aussehen, viele Menschen, viele Aussehen. So viele schöne Menschen gibt es gar nicht. Wer der Freak ist, oder keiner, da sammel' ich noch, vielleicht schreibe ich was drüber.

Und während ich so schreibe und noch sammel' und mir um mein Aussehen Gedanken mache - während meine Selbstgespräche ruhiger werden und mich beruhigen -, laufen Bilder ab, die ich mir vorführe, nachdem ich aus der Stadt kam und mir stattdessen als Fernsehen, den ich weggegeben habe, anschaue. Ich muß mehr hinsehen, als ich mich mühte, nicht hinzusehen, ich muß nicht wegsehen, als ich wegsah, so kann ich schauen, was mir gefällt, und es gefällt mir wenig. Menschen haben ein Aussehen, viele Menschen, viele Aussehen. Es sind zuviele Bilder und zu wenige schöne. Ich schaue mir Häuser an, Autos, Busse, Gesichter, Körper, Fahrräder, Tauben, Straßen und den Boden. Den Boden beschaue ich am meisten. Und nur, wenn ich mutig bin, blicke ich hoch. Das ist mein Mut. Ich lobe mich für meinen Mut zuhause, der Ort, der mich kennt, wenn ich mich doch traute und meinen Augen traute. Dann freue ich mich, doch hingeschaut zu haben, dann habe ich eine Erinnerung, die ich mir immer wieder zutrauen kann. Ich mach' es mir gemütlich. Keine Klagen, kein Schaden.


Agness.


Fernsehen geht noch nicht.

Fernsehen geht noch nicht, ich bin schwer beschädigt. Wenn ich Dinge sehe, Fernsehen zum Beispiel, das man im Internet sieht, erinnern sie mich an andere Dinge, die ich schon gesehen habe. Zu wenige schöne. Menschen haben ein Aussehen, viele Menschen, viele Aussehen. Und vielleicht ist das ja ihre Superkraft. Sich so zu geben, wie sie sind. Sich das Aussehen zu geben, das mißlingt. Vielleicht sind ja alle Superwesen, und ich bin der einzig Normale. Oder aus der Sicht der anderen sind sie normal und ich bin der Freak, kann auch sein. Der einzige ohne Superwesenkräfte. Und Agness ist der Freak. Wenn das alles Superwesen sind, kranken sie mit der Zeit an ihren Kräften, wenn sie doch nur ein normales Leben führen wollen und Schönheit sie hindert.

Agness ist so schön, daß man sie wegheiraten möchte. Daß man ein schönes Leben mit ihr führen möchte. Daß man Kinder mit ihr haben möchte. Mit Agness gibt es nur schöne Bilder, nur schöne Erinnerungen, die in der Zukunft liegen und schon erschaffen sind, denkt man an sie in der Vergangenheit. Wir haben es verdient, Freaks zu sein. Das ist aufmüpfig. Das ist revolutionär. Agness ist so schön, daß sie mich schön macht. Agness ist so hübsch, daß sie Dinge hübsch macht. Agness macht Dich gutaussehend. Bin ich der, den Du in mir siehst, macht Agness Dich lehrend, den zu sehen, der nicht blickt. Agness macht jede Bushaltestelle schön, jedes Wartezimmer. Das Triste fröhlich. Und begegnet Agness Dir, sei nett zu ihr, sei freundlich, sei zuvorkommend, sei hilfsbereit, sei ein Wesen ohne Superwesenkräfte, sei der Freak, den Agness in Dir sieht, sähe sie nicht, wie Du Dich mühst, daß sie Dich liebt. Agness ist kein Freak.


Agness ist kein Freak.


Bin ich verliebt in Agness?

Nein.

Aber ich wäre es gerne. Agness mach Liebe wieder schön.


Agness macht Liebe wieder schön.


*