"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Donnerstag, 17. Juli 2014

Mir ist so… ‚meta‘ heute.



„…ein kleines Meisterwerk kontemparistischer Natur, vergleichbar nur mit den frühen Werken eines Bukowski oder Thomas von Aquin. Eines Pico della Mirandola. Eine Schöpfung aus der inneren Mitte heraus, Ganzkreis für den Synenergisten – außerhalb jeder Polydimensionalität. Originiert in den vier Super-Dimensionen: Actros, Ultros, Intros, Dystros…“



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„Gibt es noch ehrliche, aufrichtige und normale Männer auf diesem Planeten?“
(gefunden im Netz)



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Doch schauen wir uns diese Sentenz genauer an:

Ein Mikrokosmos des scheinbar Kleinen, der den geheimen Wunsch nach Nähe inkludiert.
Exoterisch eingewirkt in die drei adjektivischen Adverbien ‚ehrlich‘, ‚aufrichtig‘, ‚normal‘.
Ein Ermessen der validen Lebensmodelle. Exemplarisch für das heutige Sichtbild auf die Welt von Morgen.
Vom Idealismus durchzogen, um den eigenen Nihilismus zu supervoilieren.
Ein Aufbegehren.
Wider den Naturen der Bilder, die man im Kopfkino ex usu anschaltet, besieht und gleich darauf wieder durchzappt.
Um zu den nächsten zu gelangen. Den schöneren. Den bunteren.

Man stelle sich vor, wie dieser Satz sich setzt, wenn man seine Glieder anders fügt:

‚normal', ‚aufrichtig‘, ‚ehrlich‘.

Gleich fällt auf! Der zentrale Kern, um den sich alles dreht:

‚aufrichtig‘.

Als Zünglein an der Waage.

Dieser Kerngedanke im anthroposopho-logischen Idealismus – der im Gegensatz zum timonischen Ansatz das Glück in den Mittelpunkt stellt –, wird geschwächt durch das Element normal auf der einen und doppelt gestützt durch das Element ehrlich auf der anderen.

Ehre und Recht. Ehre, wem Ehre gebührt. Recht und billig.

Die Grundwerte des Menschen in der modernen Gesellschaft. Eine Tripolarität ex oriente lux. Letztlich Ausdruck der Trennung zwischen Homo und Fauna. Der rogante Versuch nach Nähe.

„Gibt es noch ehrliche, aufrichtige und normale Männer auf diesem Planeten?“

Diese Frage impliziert Zurückgezogenheit, Verlangen, Geborgenheit im Einvernehmen mit den täglichen Pflichten nach Liebe, Verständnis, Essen erlegen, Gängen zu Orten. Ein kleines Meisterwerk kontemparistischer Natur, vergleichbar nur mit den frühen Werken eines Bukowski oder Thomas von Aquin. Eines Pico della Mirandola. Eine Schöpfung aus der inneren Mitte heraus, Ganzkreis für den Synenergisten – außerhalb jeder Polydimensionalität. Originiert in den vier Super-Dimensionen: Actros, Ultros, Intros, Dystros.

Eine Erquickung des noiden Ballastes des Seins aus dem Ich-Bewußtsein zum Ego-Bewußten. Ein Schizein des Hebephrenischen. Im Kataleptischen nach Rodin‘s Denkenden:

Alle Segel baumeln: Im Wind der Flaute.

Am Ende können wir nur eines – Hoffen.
Am Ende können wir nur eines hoffen:
Daß Noia nicht zur Metanoia extangiert.


Oder: Mir ist so meta heute…





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„…ein Meisterwerk des Sublimen!...“


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„…versteht es [die Autorin], den Subtext zu betonen. Langsam wie eine Archäologin tastet sie sich mit ihrem Pinsel voran, um Geschichte – Zug um Zug, Strich um Strich – sichtbar zu machen…“


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„…knapp und ohne Schnörkel, einer Gardine ohne Bördeln gleich, überträgt die Verfasserin die Last des Daseins auf die Rücken all derer, die im Vokativ die Last mit Lust auf andere ordern…“


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„…hervorragend!...“


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„…ein Weltengemälde! Bei dem sich alles um die Ellipse dreht, die versucht auf flacher Leinwand Bahn zu brechen…“


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„…blitzt da ein kleiner Stern am literarischen Himmel auf? Klagenfurt, so hört man, hat schon seine Fühler nach der unbekannten Schriftstellerin ausgestreckt…“


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„...brutal, authentisch, rabiat. Brutal authentisch. In ihrer rabulistischen Rabiatität erschreckend offenherzig. Aber offen für das (männliche) Herz, das nicht gleich den gemeinen Dosenöffner bemüht, um den Brustkorb zu öffnen. Aber. Hört man da nicht auch ein verletztes Stimmchen schreien? Und wenn. Dann ist es eine starke Stimme…“


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„…phänomenal! Nein. Viel mehr. Ein Phänomen. Noch nie würde es so drastisch beschrieben…“


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„…und wenn schon dem Mann der Planet gehört, so bleibt der Frau – wie die Autorin genialisch subsummiert – nur die Flucht in den Weltraum. Doch der ist, und da ist sich nicht nur die Wissenschaft einig, bekanntlich größer. Noch nie hat das jemand so offen gewagt, auszudrücken – schon gar nicht eine Frau des Jahres 2014…“



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„…jedoch bei aller Euphorie über das meisterhafte Sezieren der männlichen Wesensanatomie sollte nicht zu kurz kommen: 3,5 Milliarden Männer auf diesem Planeten könnten irren. Und das ist der eigentümliche Irrsinn des brillanten Werkes der Autorin, den sie ans Tageslicht gebracht hat: sie könnte die anderen 3,5 Milliarden Frauen gemeint haben. Und diese, so der leise Verdacht, der sich aufdrängt, laufen den Irrenden hinterher. Ob sie so den Weg finden? Wenn es denn einen solchen gibt. Nein. Gebt den Frauen die Straßenpläne zurück, die ihnen aus den wütenden, vom daran Festkrallen weißgefärbten Fingern entrissen wurden! Gebt ihnen die Macht über die Navis zurück! Männer sind nicht die einzigen, die eine Bedienungsanleitung lesen können!…“


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„…exzellente Darstellung. In der Verknappung treffsicher. Jedes Wort ein Hieb. Jeder Buchstabe ein Herzschlag. Das Herz der Frauen, es schlägt wieder…“


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„…vermeintlich das Beste, was je über die Beziehung zwischen Mann und Frau – Verzeihung, Frau und Mann – geschrieben und gesagt wurde. Werden mußte. Chapeau und Bravo!...“


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„…Am Ende bleibt, was immer am Ende bleibt: Tragödien brauchen Theater. Dieses Drama braucht die Welt…“











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Montag, 14. Juli 2014

Der Bus, der fliegen wollte

Vielleicht. Vielleicht steige ich ein. Vielleicht in den Bus der Linie 314. Und wundere mich, als ich sie dem Busfahrer vorzeige, daß mich meine Fahrkarte nicht dahin bringt, wohin sie mich bringen will. So stecke ich sie wieder weg. Vielleicht träumt der Busfahrer davon, zu fliegen, wenn er sich geschützt vor den Augenblicken der Fahrgäste wähnt, und auf den roten Knopf für die Türen drückt.

Vielleicht setze ich mich in eine der Reihen. Vielleicht gefällt mir das Fenster, aus dem mein Blicken entfliehen will, es mich aber nicht dahin bringt, wohin ich will. Sehe immer dieselben Straßen, dieselben verschlafenen Häuser, gerade aufgewachte Autos. Vielleicht träume ich am Morgen. Vielleicht träumen die Schulkinder vom Morgen. Nicht vom Mathe-Unterricht, Deutschunterricht, Erdkundeunterricht. Vielleicht träumt die Frau in abgenutzten Kleidern von neuen. Die der Bus zur Arbeit und diesen neuen Dingen bringen soll, aber niemals Neues nach Hause bringen läßt. Vielleicht träumen wir alle. Und wissen es nicht.

Wären nicht die Scheiben dagegen, so könnten wir die Arme hinauslehnen, den Wind spüren, dann strecken. Gäben diesem Bus Flügel. Könnten spüren. Den Aufwind spüren. Und würden uns nicht mal wundern, wenn es uns gelänge, selbst den Wind mit unseren Händen zu fangen. Vielleicht würden wir über die Stadt hinaus zu unseren Zielen gelangen. Fernab aller Straßen, Ampeln oder Zwängen.

Wären, ja, wären da nicht die Bushaltestellen dagegen. Stiegen nicht neue Seelen und Gesellen ein zu neuen Zwischenhaltestellen. Fuhr der Bus nicht ständig an, um ständig wieder zu stoppen. Hülfen auch nicht alle ausgestreckten Hände, um abzuheben. Bräuchten mehr Anlauf. Müßten Fahrt aufnehmen. Das Nicken des Busses durch das Beschleunigen und Abbremsen zwischen den Haltestellen entlockt meinem Kopf einen Kommentar. Sage zu allem Ja und Amen, nicke bejahend, obwohl mich die Unterhaltung langweilt und gar nicht zustimme, nur, um meine Ruhe zu haben. Meine Ruhe in diesem Bus. Beim Träumen. Am Morgen.

Merke gar nicht wie jemand zusteigt. Schaue nach links vom Fenster mit seinen Straßen weg. Wendet sich mein Kopf, nur, weil er sich mal wenden muß. Schaue plötzlich in zwei Augen. Zwei. Sehr. Schöne. Erahne ein hübsches Gesicht. Schauen uns zu lange in die Augen. Zu lange für flüchtiges Blicken.

Erinnere mich. Vielleicht an einen anderen Morgen. An anderes Träumen. Setzte sie sich in die leere Sitzreihe direkt vor mir. So nah, daß ich sie hätte berühren können wiegte sie ihren Kopf vor meinem. Drehte ihn zur Seite. Konnte ihre Augen sehen. Von der Seite. Mit diesen getuschten Wimpern, die ich so mag. Weil sie verraten, was eine Frau zu verheimlichen mag. Vielleicht hätte ich sie ansprechen sollen. Was man nicht macht. Nicht im Bus. Nicht beim ersten Mal. Bei dem man nicht mal weiß, daß es ein zweites geben wird.

Betrachtete ihre Haare, ihren Zopf. Lange Minuten. Von Haltestelle zu Haltestelle. Wo sie wohl aussteigen wird? Der Bus bremste ab. Sie stand auf. Der Busfahrer drückte den roten Knopf für’s Öffnen der hinteren Türen. Sie stieg aus. Ich sah ihr noch lange nach. Und es gefiel mir, was ich sah. Wäre es nicht das erste Mal gewesen, wäre ich nicht am Träumen.

Vielleicht träume ich. Auch beim zweiten Mal. Als wir uns zu lange für einen flüchtigen Blick in die Augen schauen. In das Dahinter trauen. Zu weit für einen frühen Morgen. Zu nah für eine Busfahrkarte, die uns weiter bringen soll. Vielleicht am nächsten Morgen.

Sie steigt aus an selber Stelle. Blicke ihr zu lange hinterher. Es gefällt mir, was ich sehe. Und wären nicht die Scheiben dagegen, ich streckte ihr meine Arme entgegen. Von hinten. Um sie zum Halten zu bewegen. Um sanft ihren Kopf mit diesen schönen Haaren zu streicheln. Drehte sie sich im Lächeln halb geschlossener Augen der Erwartung eines guten Bekannten, den sie lange nicht mehr getroffen hatte, zu mir, diesen Händen entgegen. Öffnete nun die Augen voll.

Am nächsten Morgen steige ich in den Bus. Vielleicht. Vielleicht träume ich. Das Nicken des Busses durch das Beschleunigen und Abbremsen zwischen den Haltestellen entlockt meinem Kopf einen Kommentar. Sage zu allem Ja und Amen, nicke bejahend, obwohl mich die Unterhaltung langweilt und gar nicht zustimme, nur, um meine Ruhe zu haben. Meine Ruhe in diesem Bus. Beim Träumen. Am Morgen.

Bei einer bestimmten Haltestelle wache ich auf, schaue ich auf.

Wie ein Falter seine Flügel öffnet der Bus der Linie 314 seine Eingangstüren, um zu fliegen.

Egal wohin. Irgendwo hin. Wohl, weil der Bus fliegen will.








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