„Als Linkshänderin machst Du das ja mit rechts. Ein Klacks.“
Zwanzig Klackse später klackste immer noch nichts.
Wackelte nichts. Ratterte nichts. Schnackelte nichts. Flusensieb raus,
Flusensieb entflusen, Flusensieb rein. Bullauge auf, Kopf reinstecken,
Augenblicken. „Aua!“ War es immerhin eine Idee, den Kopf in die Waschmaschine
zu stecken.
Verhakten sich jetzt aber die langen Haare mit den Löchern in der Edelstahl-Trommel. Anna hockte auf nackten Knien, Karohemd vom Boyfriend, Socken mit Stewie-und-Brian-Print. Der Boyfriend kam erst in Stunden wieder.
Verhakten sich jetzt aber die langen Haare mit den Löchern in der Edelstahl-Trommel. Anna hockte auf nackten Knien, Karohemd vom Boyfriend, Socken mit Stewie-und-Brian-Print. Der Boyfriend kam erst in Stunden wieder.
„Argh!“
Anna zupfelte an den Strähnen.
Zipfelte, knippelte, schniddelte. Lösten sich die
Haare nicht. Versuchte es jetzt mit Gefühl. Nichts. Dann Zerren.
„Au-ah!“
Drehte sich die Trommel nur dabei. Wollten sich
einfach nicht lösen. Stützte das Kinn auf die Hände ab. Die Finger angewinkelt.
Sah mal ins Innere.
„Toll. Jetzt habe ich mal ‘ne Waschtrommel von innen
gesehen.“
Sah mal nach rechts, sah mal nach links. Sah mal
nach oben. „Gaaanz toll.“ Sah mal nach unten. „Oh.“ Da hinten. „Eine Münze.“
Sie steckte die Hand hinein und fingerte danach. „Deshalb
immer das blöde Klackern.“ Bekam sie nicht gleich zu fassen. Aber jetzt
Ehrgeiz. Zunge zwischen den Lippen. Fitzelstöhnen. „Komm‘ her…“ Dann. „…hab‘
ich Dich, ha!“ Wollte schon den Kopf aus der Waschmaschine ziehen, aber.
„Au!“
Wollten ihre Haare nicht mitziehen. Aber wenigsten
die Münze. „Ah, nur’n oller Groschen.“ Wohl vom Vorbesitzer. Hatte die
Waschmaschine schon ein paar Jahre auf dem Buckel. „Ach, was soll’s.“ Sie
drehte jetzt den Kopf, ganz vorsichtig, und konnte sich tatsächlich umdrehen.
Saß jetzt auf dem Hintern, der Kopf im Nacken und sah so gut es ging an die
Decke. Was man an einer Decke eben so sah.
„Gaaanz toll.“
Zog das Hemd unter die Backen, hüllte sich ein. War
kalt auf dem Boden. So mit nichts an und nichts dran. War schon eine halbe
Stunde so vergangen, dann eine Stunde. Dann nach einer Stunde und einer halben
fiel ihr der Wäschekorb auf, der brav neben ihr auf dem Boden wartete. Sie zog
ihn mit der Linken heran. Wühlte. Wäsche der halben Woche. Und der Meßbecher
für das Waschpulver. Sie überlegte, hielt ihn in die Höhe, vors Licht. Er
leuchtete.
Sie drehte sich um. „Aua!“ Und versuchte mit dem
Becher die Haare aus der Trommel zu lösen. Die Spitzen zu schneiden. Immer
schneller. Schneller. Noch schneller. „Scheiße!“ Entnervt schleuderte sie den
Meßbecher durch die Küche. Er traf eine Flasche auf dem Tisch. Die Flasche
wackelte, ratterte, schnackelte. Fiel dann herunter. Natürlich war der Deckel
nicht drauf. Klebriger Saft gluckerte sich aus dem Hals und floß über den
Boden. Immer näher zu Anna hin. Erreichte die Füße, sie zog sie zurück,
angehockt, suchte sich ein Eckchen, waren die Haare dagegen und saß nun in
einer Plörrepfütze.
„Na, toll.“
Zweieinhalb Stunden verharrte sie schon so in ihrer
Lage. Five-to-go. Sie erinnerte sich, daß sie ja noch den Groschen in der Hand
hielt. Sie warf ihn hoch, fing ihn. Warf ihn hoch, fing ihn. War ganz
geschickt. Sie lächelte. Und noch mal. Und noch mal. Sie machte eine Kunst
daraus. Mal so werfen, mal anders. „Hey!“ Und schneller. Und schneller. Immer
schneller. „Hey, hey!“ Fing ihn dann mit einem Platsch. Ballte die Faust drum.
Öffnete die Hand, die Münze hatte einen Abdruck hinterlassen. Hielt sie sie
jetzt hoch, ins Licht. Die Jahreszahl. „Oh. Mein Geburtsjahr. Mein Glückstag.“
Sie lächelte breit. Und wirklich, sie freute sich ehrlich.
Nach vier Stunden bekam Anna Durst. „Nei-hein, keine
Angst. Dich schleck‘ ich nicht!“, sagte sie zur Pfütze der Saftplörre. Und
zeigte der Plörre die Zunge.
„Scheih-ßäh!“
Sie hob den Arm, die Hand schlackerte an der
Waschmaschine. Ditschte. Schlug dann dagegen. Bekam den oberen Rand der
Maschine zu fassen und hielt inne. Sie zog ihren Kopf soweit es ging aus der
Trommel. Sah den Rand von hier unten. Machte sich jetzt lang. Die Hand
verschwand hinterm Rand. War da nichts. „Muß doch.“ Griff nach etwas.
Weichspüler. Er fiel herunter. Als nächstes ein Lappen. Ein Handtuch. „Na
warte.“ Wäscheklammern. Alles fiel herunter. Und.
Die Haustür öffnete sich mit der Belanglosigkeit
gesegnet, wie sie sich nur öffnen kann, wenn man endlich Zuhause ist und die
Tür nur zwischen den Belangen steht, lästig, geschlossen, offen, dann wieder
geschlossen, von innen. „An-nah!“ Der Schlüssel fand seinen Platz am Haken. Noch
einen Blick in den Spiegel.„An-naah!“ Durch den Flur, Blick hinein ins
Wohnzimmer. „Anna?“ Klopfen am Klo, keine Antwort, Tür auf. Keine Anna. Jacke
aus. „Bin früher da!“ Tür zum Schlafzimmer, Tür auf, Klamotten vom Verabschiedensmorgenknutschen
noch auf dem Boden. Keine Anna. Schuhe aus. Umdrehen.
Stand Anna in der Küchentür. Stewie-und-Brian-Socken, nackte Beine, Karohemd, das tropfte. Der Kopf versteckte sich. Wieder. Ein
Arm erhoben, zwischen den Fingern der Groschen, zittrig.
„Stell. Keine. Fragen.“
„Gut… siehst Du aus.“
„Stell'… K e i n e F
r a g e n !”
Wie Anna sich befreien konnte?
Na,
wie kommen wohl Lachse den Niagara-Fall hinauf?
*