"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Freitag, 15. September 2017

Im Gang der Schnüre


Ein Grund, zu streiten…

Ein Grund für Gier…

Ein Grund, zu lieben…

Ein Grund, zu hassen…

Ein Grund, zu trotzen…

Eine Zeile für die Tugend…

Ein Traum für das Vergessen.


Die Stricke geknotet. Mit den Teilen verbunden.

Ohne Grund: Das Scheitern…

Und Wacherot? Und Galvan?

„Das… erzähle ich, der Puppenspieler.“

Mondrian erschrak.
„Hah! Da ist doch jemand!“ Er sah ein Auge. Ganz klar. Erst, als sich das Lid öffnete, wurde das Auge wahr.
Mupo, bist du das? Ich sehe dich genau! Mupo, komme sofort heraus. Wo ist die Kammer! Wo ist meine Kammer! Warte, ich beobachte dich genau. Beobachte dich. Beobachte dich genau…“


Broa war eine jener Städte am Meer – mit ihren starken Kaimauern, den schmalen Häusern, den stolzen Menschen –,  die ihren Glanz der Brandung verdankten. Weil nach jedem Wellengang alles in neuem Licht erstrahlte. Die den Gestank der Fische mit dem Duft des Abenteuers verdrängte. In die man nicht ohne guten Grund trat. Weil in jeder dieser Städte das Leben in einer besonderen Haltung vorwärts kam. Vorgebeugt, mit den Händen in tiefen Taschen versunken. Der Blick entschwunden, doch klar für das zeitlich angebrachte. Das Zwielichtige dieser Gestalten war – die Frechheit, mit der sie einem glichen – auch gleich das Bemerkenswerte: In ihrem dunklen Behagen – ihr versetztes Aussehen, ihr schleichendes Auftreten – fand man sie schnell in engen Gassen wieder. Auf steinernen Stufen, die ins Nirgendwo verliefen. Wo die Pflaster bald nach einem Laken voller Tränen schmeckten und rochen, wo die Nasen Düfte folgten, nach dem Schweiß der Huren. Wer sich auf den Schein einläßt.
 Stießen die Freier unter Stöhnen ins Leere oder in gefaltete Hände geblendet vom Fuselschleier. Oder bellten Hunde an. Als Fremde in der Nacht. Katzen fraßen Ratten. Kauten auf dem Pflaster, auf dem nachts das Leben probte. Ausgekübelt in den engen Passagen. Die sich weiter schlängelten. Auf Platte. Bis zu einer Zisterne oben. Wo es endete.

 …die im Glanz der Brandung lebte. Zwischen zwei weichen Hügeln in einer Bucht gelegen. Ein nachträglicher Schutz: Der Turm, der schon von weitem wußte, wer sich näherte. Auch blickte der auf die Strände, jenseits der Buckel, die sich endlos gegen ferne Himmel schoben. Der Glanz der Versprechung lebte. Und vom Meer die Schiffe lockte…
 In den sicheren Hafen einzulaufen. Sicher durch die starken Mauern Broas, die den Winden trotzten. Kamen als Beifang die Matrosen. Die Heimatlosen. Die Ferneschweifer, die Wiederkehrer. Die Eintagsverehrer. Die Eintagskinder. Die Kindertränken. Die Waisenväter.
 Der stillen Wege, die dort endeten. Heimat. Als verschwiegener Ort – wie jeder – bekannt durch Geflüster, am Wegerand die rote Häuserwand einer Kaschemme. Und benannt nach den Dingen, die an der gegebenen Stelle verblieben:

Im Gang der Schnüre 

Wo nicht nur Huren ihre Körper von der Last erlösten. Hinter der Schenke ein schwarzer Lauf – fernab belebter Trassen. Die Reste einer aufgegebenen Zisterne. Erloschen, weil sich hier das Meer zu oft in Erinnerung spülte. Durch unterirdische Vorgänge. Und das Wasser vergiftete. Nicht mit dem Salz der Tränen. Aber für diese Zwecke mit sich nahm – im Wechsel der Tide –, was lieber im Grunde trank: Die Geburten. Der Eintagsverehrer.

Und die Nachgeburten: Die Flüche…

Nur die Nabelschnüre verblieben. Als Wünsche. Wie nasse Socken hingen sie an einer Wäscheleine. Gehalten an beiden Enden von schrägen Stäben schwebten sie mahnend über der schwarzen Öffnung der Zisterne. Wie gewaschene Strümpfe schwangen sie im Gegenlicht des Mondes – als wären sie abhängig wie die Wellen.

Wären da nicht die Wünsche gegen.

Der grobe Klotz war nicht prüde. Erschreckte auch mit der langen Narbe, die sich von der linken Braue übers Auge und die Wange zur Nase brachte. Derbe griff er den Huren an die Brüste und steckte seine Zunge in Munde …um sie aus dem Wege an die Wand zu drücken und Platz zu schaffen, für den der ihm dunkel folgte. Beider Ziel – diese Kaschemme. Zu dem letzten Haus auf der linken Seite der Gasse. Ohne Schild, doch bekannt durch diesen verschwiegenen Namen…

 Manchmal. Manchmal bei ruhiger See sah man sie schwimmen. Nur schwimmen, als wären sie frei. Die Kinder bei ruhigen Wellen – sah man ihre Leiber, und erinnerten dabei, weiter in der Ferne, an vorbeiziehende Boote.

 Eine leichte Steigung. In der Mittenrinne schwamm ein Tuch. Der gewiefte Klotz trat als erster an die Tür und klopfte. Die Wand daneben war rot gestrichen. Nicht ganz. War es bei näherem Hinsehen keine Farbe.

„Das Haus der roten Hände…“

Geschrei mischte sich unter das Gefasel weiter unten. Kam aber von oben.

 Das Haus der roten Hände, weil die Frauen auf dem Weg zurück von der Zisterne kommend mit ausgestreckten Händen Halt an den Wänden des ersten Hauses suchten, das dort kam, griffen diese Wand, noch warm – daher die Farbe – und wankten beiläufig nach unten…
An der Ecke, dort wo der Schein der Lampen heller wurde und das Treiben reger, richteten sie sich auf, glätteten fahrig ihre Blusen, zogen den weiten Mantel, den man sich schon mal besorgte, ins Gesicht, strichen sich durch die Haare, auch die Haare so nun rot, und traten wieder in das Leben ein – nur der Blick entsagte bar der Ordentlichkeit.
Warum dann diese Wege? Weil das Leben in Broa nur Stufen kannte. Die man rauf und runter rannte. Nicht gerade. Niemals gerade. Auf und ab. Niemals gerade. Wieder so Geschrei. Eine neue Stimme. Verstummen…

Die dritte Nacht. Der Ankerplatz leer. Das Schiff mit den Winden entschwunden. Lag die See nun in trauter Stille. Vollmond. Dicht über dem Horizont. Und wirkte dadurch größer. Roter Mond. Rotes Haus.

Der grobe Klotz trat als erstes ein. Der zweite schaute ins dunkle Ende der Gasse. So durchdringend war sein Blick, daß sich die Schatten teilten. Die Augen tiefer drangen. Vor bis zu dieser Zisterne. Er wartete, ob sich das Geschrei wiederbrachte. Stille. Nur diese Stille. War so laut, weil man das Rauschen der Ohren im Kopf jetzt deutlich hörte. Und dort platzte. Er nahm seinen Hut ab. Dann trat er ein.
„Der ist hier.“ Der Wirt zeigte auf das Ende des Tresens.
„Er spielt Geschichten vor. Er arbeitet so sein Essen ab. Wollte nicht bezahlen. Nun, ja… er ist gar nicht schlecht. Er hält die Säufer wach.“
Mit dem Rücken zum Lokal lag er auf dem Kneipentisch und umarmte sich selbst unter leisem Schnarchen. Oder wenn man wollte, lautem Atmen. Im Takt des Brummens hielt er sich so gerade auf der Kante. In zerschlissenen Kleidern, die einmal wertvoll schienen – kein Grund, sie noch zu schonen, und veränderte den Ton, so daß man Angst bekam, er könnte beim nächsten Seufzer fallen. Sein Fuß hing schon herunter. Er zuckte. Eine Fliege plagte seine Sohle. Der Strumpfwickel abgewickelt. Lag der Schuh dazu auf dem Boden.

Jenni schaute Vater und Mutter zu…
Sie tanzten zu Songbird in ihrem Verlangen …allem zu gleichen. Mit den Gedanken auf bloßen Schultern. Wo das lauteste der Lidschlag war, als Takt, nachdem sie sich liebten. Und sie weinten. And the songbirds keep singin’… And I love you, I love you, I love you, like never before…

Die Geschicke sind gewählt. Jedem sein Platze. Wie es zu Ende geht?

Wie es begann: Mit der Täuschung als Wiege…




In einer Kaschemme.

„Du, erzähl es noch mal. Du…! Puppenspieler, du warst doch dabei! Los, erzähl!“
Der derbe Bursche stieß den Rücken des Puppenspielers an. Er lag auf der Theke. Quer, vom Bier des letzten Tages noch träge und taumelnd. „Wo…?“
Er sah sich müde um. Mit der Fahrigkeit eines Blinden stritt er um bewegte Zusammenhänge. Er rückte sein Bündel zurecht. Unbequem hatte er darauf geschlafen. Er lockerte die Schlaufe. Seine Puppen blickten ihn durch die Öffnung an: Galvan und Malverne. 
„Ja… ich erinnre mich…“
„Mach’s nicht so spannend! Beeil dich. Hier, der Herr bezahlt. Erzähl ihm die blöde Geschichte… Wie Mor gefallen ist.“
„Wer… ah, ich sehe…“ Der Puppenspieler blinzelte. In einer Ecke der Kneipe hatte sich der Herr niedergelassen. Ein älterer Mann mit dreckschneefarbigen, schulterlangen Haaren. Schnee, in den Hunde gepinkelt hatten. Sehe ich so aus, als ob ich den Schnee je gesehen habe? 
„Ihr wollt es wissen? Das kostet…“ Er stieß den Burschen weg.
„Ach… laß mich! Du stinkst.“ Der Grobklotz, der jetzt für den Alten arbeitete, setzte sich neben ihn und griff nach dem Wirt. Er solle ihm ein Bier bringen.
„Mir auch…“
Der Puppenspieler stützte sich mit den Ellbogen auf und starrte den Schaum an. Er wartete die volle Zeit ab. Ununterbrochen. Unterbrochen nur vom Mundewischen, vom Zungelösen und vom Entlocken. Durch die Augenwinkel bespitzelte er den Herrn. Er leerte den Krug. Die Hälfte ging wie immer daneben.    
„Er guckt so traurig…“ Er lispelte. Seine Schneidezähne wackelten. „Ein Mißgeschick. Ich ließ mir neue machen…“ Er setzte sie gerade. Er wartete auf den nächsten.
„Sein Schiff hat ihn verlassen…“ Der Grobklotz spuckte in seine Suppe, die ihm der Wirt neben das Bier stellte. Dann biß er hinein. So grob waren die Brocken darin verteilt.
„Aha… Dann wird ihn meine Geschichte nicht aufheitern.“ Der Puppenspieler ließ das zweite Bier zischen. Er spie in die Hände und wischte sich über Stirn und Haare. Er drehte sich in die Runde. Der einzige Gast war plötzlich verschwunden. „He…“
Er saß einen Tisch weiter. „Saßt du nicht gerade dort drüben?“ Der Puppenspieler wunderte sich. Er stieß sich an den Kopf. Er wollte später etwas gegen seinen Dusel essen.
„Nun, es lag an …Unser.“ Noch einmal musterte er sein Gegenüber. Er trank einen Schluck, nur für die Zunge, gurgelte den Belag lose, schluckte und begann…

Unser, müßt ihr wissen, hatte diese besondere Gabe…

Unser kam zurück mit den Taschen voller Gold. Seine Steuerreise war erfolgreich. Erfolgreicher als jede zuvor! Trotz aller Umstände. Nanu, ihr wißt nicht, wer Unser ist?“
Plötzlich wurde die Wirtstür aufgestoßen. Nichts folgte. Dann kam ein kleiner, hagerer Invalide. Er humpelte sich quälend zum Tresen. Er setzte sich auf seinen angestammten Platz am rechten Ende – dort an der Wand war ein Nagel eingeschlagen, an den er sein falsches Bein – hautfurzend löste es sich vom Stumpf – aus Walknochen hängte. Der Wirt stellte ihm schon seinen Krug bereit. Der Invalide spuckte auf den Boden, wie es üblich war, dann saugte er das warme Bier.

Der Puppenspieler sah sich das Ganze an. Mit gespreizten Daumen in Gehrocktaschen. Dann drehte er sich wieder zu seinem zahlenden Gast. Der saß dafür wieder am linken Tisch.
„Wo war ich? Ah, ich… erzähle eine traurige Geschichte. Wollt ihr sie dennoch hören? Gut…“ Er schaute zur Tür. Er erwartete wohl noch mehr Publikum. Oder suchte er nach einem Ausweg? Das sah der Grobklotz ebenso und stellte sich an den Eingang. Schleimrotzend kreuzte er seine Arme um den Brustkorb und lehnte sich gegen die Wand im Rücken. Mit dem Bein sperrte er den Gang. Trotzdem schaffte er es, seine Suppe auszulöffeln. Der Puppenspieler zündete sich einen Glimmstengel an.
„Ihr spielt heute nur für mich…“ Er zuckte zusammen. Adamas stand neben ihm. Dicht. Der Hauch der Worte flüsterte sich an seinem Ohr vorbei durch das Lokal und schob den Qualm des Tabaks entlang der Theke, bis zu deren Ende und dann im rechten Winkel um sie herum. Was alle verblüffte, den Wirt, wie den Grobklotz, den Invaliden und den Puppenspieler ebenso.
„Na…“ Aber Adamas saß schon wieder. „…türlich.“ Der Wirt stellte einen Schnaps hin. Der Puppenspieler leerte den Becher mit einem schnellen Zug. Langsam atmete er die blaue Luft aus. Der Wirt schenkte einen zweiten ein. In dem Flirren ließen sich Bilder erkennen. Er trank den nächsten. Wieder pustete er den Dunst des Absinthes und des Tabaks in die Luft aus. Deutlicher wurden die Bilder. Gedankenverlangsamend starrte er sie hinein – und füllte sie mit Leben. Der Wirt verschüttete den dritten Schnaps. Der Grobklotz und der Invalide verfingen sich in dem rahmenlosen Gebilde. Nur Adamas blieb unbehelligt. Er warf seinen Hut in die Runde und trieb so die Bilder auseinander.
Der Puppenspieler stand mit dem Rücken zum Publikum und hantierte. Plötzlich sprang er herum. In Händen: Galvan und Malverne.

„Die Mär… kann beginnen!“

             …Was? Wo? Ich schreckte auf. Ich hörte ein vertrautes Geräusch: Münzenklimpern. War hellwach. Ach, ja… Ich wischte die Maden aus den Augenrändern und sah durch die Stämme Schatten und das Licht der Sonne. Ich ordnete den Unrat. Das stinkende Fleisch, das Buldric besorgte. Die Gedärme, den gelben Eiter. Nur die Maden, auch die Fliegen waren echt. Ein Opfer des Sommers, he, he. Ich stand auf und suchte im Unterholz nach den Kleidern, die Buldric zurücklegen sollte. Wo waren sie? Ich wühlte. Verdammt! Buldric, du Idiot! Hat sie vergessen. Könnte dich erwürgen… Ich stank wie eine ganze Schweinerei. Ich rieb mich mit Blättern ein. Dann schlich ich mich leise an. Ein Trupp mit Pferden kam am Wald von Mor vorbei.

„Es war Unser. Er kam von seiner Steuerreise zurück. Er sang ein Lied: Die Welt, die Du mit Füßen trittst, ist das Pferd, auf dessen Rücken Du rittst…
Und saß auf seinem Gold dabei. Buchstäblich. Gold, das er Galvan schuldete. Er war auf dem Weg nach Mor. Und ausgezehrt. Ein Mann der vielen Hüllen, wie ich hörte. Mal schlank, mal fettbeleibt. Je nach Art seiner Reisen. Die Männer, die ihn zu seinem Schutz begleiteten, hatte er absteigen lassen. Müde schlackerten sie hinterher. In zerschlissenen Hosen und sie stanken, weil sie durch den Dung der Pferde liefen. Stattdessen waren die Sättel mit Säcken voller Gold beladen. So viel hatte er eingenommen! Nur er selbst saß faul auf seinem Gaul. Und summte diese frohen Lieder. Hatte den schweren Reitsitz gegen einen Sack voll Gold getauscht: An dünnen Striemen um den Pferdeleib gebunden, hielt allein sein Gewicht den Sack noch oben. So, als wären beide miteinander verbunden, so wackelten sie Schloß Mor entgegen. Unser, müßt ihr wissen, hatte diese besondere Gabe…“

Ich rieb mir die Hände. Vielleicht fiel ja auch für mich was ab. Also… folgte ich ihnen…

Die Hälse streckten sich in die Höhe. Öffneten sich die großen Tore. Dicke Wachen sprangen heraus und schlugen die hungernde Meute in den Staub. Sie waren nicht der Grund für banges Warten. Ich hängte mich an den Trupp. Mischte mich unter seine Männer. So entkräftet waren sie, daß ich kaum auffiel in meinem Gestank. Man ließ Unser passieren. Wie durch ein Wunder schlüpfte ich mit hinein. Jetzt war ich dem Gold so nah, daß ich danach hätte greifen können. Buchstäblich saß er auf seinem Gold: Die Stücke gruben sich in seine Ritze. Umso steifer war der Empfang. Hätte mich nicht gewundert, daß er Münzen scheißt. Und tatsächlich! Als er vom Pferd stieg, fielen ihm ein paar aus der Fuge. Galvan stand auf der Treppe bereit. Er war außer sich vor Freude.

„Erzähl endlich! Was ist mit dem Jungen!“ Adamas sprang auf. Unwirsch gab er dem Grobklotz ein Zeichen. Der kam drohend näher.
„Geduld, Geduld, mein Herr… Ich komme gleich auf ihn zu sprechen. Warum interessiert ihr euch ausgerechnet für ihn?“
„Er ist sein Sohn.“
„Ah, ich verstehe. Ein Hirte seid ihr also. Ich hütete auch mal eine Herde… Nun, wie dem auch sei. Der Junge? Ja, der Junge fehlt noch in dieser Geschichte…

Ich trieb mich bei den Ställen rum. Dort traf ich alte Bekannte. Auch wenn sie sich noch so sehr vor dem Licht versteckte, erkannte ich sie doch an der Art, wie sie die schwarzen Haare zu Berge brachte: Noiset. Prinzessin Noïra, mit Verlaub. Laßt mich verneigen. Trat in ein
kurzes Licht und bündelte mit erhobenen Armen, die auch ihre Achseln entblößten, ihre Strähnen zu engen Zöpfen auf den Rücken.
Warum fragt ihr nicht, wer noch anwesend war? 
Nein, nun. Ich tauchte tiefer ein in mein Heubad, doch brauchte nicht die Augen zu schließen. Denn was beide miteinander taten, taten sie verboten, doch kaum verborgen. Wie wild sie vorgingen. Nahmen sie die Entdeckung gar in Kauf? Jederzeit hätte das Tor zum Hof aufgerissen werden können! Doch nichts. Nichts ließ sie diese Spannung spüren. Ich sah’s ihm an der Kleidung an, die er nun in Ordnung brachte – nach harten Stößen. Noiset, diese Nutte, brachte jeden um den Verstand. Ich spinne nicht! Ich sah sein Gesicht, als er am Heu vorbei aus der Hintertür verschwand. Den Schleim im Munde und für wahr! Er roch auch nach der Hure. Nur Golod wollte sie nicht mehr reiten. Traurig schimmerten seine Augen im verbrannten Pelz. Vergänglich ist nur eines: Das bißchen Aufmerksamkeit.“

„Der Junge!“ Adamas knallte seine Faust auf den Tisch. „Der Junge! Erzählt endlich von dem Jungen, Puppenspieler! Was geschah mit ihm?“
„Ah… der Junge. Ja… Was geschah mit ihm…“

Der Puppenspieler griff sich an den Hintern, der ihm wohl übel juckte.

„Der Junge…
Er war der Makel. Das kleine Fädchen, das aus zu feinem Stoff hervorragte. Nun ja. Das Haar in der Suppe – wenn ihr es einfach wollt. Seine Geschichte begann – langes Fädchen, faules Mädchen, ha, ha!, wie kann es anders sein? – bei einer Magd…

Es geriet dem Jungen nicht schlecht, daß er bei einer Magd namens Magda nächtigte… Ah, ich sehe. Ihr kennt sie wohl. Eure Schwägerin? Aha, so alt kam sie mir gar nicht vor… Wie ich hörte, ließ er sich die Verwandtschaft schmecken. Lag er nicht nur in allen Ecken, auch bei ihr in allen Löchern. Geht mich nichts an. Nicht meine Sache. Ich berichte nur. Was soll’s! Nun, Gerede unter Mägden… Ich wechselte die Stelle. Und schlich nun bei der Küche rum. Meine Neugier, mehr mein Magen stieß mich diese Treppe runter. Im Nebensaal putzten fleißige Hände Berge von Kartoffeln. Wie gerne hätte ich hineingebissen! Da kam noch eine. Schnell drückte ich mich durch eine Tür und fand ein dunkles Lager vor. Eine schmale Kammer, in der ich mich vor ihren Blicken versteckte. Voller Würste! Ich steckte ein, was ich tragen konnte und schmeckte. Schmeckte nach Keiler, hm… Die Mägde schwätzten und bereiteten die Töpfe. Dann schälten sie die Kartoffeln. Ich belauschte sie, während ich weiterkaute. Ihr wißt ja, wie das ist. Viel heiße Luft, doch eine war aufgeregter. Sie schimpfte laut und nannte immer denselben Namen: Magda soll zur Hölle gehen!

Mit ihren Geschichten treibe sie ein böses Spiel. Was sie diesmal erzählt? Sie flüsterte, daß ich es nicht verstehen konnte. Die Mägde erschraken. Zu ungeheuerlich war das wohl, was da beim Schälen zusammenkam. Gefrorene Stille. Kennt ihr Mägde nicht? Und… die Zähne flogen und die Münder prasselten gegen Lippen und die Brauen zuckten und die Messer raspelten und die Kartoffelschalen flatterten und die Hände ratterten und schälten und schabten und noch schneller zogen sie die Pelle von der Knolle und die Stimmen stießen durcheinander und schraubten sich in die Höhe – hörte etwas von Warzen und Löchern, Kutten und Köchern – und höher und lauter und gewagter, bis – es eine letzte sagte: ‚…und würde mich nicht wundern, daß Noiset es auch mit Galvan treibt.‘
Erstarren. Kein Zischen, kein Laut mehr. Und dann… Wie alle auf die Hände dieser Magd starrten. Hielt ihr Schälmesser in der Linken und pellte weiter und fragte in die Gesichter zurück. Sah nach unten. War der Daumen der Rechten bis auf den blanken Knochen freigelegt. Bewegten sich die Glieder darin noch munter und hielten an der Kartoffel fest. Dann erst …ließ sie das Messer fallen. Sah beiden nach – Bluttropfen und Messer –, schlugen gleichzeitig auf den Boden auf, stieß entrüstet den Atem aus: ‚Ach was! Galvan und Noiset? Das glaub’ ich nicht.‘
Dann fing sie zu schreien an. Vor Pein. Und ich sah meine Pflicht, in der Küche zu bleiben, als erledigt an. Ich stahl mich aus der Kammer, durch die erstbeste Tür, und eine Treppe führte mich nach oben – wo ich raus kam? In der großen Halle…

Ward ihr schon mal dort? Nein? Dann stellt ihn euch so vor: Dieser Ort, so großartig er auch ist, gleicht einer Gruft. Mit einer solchen teilt er auch einen steinernen Boden, Bögen mit plazierten Stelen, angeraut an Stellen, die Luft…“
„Der Junge…“
„…ergriffen von Worten. Erfüllt von Lob für Lebenstaten. Mein Herr! Der Junge stand vor der Tafel: Dunkle Haare, schmales Kinn, schwarze Kleider – darin der Geruch der Herde, schwere Stiefel, nicht wahr? Dann war er’s!“
„Das trifft auf jeden dummen Bauern zu.“, grummelte der Grobklotz.
„…stand vor der Tafel. In der Ferne. Vor Galvan.“ Der Puppenspieler riß seine Puppen hoch. „Doch ohne Malverne…“ Er übergab die Puppe der Königin dem Inneren seines Bündels. Einem Begräbnis gleich sorgte er für angemessene Würde, strich ihr dabei über die goldenen Haare, auch über ihre rosa Wangen, die des öfteren mal übel wurden, legte seine Hand auf die offenen, starren, blauen Augen. Und als er sie wieder wegnahm, waren sie verschwunden. Die Augen. Demütig schloß er den Beutel.

„…war diese Halle trist. Und der Junge? Er holte sich das Lob für seine Taten ab. Nicht von der Plage gehört, die Mor befallen hatte? Nein… nicht der Streit um die Tochter –  Malmignatten! Die gemeinsten aller Spinnen. Seid ihr je gebissen worden?“
Der Puppenspieler winkte ab.
„Das Wunder: Dieser Junge ließ sie einfach verschwinden! Da konnte der Glauber Mondrian noch so sehr an den Schränken rütteln. Keine war mehr da. Sein Trick? War vollkommen. Kein Beißen, kein wütendes Suchen: Er ließ Spinnen gegen Spinnen kämpfen. Wie einfach. Wie wunderbar! Wie durchschlagend der Erfolg. Opa Langbeine, harmlos, aber die Feinde der Malmignatten, gab es in Massen. Der Junge fing sie ein und bewahrte sie in einer…“

„…Dose.“

„Einer Dose, ja… Einer roten Dose. Man bedenke: Was, wenn man das mit Menschen mache? Wenn man Menschen gegen Menschen schicke? Und sie wie die Spinnen nutze. Sie in eine Dose stecke und sie benutze, hervorhole, wann immer man sie brauche. Wieder in die Dose stecke, wenn man sie nicht mehr brauche. Doch aufbewahre. Für nächste Male. Oder Spiele? Da ähneln Opa Langbeine meinen Puppen. Wie dem auch sei… Galvan gab ihm seinen Hirtenstab zurück und einen Wunsch frei. Ob er bleiben wolle. Oder noch zu seinem Schiff … mit den Taschen voller Gaben. Er entschied sich – auch wenn ich es nur aus der Ferne deuten konnte – für das …Röcketragen. Aus anderem Grunde aber, als es von nahem deutlich war. Ich bin sicher, mein Herr, daß euer Sohn nichts lieber wollte, als mit diesem Schiff zu segeln. Mit euch. Das sah ich seinem Blicke an, der an der Tafel vorbei nach oben schweifte. Doch. Oben bei den Fenstern und in der Nähe verharrte. Der erst diese Wand überwinden mußte, um einen Blick zu erhaschen. Wer ahnte damals schon, was sich hinter dieser Wand noch verbarg? Als ein schnöder Garten. Aber verzeiht! Ich schweife ab… Was dann geschah? Er tötete Galvan bei erster Gelegenheit. Das weiß doch jeder. Wirt! Ein schnelles Bier. Mir klebt die Zunge am Gaumen, daß mir übel wird. Und mein Magen kann einen Hammel vertragen.“

Adamas stand auf. Schwerfällig. Er gebrauchte seine Hände. Wortlos kam er zum Tresen und zahlte seine Auslagen. Der Puppenspieler hielt seine Hand auf. Doch Adamas beachtete sie nicht. Dieser zuckte mit den Schultern und griff sich den frischen Krug. Der Herr stand schon in der Tür… als der Puppenspieler absetzte und fragte: „Wollt ihr nicht wissen, was mit dem Vorhang war? An der Seite, links der Tafel. Aus… rotem Stoff. Ja, rot war er, nicht?“

Adamas hielt den Grobklotz zurück. Finster schaute er den Puppenspieler an. Zu finster für einen bloßen Lakaien.
„Warte.“
„Ein Stoff… der stillstand, doch nun, da die Lobeworte verhallten, sich bewegte, was seltsam war. Und nur ich bemerkte.“
„Ein Windzug, ein Hauch der Tore …oder bloße Einbildung.“
„Sieh an, der grobe Klotz war schon in Mor? Und kann reden? Man muß schon sehr nah der Tafel sein, um den Faltenwurf überhaupt zu beobachten. Warst Du ein Knecht dort?“
„Laß ihn! Erzähl, was in dem Vorhang war.“ Adamas stellte sich dazwischen.
„In dem Vorhang? Wann? Jetzt oder später, als es wichtig war? Ich rieche noch immer keinen Braten hier. Kein Hammel? Ein Schwein wär’ auch nicht schlecht. Nein… gleich einen ganzen Keiler. Der würde passen… Wißt ihr, wie Keiler schmeckt, mein Herr? Nach Wild? Nach Wald? Mmh, mit Kerbel und Pilzen… Über Buchenfeuer entborstet. Abgerieben mit Lindenblättern, damit die Haut nicht Schaden nimmt! Nein? Soll ich es sagen? Er schmeckt nach …Demut. Gehorsam, Gefügigkeit, Selbstverleugnung. Nach Demut! Wißt ihr, was das bedeutet? Er schmeckt nach allen Fragen. Nach allen! Und verlangt nach einer belebten Zunge, die es versteht, sie zu stellen. Doch… das war nicht der Grund für banges Warten. Der Vorhang bewegte sich in dem Moment, als die Sonne durch die hohen Fenster blendete. An der Tafel. Vor der der Junge stand. In der Hand seinen Stab. Mit dem er Galvan erschlagen sollte. Dem er den Tod selbst in die Hände legte. Und Galvans Haupt verschwand im Strahl. Sechs Zeugen. Drei an jeder Seite. Von leeren Plätzen eingesperrt – der König in der Mitte. Der Glauber Mondrian, Noïra, genannt Noiset, Lor, ihre Schwester, die Wächter der Tafel: Todan, Unser und Wacherot. Sie alle waren Zeuge. Wie er seinen Tod besiegelte. Was blieb, war der Augenblick. Der Blick mit dem Lor beschwindelte. Noiset bewertete, Mondrian beneidete, Unser beschwerte, Todan bedachte, Wacherot entwischte. Und  Lor …beschwindelte. Denn nicht um den Jungen ging es – um den ging es nie – sondern um das Mädchen.“

„Der König sei verflucht! Er ließ sein Volk verhungern. Um das Mädchen ging es nie, es ging nur um ihn. Immer nur um ihn. Verflucht sei er und der Rest der Tafel!“

„Verflucht zu sein ist keine Bürde, gesegnet zu sein schon eher. Lor war mit allem gesegnet, was ein Mädchen in ihrer Lage haben konnte: Sie war schön, sie war reich, sie war klug, sie war begehrt. Doch fehlte ihr die Macht, ein Leben zu führen. Ein anderes, als das ihr zugedachte. Es ging nur um das Kind. Das Kleid, das sie trug. Und…“ Er kramte wieder in seinem Beutel. Er setzte Galvan auf die Theke. Zu den anderen. Dem Krug, dem Becher, der Flasche… baute er die Tafel nach. Ein bißchen Rot. Neue Augen. Dann strich die kundige Hand darüber. Holte die Puppe aus dem Bündel. Und siehe da: Aus der Puppe Malverne wurde… Lor.

„…das Lügen.“ Adamas stellte die Dose dazu. Lynx’ rote Dose.

„Mein Herr, ich bin Puppenspieler. Ich erzähle Geschichten.“
„Dann erzählt von dem Vorhang. Und den Vorgängen dahinter.“

Die Puppen Galvan und Lor saßen nebeneinander. Mit leblosen Augen schauten sie in das Lokal. Und hielten einander an den Händen.

„Wißt ihr, wie es ist, zu lieben? So innig zu lieben, daß es wehtut, es nicht zu tun? Lor liebte ihren Vater mehr als alles andere im Leben. Alles andere. Alles. Versteht ihr? Was lag da näher, als ihr diese Liebe zu nehmen? Damit sie frei war. Für die Liebe… eines anderen. Was glaubt ihr, warum Lynx ihr den Vater nahm und sich selbst an seine Stelle setzte?“
„Das ist Unsinn!“
„Der Sinn ergibt. Galvan ließ ein Heer aufstellen und schickte junge Männer in den Tod. Für was? Damit er Lor behalten konnte? Für sich? Für mehr? Für Eitelkeit? Ha, ha… Nein, für den Augenblick – den sie beschwindelte. Den sie Lynx an der Tafel schickte. Und dem er so verfiel. Doch kennt ihr Liebe wirklich? Liebe ist ein Ungeheuer. Ist der hübsche Kopf, der in einem Schlammloch steckt. Der herausragt, mit blonden Locken, Wimpern, die bis zu den Brauen reichen, und zu dem man sich niederbeugt. Zu diesen Lippen, denen niemand widerstehen kann. In ein dunkles Schlammloch gerissen. Ohne Sicht und Wiederkehr. Liebe wirkt. Liebe ist – der hübsche Kopf eines Ungeheuers, das den Kopf aus der Kuhle streckt und auf Beute wartet. Stellt euch diese Locken vor, diese Augen, diese Lippen, diesen Teint, diesen Hauch des Atmens. In einem Garten vor. Unter einer Eiche ladend, Blüten ringsherum. Wer könnte diesem Ungeheuer widerstehen? Wer? Euer Junge war geblendet von der Sonne, als er Lor zum ersten Male sah. War nicht der erste, den sie mit ihrem Blick beschwindelte. Doch…“ Der Puppenspieler legte die Puppe Lor auf die Seite und zeigte sie sich räkeln. „…auch sie folgte nur einer Bestimmung. Der Vorhang? Spielte keine Rolle. War nur Beiwerk, schmückender Trutz zwischen den Welten. Ein Schutz. Ein Trick. Der in die Irre führte? Ich weiß, was er war. Wenn ihr mich fragt: Ich sah, was sich darin regte… Und nur ich bemerkte. Daß sich ein Wesen darin versteckte. Und daß, in dem Augenblick, in dem das Mädchen Lor mit ihrem beschwindelte, dort aus der Halle huschte. Ich folgte aus sicherer Entfernung, als sich die Tafel auflöste. Durch denselben Bogen. Und stand alsbald vor einer Entscheidung, weil es mir aus den Augen schlüpfte – vor einer Treppe. Die nach unten oder oben führte. Ich hörte Schritte. Sie drohten von der Halle. Schnell in eine Ecke. Doch brachte mich nur eines in Sicherheit vor den eiligen Blicken: Ich verschwand in dem roten Gangvorhang. Unser kam vorbei, dann eine mißtrauische Weile später Todan. Und wie durch ein Wunder blieb ich unentdeckt. Ich war überrascht, ob der Fülle. War mehr Platz als vorgesehen. Ich ließ die Schritte weichen. Noiset kam angerannt. Und dann, als ich mich noch tiefer in den Stoff einwickelte – sah ich in der Wand hinter dem Vorhang einen Durchgang. Einen Griff, eine Klinke, eine Tür! Aus feinstem Holz. Wo sonst nichts anderes hätte sein dürfen, außer Blässe.“

„Schweig. Schweig! Schweiiig! Halt endlich deinen Mund! Hörst du? Hör endlich auf!“
Der Grobklotz packte den Puppenspieler am Schlafittchen, fegte die Puppen auf den Boden und wirbelte ihn gegen die Theke.
„Da war nie eine Tür! Da war noch nicht mal eine Wand. Du erzählst nur Lügen!“
Er zerschlug den Krug mit lautem Pitsch und drückte ihn auf den Tresen. Er drohte ihm mit den Scherben nah dem Halse. Die Adern darin schwollen an. Als wollten sie ihn locken. Es fehlte nicht viel. Adamas ging dazwischen. Stieß den Grobklotz mit verborgenen Kräften in seine Ecke. Er stellte den Puppenspieler zurück auf den Boden. Der Puppenspieler wischte sich den Speichel an der Jacke ab. Die Adern blieben geschwollen.

„Ja! Rempelt mich ruhig an. Auch dagegen habe ich nichts. Ich lebe ja für eure Bedürfnisse…  Auch wenn es Unbehagen bedeutet: Diese Tür hat Bestand. Auch wenn es nichts als Kummer bereitet: Diese Tür hat Bestand. Auch wenn du es mit Schlägen leugnest: Diese Tür hat Bestand! Ich schwöre es bei dem Leben aller Mütter! Diese Tür war so wahr, wie ich hier stehe. Und dir die Manieren fehlen. Ich weiß es – weil ich sie passierte…“

„Nein! Nei-hein!“ Wieder packte der Grobe den Puppenspieler am Hals. Diesmal umfaßte er auch das Genick. Und drückte und preßte, doch fehlten ihm am Ende jene Kräfte, die das Sichtbare glauben machten. Adamas trennte beide.

„…so wahr, wie ich hier stehe! Diese Tür… führte mich durch eine Welt in eine andere. So wahr, wie ich hier stehe… und lebe. Und atme. Und erzähle! Sah ich den Grund für banges Warten! Ich war da… Ich sah alles. Ich bin Zeuge…

 Ganz leise schloß ich die Tür wieder. Wühlte mich aus dem Vorhangstoff zurück zum Hier. Mied die Gänge. Niemand bemerkte mich. Und floh aus Mor. Nach Galvans Tode kam ich her. Mehr gibt es nicht zu berichten.“

Der  Puppenspieler bückte sich, hob seine Puppen auf, wischte sie zurecht und setzte sie wieder an ihren Platz der Tafel.

„Und der Junge? Und Lor? Und Boric? Und all die anderen? Das war es? Das ist alles gewesen? Du Hund!“ Der Grobklotz spuckte ihm ins Gesicht. Dann drehte er auf dem Absatz und eilte zum Ausgang.

„In der Tat! Man muß sehr nahe sein, um den Vorhang zu bemerken. Ihr wißt sehr viel für einen Puppenspieler, Puppenspieler.“ Adamas kam jetzt sehr nahe. Tief blickte er ihm in die Augen.

„Warum glaubt ihr, daß ich Hirte bin?“
„Aber der Junge…“
„…ist nicht mein Junge. So wenig, wie mein Begleiter ein grober Klotz ist. Sieh ihn dir an, da an der Tür. Sieh genau hin.“

Als der Puppenspieler den Grobklotz so betrachtete wurde der immer schmaler. Bis ein schmächtiger Knabe übrig blieb. Kaum zehn Jahre alt. Er erkannte ihn. Schnell drehte er sich um.

„Ich kenne deine Gründe nicht. So wenig wie du meine. Nur eines ist gewiß: Nichts ist, wie es scheint. Worte täuschen. Umrisse täuschen. Bilder täuschen. Meine Täuschungen mag ich. Guten Abend, mein Herr.“ Er gab ihm eine Münze. Er hielt seinen Hut in der Hand und setzte ihn auf. Schweigend verließen die Männer das Wirtshaus. Der Puppenspieler blickte in das Lokal, die leeren Tische, die Stühle, ein leerer Tresen, an dem niemand saß. Kein Wirt weit und breit. Und kratzte sich am Hinterteil, weil es ihm gar fürchterlich juckte.

„Was meint, ihr, Adamas. Hat er die Wahrheit erzählt?“
„Er ist Puppenspieler. Er erzählt Geschichten. Ob sie wahr sind oder nicht. Es sind die Dinge, die nicht erzählt werden, die zählen.“
„Und Lynx?“
„Keine Sorge, Mupo. Wir werden ihn finden.“


*


„Ah! Wer da? Bist du es? Wo bist du all die Zeit geblieben? Will nicht mehr im Dunkeln spielen. Das Licht, woher? Ich sehe nichts. Macht es aus!“
„Keine Angst, Boric. Wir bringen dir Gesellschaft. Kannst ruhig mit ihm spielen. Er merkt nicht viel. Ist noch benebelt von den Schlägen. Fang ihn auf. Dann löse das Seil. Ja, so ist gut. Schlafe wohl, Boric. Wir kommen in einem Monat wieder.“
„Und das Brot? Und das Wasser? Halt, so geht das nicht!“
„Liegt alles bereit. Trägt der Junge bei sich. Aber weck ihn noch nicht auf. Laß ihn schlafen. Träume befehlen nicht. Und wie geht es deinem Strohhalm? Zeig mal. Stell dich ins Licht. Ah! Er wollte es nicht glauben. Aber er ist gewachsen! Wie lang mag er sein? Eine halbe Elle schon oder mehr? Mehr! Ich habe eine Wette am Laufen. Wenn er länger als dein Arm wird, Boric,  bekommst du Wein. Nicht den gepanschten. Den echten. Bis in einem Monat dann. Enttäusch mich nicht.“

„Wie bin ich hier her gekommen. Ja… jetzt fällt es mir wieder ein. Und Mupo? Blieb er unentdeckt?“
„Mupo? Wer ist Mupo?“
„Es ist so dunkel hier…“
„Warte, ich mach’ Licht. Die Wärter glauben ich bin nicht ganz dicht. Reimt sich sogar, haha.“

Wenn sich etwas bemerkbar machte in diesen Tagen, so war es nicht das Unbehagen oder Sorge um die Lieben, so war es bloße Ahnung, die unbekümmert machte in diesen Tagen. Auch im Garten längs der Büsche und im Rosenhain empfand man das Licht der späten Sonne als wohlgemeinten Rat der Laune. Als Wink, nicht zu hasten, zu verweilen bei der Eile und zu schweifen…

 Die Äpfel im Garten reiften früher heran in diesen Fragen als in allen Jahren. Sie wurden rot in diesen Tagen. Als Wink, nicht zu erfassen, zu ertasten bei der Lage ihrer Schatten. Makellos im Schein der Tropfenlichter Tau hingen sie voll und prächtig an dünnen Nabeln. Wie Trauben dicht im Laub zu lichter Enge, aus Blütentrichter Stengel, umspielt von rosa Wärme – ein Ruck! – der feinen Hände: Ließen fallen in einen tiefen Korb. Gehalten von Damastarmen. Glänzten in der roten Glut, auf den Blicken nur diese eine Frage:
Wer bei dieser Sache Früchte trug…

Auf der Leiter und im Kleide – Lor. Ließ den nächsten fallen. Fiel knapp an Lynx’ Kopf vorbei zur Erde. Begleitete ihr Lächeln Fall und Unbill über diesen Streich.
„Verzeih!“ Der folgende Apfel landete dumpf im Korb. „Ist mir nur so aus den Fingern gerutscht. Nicht meine Schuld…“, stichelte sie. „Solltest den Korb näher bringen. Warum eigentlich pflückt nicht der Knecht die Äpfel? Die Prinzessin hat noch genug Arbeit, sie zu verdrücken.“
„Weil ihr es so wolltet.“, antwortete Lynx knapp und überhörte Lors Gekicher. Ihn traf der nächste Apfel am Kopf.
„Au!“
„Oh! Verzeiht, mein Knecht. Ich sehe wohl den Korb schlecht.“
„Aber mich seht ihr wohl? Ihr trefft.“

Als Wink, nicht zu fragen in diesen Tagen. Für Lynx: Ob ein Schiff auf ihn oder anderes wartete. Er zückte seinen Stab und stocherte an Lor vorbei in dem Baum. Die Äpfel waren reif für ihre Jahre und fielen frei. Manche fielen zu Boden, manche in den Korb. Andere trafen wiederum.
Lor lachte auf: „Ihr auch.“

Als Wink zu verstehen, nicht mehr zu fragen. Für die Kinder: Weil sie sich liebten in diesem Garten. In diesen Tagen. Sich zu sehen. Für Mondrian: Hinter einer Mauer zu stehen. Und… zu widerstehen. Was für Männer schwierig war, für einen Glauber Prüfung und… ihm unmöglich war. Zu widerstehen. Hinter einer Mauer. Näher. Einem Baum – noch unentdeckt vom Zauber der beiden Verliebten. Als Wink, sich zu betragen in diesen Tagen. Um mehr zu nehmen. Bei Gelegenheit. Als eitel Sonnenschein.

Mupo warf Steine in die Augen. In den Frauenkopf erstarrt zu Qualen. Manche trafen, manche prallten ab. Fielen zu Boden oder gleich ins Becken. Für jeden nassen Stein einen Wunsch. Für jeden Treffer den Zorn der Spötter. Schritte im Rücken ließen ihn zusammenschrecken. Mondrian bog um die Ecke!
 Er näherte sich mit diebischer Eile. Schnurstracks auf den Steinkopf zu. Mit eiserner Härte. Spürte seine Schritte. Als Wink zu nehmen. Schlug die Schaufelhand nach vorne. Und drückte zu. Lange. Und lange. Bis der Atem fehlte. Dann rückte der Hebel moosernd glitschig in die andere Positur. Und links von ihm öffnete sich das verwunschene Tor. Mupo sah Mondrian verschwinden. Verschwommen. Wie jeder Umstand der Nähe, der Unklares zu Tage förderte. Für Mupo: Als Wink zu verstehen, mehr als nur ein Gesicht durch den Wasserschleier zu sehen. Mehr als nur eine große Nase, mehr als nur geschliffene Züge. Ein Gesicht zu sehen. Nur ein Gesicht zu sehen. Das ihn daran hinderte, müde zu werden. Hier unten im Bassin des Brunnens – zusammengekauert, unentdeckt vor Mondrians Wütaugen und erstarrt in Qualen. Blasen zu sehen, die mit ihm verschwanden. Weil die Luft zum Atmen fehlte. Und Gedanken als letzte Nahrung: Zu ertrinken – in einem Garten.

Folgte er ihm? Auf diese Weise? Zu schwach, sich zu bewegen, hörte er Lynx und Lor. Sie kamen zu den Augen.
„Nach Broa. Ein Schiff wartet dort auf mich.“
Broa? Der Turm dort macht mir Angst. Er steht an den Klippen und sehnt sich nach mir. Ich bin nicht dumm. Wofür die Männer sterben. Doch solange Vater lebt, wird mir nichts geschehen. Werde bei dir bleiben. Hier.“ Lor beugte sich vor und küßte Lynx.

„Das ist mein Pfand an dich.“ Was sie verband.

„Für jetzt… Für immer…“

„…und immer mehr. Lieb ich dich.“

Und Mupo starb.

Vor Angst. Ertrunken. Wie ein Kind im Leibe der Mutter. Die Handflächen geöffnet. Um zu stützen oder abzuwehren.
Am Rande einer Mauerwand. Ein Frauenkopf erstarrt zu Qualen.




Eine Minute.
Die Struktur einer Minute.
Die Struktur einer Minute ist eine Minute.
Eine Minute ist …das Leben.
Eine Minute ist gar nichts.
Sind sechzig Takte.
In absoluter Ruhe der Pulsschlag eines Leben.

Woher die Ruhe nehmen?







*








Freitag, 18. August 2017

Politik in Zeiten von runden Bäuchen


Nach dem Hunger.

Nach dem Hunger, nachdem man seine Haare aß. An allen Köpfen – Alte, Junge, Kinder – Glatzen. Kühle. Dort am Kopf. Er schuldet mir noch sein Leben.

Sollte man die Erinnerung fragen. Was verdorrte Äcker von sich gaben. Was sie nütze waren. Nach dem Bedauern. Auf den verwaisten Feldern, schreienden Äckern, Furchen vom ahnungslosen Wind abgetragen mit seinem Wispern. Die Krume wußte, daß dort nichts mehr wüchse, außer Auswüchse. Nachdem die gestiefelten Schritte zurück zu den Buden und den Höfen und den Verschlägen kamen, den Raum betraten und die Plätze zählten und die Schemen an den Feuerwänden, die den Aufenthalt zahlten, als begliche man eine Schuld, so man sie forderte, war man nur Bauer. Oder Acker. Oder verzweifelt. Oder verdorrt. Oder verroht. Über Nacht: Erlöst.

Standen dort auf den toten Äckern Hirsegold. Am nächsten oder übernächsten Morgen. Und trauten die Bauern ihren Augen nicht – Bauernland, so weit das Auge reichte, links und rechts ein Baum, der war die Hoffnung, dahinter nur Wolken und fahriger Horizont –, als sie müde aus den leeren Aborten traten – ohne Plumps, zuvor auf Zöpfe starrten – ihren Augen nicht, nicht diesen verknoteten, als sie es dennoch taten.

Waren alle Ehrenfelder voller wunderbarer Ährenfedern und strichen damit den frühen Himmel Gold, als sie gegen das blaue Sonnenlicht kitzelten. Wie wunderdoll! Dieser verkrustete Anblick der Bauern tat. Im Morgenknurren standen sie davor: Und zählten die Garben.

Hielten die aufgedunsenen Bäuche gegen das Knurren, dann gegen die eingefallenen Backen, gegen kahle Bäume so im Dickicht, im Schatten eines Herbstes, im Morgendunst, und glaubten – zu ihren Füßen wäre ein neues Erntereich erkoren.

Sie froren. Kaum Haut über den Knochen. Aber zitterten vor Glück. Dem nur. Weil sie noch zitterten. Vergessen, wie viele Lücken im Maul sich auftaten. Aber jetzt war Galvan begraben. Gab er dem Boden das zurück, was er ihm entzogen. Galvan als Dünger. Nur Jahre später. Als Samen in die rote Erde gepflanzt sein Kopf, als Gebaren und toter Ähren trotz, den Widrigkeiten – ein Junge lief über die Felder, er rief seinen Namen – und Gefahren – brachte dennoch Glück –, Knochen aller Ahnen oder Fahnen Kriegerstolz – und so wehten im Laufen seine Haare, lange Haare, die man dem Jungen hatte gelassen, vielleicht weil man ihn schonen wollte, vielleicht weil man ihn später essen wollte – und wahr!

„Bläh!“, riefen sie dem Jungen entgegen. Der zum Zittern noch das Stapfen in den Boden stampfte. Die Bauern, die Mägde, die sich in Reihe bückten oder zu den Knien fielen vor den gebündelten Garben. „Bläh und furze so laut du kannst!” Und alle lachten. Wirbelte auf. Wind und Staub vermischendes Lachen draußen, an den Leibwänden, gab deren Lebhaft Kraft, nachgewachsen. In aller Stille. Neue Nahrung. Psst… Verbreite die Kunde.
„Verbreite die Kunde!“

„…verbreite die Kunde…“

Warum so viele Worte nötig waren?

Weil sie aus der Erzählung einer Geschichte ragten. Nicht aus der Nähe. Weiter. Oben.
„Verbreite die Kunde von den Garben.“, sagte Unser auf der Mauer stehend. Oben. In teurer Robe. Aus der Ferne. Aus der Nähe: Plätschern drang aus dem Bade. Vom Ungestümen darin wollte er nicht zehren.

„Laufe, renn’. Daß es alle erfahren.“

Und es war, als hörte der Bauernjunge. Er blickte auf. Die Sonne blinzelte. Hoch zu Mor. In der Nähe, in der Ferne. Und die hohe Mauer. Und nahm die Hand zu Hilfe. Nur ein Punkt.

„Nur ein Punkt. Laufe, renn’. Ich bin nur ein Punkt. Verbreite die Kunde. Unter den Punkten. Bringe sie in Bewegung. Laufe, renn‘.“

Unser schob den Jungen mit dem Zeigefinger an, oben, verrückte ihn wie eine Figur auf einer Spieltafel und ließ ihn los, als er glaubte, er selbst würde sich regen – oder den Finger hinterher ziehen –, strich über die Ähren, über die sich die Kundigen hermachten, streichelte die Spitzen mit seinen Fingern, dann griff er zu. Packte die Garben, die gestapelt wie Zelte waren und so verteilt auf den Feldern herumstanden, daß es kein Zufall war – oder wie Scheite waren. Und versetzte sie.
 Mit der Bewegung, die er machte. Als riß er Grasbüschel aus. Und nahm sie an sich. Das war sein Anspruch. Den er geltend machte. Hier von Mor, der hohen Mauer aus, dem Plätschern im Ohr, das im Hintergrund zu Rauschen wurde und zum schnellen Aufbruch mahnte. Nur die Punkte, die Punkte konnte er nicht fassen. Von hier oben nicht. Waren zu klein. Auch später als Ketten nicht. Wobei sie die einzelnen Glieder waren. Aber ziehen. Ziehen konnte er sie da schon. Zog sie zu Mor hin. Nur mit dem Gedanken, der sie zu Fäden machte. Aber erst lebendig. Durch den Ruch, den sie von sich gaben. Er fächelte den Duft zu seiner Nase hin, während er sich durch eine Nische und dort von einer schmalen Stiege vom Anblick trennte. Über Umwege. Eine geballte Faust nahm er noch mit nach unten. Wo Obliegenheit auf ihn wartete. Er preßte sie fester. Bei jedem Schritt. Entlockte aus ihren feisten Gliedern Knirschen. Doch hielt sie verstohlen. Dann… im Hof angelangt streckte er sie vor – nur, um sie selbst zu betrachten, und, vielleicht, um zu bedauern, daß sie nie so fein wie Todans waren, noch werden  – und öffnete sie: Goldgelbes Sonnenkorn rieselte aus der Innenhand auf den Boden. Es trennte die Spreu vom Weizen. Das Knirschen der Bauernsohlen. Die in den Innenhof drängten. Alles klebte daran. Er schlug die Spuren aus der Hand. Klapp-klapp!
Und erinnerte sich: Ja, es stimmte. Beifall war die höchste Form der Verachtung.

Vielleicht auch nicht. Dachte er. Als er Wacherot so auf dem Eselskarren herumstaksen sah. Von einem Ende zum breiten Fender. Durch das offene Tor. Bimbam und Bambam standen sich zum Verlieben gegenüber. Mit ihren Hellebarden. Die man ihnen zum Troste für das Neue übergab. Unser drehte sich weg. Und wischte sich die Hände ab. Beide. Taten es so. Wacherot. Mit gleicher Gültigkeit. Unser von der Brust zu den Hüften. Wacherots – draußen – blieben schmutzig. Dafür blieben seine Kleider rein. Beiden juckte der Hintern. Sie kratzten sich. Der Esel gab Geschrei. I-ah, i-ah. Ja, es stimmte.
 Die höchste Form der Achtung klang nur wie aufgeregtes Schnauben im Knarzen und Kratzen zwischen den beiden Ausblicken eines Karrens, vorne, hinten – ließ die sich auch nicht fragen, woher die Garben kamen, die auf den Feldern lagen. I-ah, i-ah. War der Esel der einzige an diesem Tage, der sagen durfte, was er wollte. Durch seine zotteligen Hasenlöffel hinaus reimte sich sein Sagen auf die Scharen. Nein. Es schien nur so. Wacherot sprach hindurch. Er packte beide Langohren und bog sie auseinander. Mehr als es dem Esel lieb war. Die Lippen zogen sich gleich über die Zähne zu einem Lächeln. Dann stellte sie Wacherot wieder auf. Vielleicht, um zu hören, was denn am Wegesrand geplappert wurde. I-ah, i-ah, sagte der Esel.
„Bläh und furze!“ Die anderen. So laut, daß alle lachten. Als andere vorne an der Reihe diese Kracher brachten und im Dimpfeldunst mit Händen fächelten.

So sie denn frei von Garben, Körben, Säcken oder bar zu ertragen waren – im Strom der Waren, der sich bildete –, aber den Duft des Magens in sich hinein schnatzelten – i-ah, i-ah, ganz froh – mit wunderbaren Nasen, die wundersam dazu geschaffen schienen… um selbst an der Reihe all der guten Erntewaren am Steiß des Vordermanns zu näseln. Mhm, schmatzten sie. Welch gute Prrts und Plupps das waren. Nach all den Haaren. Bläh und furze! Immer den Nasen nach. Blieben nicht ungerührt. Dadurch bewegt. Blieb für Wacherot, der Karren samt Esel blieb am Rand:
Den ersten an der Nase herum zu führen. Damit auch alles Wegtragen zu Mor führte. Zu den Toren, zu Bimbam und Bambam. Zu den Hellebarden. Zu den Haufen im Hof dort, zum Speien. Zu den Vorgängen, den im Gange dort.

Unser schüttelte verächtlich mit dem Kopf und hielt am Brunnen vorbei zur Küche zu. Dort war neben der einzelnen Tür eine zweite eingelassen worden, und beide flatterten nun wie ein Vogel mit den Flügeln. Weil die Küchenmägde dort heraustraten, griffen in den Stapel vor der Kornkammer und ins Kauen, rümpften die Nase und mit Körner zum Brote backen hinein. Schwangen die Hälften nach Belieben. Nach innen und nach außen. Zusammen. Oder gegeneinander. Um den Geruch durcheinander zu wirbeln Wie Liderklicken. Zappeliges Augenzucken bewegte zumindest die Luft vor der eigenen Nase. Unsers klackerten sich auf das Flattern zu. „ein Korn Verdauung…“, nuschelte er sich durch den Reigen. Er schlug ein Tüchlein aus dem Seitengreif der Robe und hielt sie den Freuenden vor, dann auf Mund und Stinkerei.
„…gibt dem Volk von Farn die Stimme zurück. Hm, wenn schon nicht die aus rotzlosen Kehlen. Dann die aus Mägen.“

Wie er sich irrte! Sollte er die Bimbams und Bambams mal fragen, die sich über die Pfütze vorm Torbogen wunderten, an Galvans Grab, nun, nur dem seines Kopfes, wo sich jede Petze und jeder Leib sein eigen Spuck verneinte, versicherten und sich ebenso verwundert gaben, und nochmal spieen, als die Bams wegguckten, aber folgte doch lieber dem Lockruf des Küchenvogels und dem Gesang des Backens der Brote. Klapp-klapp, klapp-klapp.

„Die armen Mäuler.“

Er kam nur langsam voran. Dann verhedderte er sich auch noch, mehr sein schöner neuer Knittelrock in einem der derben Füße. Die entschuldigten sich. Zogen ihn aber in den Strudel. Er zerrte gegen.
„Paß doch auf, du Dummbratz!“
Er wickelte sich um den eigenen Mittelpunkt. Endlich kriegte er den Saum zu fassen, zog und… scherte sich durch den Strom auf die andere Seite. Er klopfte ab. Klapp-klapp, klapp-klapp. Ah, der Vogel. Die Küchetüren sprangen auf. Er stapfte darauf zu. Erinnerte sich des Gedanken.
„…sind faul vom vielen Kauen auf den Strähnen.“
Lauter: „Auch vom Kauen auf der Hoffnung.“, blaffte er eine Magd an, die schrak hopsend vor. Und machte Platz. Er schritt über Spreu. Auf dem Knacken. Klapp-klapp. Beifall ist die höchste Form der Verachtung.

Auf dem Knacken der Käfer – so es gute Tage gab – und auf dem Knabistern der Heuschrecken, die sich eines Morgens auf den Ackerkrusten verirrten, deren Vorhandensein den Morgen nach dem Aufstehen sowie die Krusten gleichbald überraschte, gab es doch nichts zu naschen, nichts für Heuschrecken so man nicht unbedingt wie Heuschrecke aussah – wahrscheinlich hatte sie der ahnungslose Wind von den Bergen über Nacht hergetragen –, und sie warteten wohl auf den Wärmeschlag der Sonne, der die kalterlahmten Flügel zum Weitertragen belispeln sollte, um woanders nach dem Almosen zu fragen. Ratsch! Und knirsch! Und schaut! Heuschrecken baten nicht, Heuschrecken bat man nicht. Fingen die Bauern so viele ein, wie sie selbst erlahmt vom vielen Schlaf noch fangen konnten. Erschlugen sie mit den unnützen Schlegeln, holte sie aus den Verschlägen, die so ihren Nutz behaupteten, für den einen Tag wenigstens oder warfen sich gleich bäuchlings drauf. Und bäuchlings rein! Und ratsch! Und schmatz! Und kau! Kauten lange auf den Flügeln der Schrecken rum – halfen gegen den Durst und ließen den vollen Mäuler ihre Eitelkeit, wenigstens aus der Entfernung blitzende Zähne und von Nutzen zu sein. Die ungenießbar waren – satt sahen sich die Bauern an – und so dann auch nicht gerne vor Ort auf den Feldern von Farn bei all den hungrigen Mäulern, die noch kamen – ihren Schrecken taten. Sie flohen. Die Schrecken. Der Schrecken für die Bauern blieb. Band der sich keine Flügel für das Weiterkommen um. Gebunden in der Erde, auf der er stand. Staunte ihnen nach. Mit den ersten Strahlen. Gen Norden. Dort zum Meer hin. Was sie anzog?

Nicht der Turm. Der Hafen dort. Nicht der Fischmarkt. Die Schiffe dort. Das Flattern der Segel vor Ort. Warfen ihren eigenen Schatten dort. Warfen dort Anker. Auf die Gesichter dort, welche die Bäuche der Boote auf die Kaimauer spuckten. Hungrige Bäuche, baldiges Knurren, finsteres Blinzeln und Tätscheln der Wämse. In Händen derer der Tod oder vom Angeben davon. Schwere Schmieder, rauhe Lieder, Sold im Blut. Und an ihren haarigen Rüstungen – der König von Broa bestellte sie her – goldenes Gut. Streu. Vom Weizen. Vom Hafer. Von Hirse und Allerlei. Das tief im Rumpf der Boote lagerte. Dazwischen die Mannen. Weizengarben, Säcke voller. Die Knechte nun nach den Bäuchen aus den Schiffdärmen rausbröselten. Dabei – zwischen den gekerbten Mienen, den fremden Stimmen und Tonlagen, die in die Stadt einliefen, sich stießen und rauften und sich Treppe über Treppe so versorgten, je nach Gespür, je nach Gespartem, Bier, Braten oder Weibsgekarrtes – junge Gesichter. Die so fehl am Platz schienen wie der Totschläger in ihren dünnen Händen. Zwischen den Handel gerieten. Dem Händel zwischen Broa und Mor. Und angerempelt hinterher liefen. Den Älteren, den Stärkeren, den Grimmgestählteren, die ihre Sehnsucht hinter aufgelebter Tobsucht abgestumpften. Nun im Gerangel. Die Jungen. Weil die Äcker jetzt leergefegt waren. Aus den Ländern fern hinterm Meer. Für die Mäuler hier zu Füßen und der geplanten Magie der Größten lebten schon immer die Kleinsten. Deshalb kamen sie. Und sie lebten so schlecht, daß sie sich nicht mal Scham leisten konnten. Auf der Überfahrt Vergnügen bereiteten. Der Leibe unversehrt, aber zu Diensten den Waffenmännern an Deck waren und ihnen Becher und Schale herreichten und Lachen bereiten sollten, wenn die Alten die Wehmut packte oder der Wind die See anraunte und sie Angst hatten und nur das Lachen der Jungen aus lautem Halse die versteckte. Nach ihrer Angst fragte niemand. Ihr Lachen schien keine zu kennen. Doch lachten nur, weil sie nicht flennten. Wenn die Kämpen ihre Geschichten erzählten oder ihren Narben Gesichter gaben, die sich verzerrten, als sie mit Schneiden ins Fleische schlugen, ein Schritt in das Vergeben, und den Tod in den Händen schenkten. In den Wämsen der Boote. Auf der Überfahrt nach Broa trieb der Handel so seine Wege auf dem Gelege zu Mor.

Trieb er alles darauf zu. Zu den Händlern dort. Dort zu den Pfändern. Den, die mit Händen die Leben begutachteten, die ihnen in selbige fielen, als sie über Stege aus den Booten auf dem Kai plumpsten und eigene entgegenstreckten, weil sie die Hilfe gut gebrauchten konnten nach der langen Überfahrt, und die Rücken zum Knacken brachten und Geld liehen je nach Statur und Vorbehalt, zu überleben, und auf den Sold wetteten, der ausgezahlt wurde, wie so alles im Streben, erst am Ende jeder Helden- oder Torengeschichte. Tot. Oder lebend.

Mit Geld in Händen, glitten gleich die strahlend in den Bund, in ein Hurensäckchen, das dort im Schritt mit dem anderen baumelte, aber für die Frau, die Kinder, die Arbeit zu Hause gedacht war, wenn auch Denken nicht die Fron, und gegen Diebe schützen sollte, so an jenem Ort, aber allzu leichtfertig schnelle Beute für saftige Finger wurde im Eingriff, wenn warme Worte auf den Treppen Broas in Betten lockten. Oder leeren. Wenn der Pfänder schon zum Ende der Überfahrt auf die nächste wettete. Und dem Gesicht, meist ein junges, meist ein altes, einen roten Strich auf die Stirne malte, mit roter Erde vom Lande, und nicht weiter nach den Zähnen und dem Befinden fragte – und selbiges für die anderen Pfänder an der Reihe Augenmerk ersparte. Auf der Kaimauer. Dort. 

Gab es noch die Rotpfänder. Ganz am Wendepunkt der Mauer, die sich in entgegengesetzter Richtung weiter nach oben schlängelte. Dort ein wenig zur Seite gedrückt, an einer feisten Hauswand, dem des Hafenmeisters, griffen die Rotpfänder nach den Burschen von denen sie glaubten, sie würden tot noch Geld bringen. Zahlten vor Ort und Stelle das verkaufte Leben in zittrige Hände, traten ihren Feuersold ab, der für ihre Bestattung veranschlagt wurde und verdoppelten die Zinsen, für den Fall, falls sie lebend hier wieder ständen. Verwiesen auf eine Nische, im Wendebogen, dort. Kaum größer als ein Abort, der so auch ein Abort war. Zwei Bohlen über dem Meer. Dort auf den Strick. Um die Zinsen zu sparen. Und die Schulden für die Anverwandten. Den könnten die Zurückgekehrten verwenden.

In einer Ecke dort, dort etwas oben, auf einem Sims, weiter oben über dem Abort, nicht sichtbar für die anderen, vielleicht auch, weil alle auf dem Weg zu den Stadttoren dem Strick ihre Blicke verkauften und nicht hoch sahen, auf andere Weise, als daß etwas sichtbarer wurde, dort saß ein Bekannter, ob ein guter, das ließ sich im laufenden Gedränge nicht beantworten – da sie ihm keiner stellte, der ihn kannte –, dort saß er hinterrücks der Männer, aber oben – soviel zu seiner Scham –, um seinen Bodensatz nicht verlegen, noch zu verleugnen, in Lumpen, werkelte an seinem Beutel dort und stibitzte sich ein Brot nach dem anderen, das die Hafenmeisterei allen in die Hand hinein schenkte, indem er sein funkelndes Holzkreuz zwischen den geschicktesten Fingern bewegte, die man sich in Farn, in Broa in Mor oder anderswo vorstellen konnte, unter ihm die Mannsbilder, die sich selbst die Sicht versperrten, als wäre das Spielkreuz eine Schere, daran die Fäden – nicht der Strick – und daran sein Geschick, das eines jeden und auch gerne eine Wurst, die der Puppenspieler aus den Futteralen an beliebiger Stelle fädelte, die eine gute Frau zu Hause dort hinein nähte, ging die Naht auf, von der Reise, der Welle und dem Wasser brüchig, unbemerkt, von der guten Tat – zumindest tat sie dem Puppenspieler gut –, tat ein Hungerhaken sein Übriges.

Und feste! Biß er so hinein, zwei Hälften Leib, eine Wurst mit Naht, ein kleines Reich. Mit Schmackes! Zurrsurrte nun ein Schatten vor seinem geschäft’gen Maule. Sah man nur mehr dieses Kreisen. Und… eine Schrecke. Oh, wie saftig dieses Brot nun lockte und schmatzte und duftete und die Stoffe mit dem Atem in die Geilheit rieben, über zwei Zahnreihen, Krümel an den Lippenwulsten, Spucke und kaum mehr reinzukriegen in den Schlund, weil Spucke mehr und mehr mit jedem Kauen fehlte. Und zursurrte! Vor dem Mund, der Puppenspieler schlug nach ihr. Und neben dem Ohr. Und wieder hier. Zusurrte, weil das Kauen und das Hauen sie lockte.

Kau’ nicht und überlaß es mir. Leg’ es gleich zum Verzehr. Leg’ es hier. Ich stürz’ mich drauf, die Wurst, die laß ich dir. 

Schlug die Schrecke – und traf. Gleich die Flatter und dann am Kragen. Packte sie. Mit so herrlichen Krümeln noch zwischen den Fingern, daß der Geruch sie benommen machte, mehr vom Schlagen, begutachtete sie vor dunklen Augenbahnen und flitschte sie – wohl weil sie nicht so gut wie Wurstbrot schreckschmeckte – nach unten, in die laufende Menge. Flog aber weiter. Hoch, am Wendepunkt vorbei, ein Hosenbein nahm sie fort, jetzt auf den Tritt. Auf den nächsten. Noch’ne Stufe. Und wäre wohl auch gestorben, traten fest die Sohlen auf den Boden und verfehlten die Schrecke nur knapp, nur so nicht, dann daneben, während sie sich erhob und ihre Flügel pflegte, weil…

Aber dann geschah es doch noch hier. Zerquetschte sie ein Hüne, kam gleich übers Meer nach Broa, mit fremder Stimme, Segeltuch am Bund und Bier im Bauch. Sein erstes Opfer, kaum den Durst gelöscht. Den gab es hier am Stand für eine Münze. Der Hüne starb am ersten Tag, ich erinnere mich. Sagte der Standbetreiber. Er schuldet mir noch sein Leben. Sagte der Pfandverleiher. Mir den Tod. Der Rotpfänder.

Der Hüne wollte schlauer sein und kreuzigte seine Stirn mit roter Erde. Lebend noch. Nachdem die ersten Geldstücke, eins, zwei, an seinen Eiern schaukelten. Damit bezahlte er sein Bier. Mit roter Münze allerdings. Er ließ anschreiben, mit anderen Worten. Wonach sich nun ein Streit zwischen den Leihern entwickelte. So ein Hünentod sprach sich schnell herum. Auch unter den Schrecken. Und die fürchteten um ihr Geschäft. Wie eßbar Heu im Feuer. Wer löscht, wer ißt, wem gehört das Feuer?

Man einigte sich, daß der Rotpfänder dem anderen eine halbe Münze schuldete. Schließlich war der Hüne tot. Das Bier gesoffen. Und auch sonst deutete nichts auf ein Umbesinnen des Gefallenen hin, wieder aufzustehen, um den Streit zu schlichten. Noch sein Bier zurückzugeben. Er erfüllte seinen Kontrakt mit ihm, dem roten Strich, dem Strick, dem Abort über dem Meer, den anderen aber fehlte er nun lebend. Als Kunden, als Bekunden.

Du gabst ihm die Münze, die ihn besoffen machte, daher starb er. Wider Erwarten. Sagte der Pfandleiher. Nüchtern stirbt kein Mensch. Gab ihm der Standbetreiber Recht. Oder auch nicht. Er wußte es selbst nicht. Es ist nur recht und billig, sagte er, uns für unsere Unkosten zu entschädigen. Der Hüne war ein großer Hüne. So einer kommt nicht alle Tage. Zu Grabe. Bezahlt mit barer Münze. Nicht für die Bahre. Für die Münze. Der Rotpfänder weigerte sich.
Die Schuld liegt beim Leben. Sagte er und wiegelte ab. Er kam mit rotem Strich. Zu Grabe. Ich gehe nach dem Strich. Nicht nach dem Strick. Gehe ich nach dem Strick, könnte so ein jeder kommen. Ob selbst gemalt, ob anderweil. Zu mir kommen nur die Todgeweihten. 

Eine Menge versammelte sich, Unruhe machte sich breit. Topfschlaggesichter klopften sich an. Die Angeschwemmten redeten eifrig mit. Untereinander wogen sie die Möglichkeiten ab, betrachteten die Haltungen, die jeder der Betreiber einnahm, und probte sie für sich, verschränkte die Arme, wie der Rotpfänder etwa, legte sich mit der Mauer an, indem er mit ausgestrecktem Arm dagegen lehnte wie der Bierschenker etwa oder verbarg die angestrengten Hände in den Hosentaschen etwa wie der Pfandleber.

Obwohl nicht jedem klar wurde, bei aller Rederei und Armerei und Halterei, wer denn nun außer dem Hünen zu Schaden gekommen war. Und so trugen sie den Streit dem Hafenmeister vor. Gleich im Marsch drangen sie auf ihn zu – eins, zwei, drei, Seit an Gefeit –, gefolgt von der Bewegung, die sie in die Menge brachten. Nun, in die andere Richtung. Vom Schlachtfeld weg, zurück zu den Schiffen. Was nicht Sinn der Dinge war.

Was ist denn hier los! Sagte der Hafenmeister, als er seinem Standpunkt nicht traute und trat aus seiner Bude. Um gleich wieder hineingedrängt zu werden. Von der Menge. Als er sich umringt sah. Von den Folgern. Verschreckt schloß der Zipf die Tür, öffnete gleich aber die Lade daneben. Immerhin. Sein rundes Gesicht färbte sich absichtslos.
Ein Handlanger überredete ihn. Hier ist etwas los. Sagte der ihm. Streckte seine aus der Luke. Klatsch! Schlugen andere sie ins Innere. Du bist der Hafenmeister, Du richtest hier. Kein anderer! 

Einer reichte ein Tuch. Für die nasse Stirn. Die Hand langte aus dem Innern. Der Langer flüsterte etwas ins Ohr. Sch-sch! Der Meister wischte ihn beiseite. Die Menge sch-schte um Ruhe. Die Parteien trugen ihren Streit vor. Einer nach dem anderen. Geduldig gaben sich die Seiten. Beäugten sich aber mißfällig. Ausführlich erläuterte jeder seinen Standpunkt, der Schaden, der ihm durch den Hünen entstanden ist und was sie nun von ihm, dem Hafenmeister verlangten. Sie verlangten alle das gleiche. Der jeweils andere sollte seine Zeche begleichen, Pfand begleichen, Umstand begleichen. Die Zeche! Jaulten einige auf. Der Pfand! Andere. Den Umstand! Das dritte Gedränge.

Der Hafenmeister hörte sich alles ganz genau an, wieder wischte ein Tuch aus dem dunklen Innern der Bude über die Stirn, über die Augen. Er sah sich die Wartenden an. Die Wärme drückte hinein. Durch das kleine Luftloch. Fast hätte er sie anfassen können. Konnte es nicht fassen… fassen… er brauchte etwas Greifbares. Wo ist die Leiche? Fragte er erbleichend, faselnd fast, weil ihm keine Lösung einfallen wollte. Vor aller Augen schon mal gar nicht. Dafür war er nicht im Stande, hier, am Rande. Er teilte nur das Meer vom Lande, verzeichnete die Angelandeten, die Schiffe und die Säcke, die Waren. Dafür konnte er schreiben. Was er kannte, was er sehen konnte, daran konnte er Hand anlegen. Die konnte er zählen. Zwei Ladungen Hafer? Zu den Stallungen. Eine halbe Tonnage Weizenmehl? Zu den Bäckerstiegen. Fünf Bäuche Handlanger? Zu den Schnüren. Das Kriegen war sein Fach nicht. Er zählte die Körper. Mehr nicht. Wo ist die Leiche? Sagte er unentschieden. Und die Parteien sahen sich unschlüssig an. Das halten wir für gegeben. Sagten sie einvernehmlich. Den Tod.

Er ist das einzig sichere in unserem Streit. Sagten sie. Sichtlich atmete der Hafenmeister auf. Er stellte sich gerade, schloß die Lade, dann trat er aus der Bude. Er stellte seinen Bauch vor. Das verschaffte ihm Platz. Keine Leiche? Er wippte auf den Hacken. Ha, ha. Sein Blick stach durch die Menge. So, so. Sagte er. Und stellte sich auf die Spitze der Hacken. Ohne Körper gilt er noch als lebend. Das bedeutet für den Pfandleiher: Er könne noch wiederkehren. Der Pfandleiher stippte den Kopf in Schieflage und legte den Finger zum Denken an die Lippen an. Und was bedeutet das für den Rotpfänder: Er könne noch zum Strick kommen. Und das bedeutete für den Bierschenk: Er könne noch seine Zeche blechen.

Die drei beratschlagten sich kurz, wurden dann aber schon von der Menge überzeugt. Alle waren zufrieden. Hoben sich noch lange im Laufen die Handflächen auf Höhe der Brust. Oder Bauch. Wogen sie ab. Aber kamen bei allen Betrachtungen immer zu demselben Schluß. In die Stadt hinein trugen sie die weise Entscheidung des Hafenmeisters. Solange der Hüne als lebend galt traten keine Fragen auf.

Froh stiegen sie die langen Wege hoch, unterbrochen von niedrigen Stufen und verteilten sich zum Verabreden in Gaststuben hier, in ruhigen Stuben hier oder in aufwühlenden Stuben hier. Sie vergaßen gerne wohl, daß sie das Schicksal des Hünen teilten. Zumindest zahlten sie für ihn. In jeder Nacht, die sie blieben.

Übermütig rannte einer mit einer Dame die Steige herunter. Er rempelte den Puppenspieler an, der sich am Rande hochtastete. Brote fielen aus dessen Beutel. Und weil der fremde Krieger wie jeder fremde Krieger in einer fremden Stadt gerne zeigte, wie er sich gab und verbarg, wie er wirklich war – und weil die Hure in seinem Arm ihm Anhänglichkeit vorheuchelte, die es zu verteidigen galt –, trat er noch mal gegen den Beutel, dessen Inhalt sich so auf dem Weg verteilte. Lachend stiegen beide durch den Krempel und verschwanden lippensaufend hinter der nächsten Biege.

„Ja, rempelt mich nur an…“, murmelte er und rieb sich den schmerzenden Hintern.

„…ich lebe ja nur für eure Bedürfnisse…“

Er suchte die Brote zusammen, klopfte sie vom Dreck der Gosse, stopfte sie in den Beutel, zwei Köpfe guckten heraus, blonde und feuerne, ineinander verschlungen, miteinander ringende, die zwängte er mit Nachdruck ebenso wieder ins schwarze Innere, zurrte ihn fest zusammen. Ein Brot behielt er in der Hand. Schulterte und ging, ohne daß ihm bewußt war, wohin. Er biß hinein, quer davor, er kaute. Dort. Etwas höher. Er sah die Händedrücke. Er stand vor dem Roten Haus. Die Tür lud mit Gleichgültigkeit. Ein Schild erwartete Beachtung, die nur die roten Hände im Gang der Schnüre schenkten.

„Begleicht man seine Schuld,“, sagte der Puppenspieler und drückte die Klinke in die Begegnung einer unbestimmten Einladung, „liegend oder stehend, sollte man sich bewußt sein, daß man die richtige begleicht. Soviel Schulden gab es, daß man am Ende Rechnungen offen hatte, wie ein Zechpreller und abbezahlte mit Spülen und Putzen der Kaschemme, und dann findet man heraus, daß man in der falschen Kneipe saß, am falschen Tisch, der Nebenmann im Begriff war, die Schuld hinüberzuweisen, zu dem, der dort steht. Oder schon umgefallen war.“ Er spuckte aus. Den Kaubrei, den er hochbrachte, und biß noch mal ins Brot, richtig jetzt, kräftig – bevor er gänzlich eintrat –, daß sich die Schneidezähne verbogen.

Wie auch? Die Pfänder streuten ihre Münzen in die Männer der Hoffnungen, die nahmen sie entgegen. Die Grüße nicht, nicht das Willkommen. Nur die Erwartungen. Wünsche. War das Gold. Das Prasseln. Aus den Säckchen, in die Säckchen. War die glänzende, die matte Möglichkeit, die ihrer Habgier und ihrem Leben Sinn verhieß. Mit dem Klump, als sie darauf bissen, um zu prüfen, ob es von Wert sei. Auf verschlungenen Wegen. Draufbissen. Verschwanden mit dem Tauschhandel in Dickdärmen des freudeatmenden Habenwollens, den gespreizten Küssen einer Nutte, den gespreizten Türen einer Schenke, dem gespreizten Gelächter einer Runde, der gespreizten Erleichterung nach einer Umarmung, der gespreizten Verblendung ausgeschlagener Zähne durch einen Keiler, die ein Schmied, einer vom Lande, auf gespreiztem Sitz mit der Spitze eines glühenden Dornes und den Schmerzen eines Todes und den Grätenknochen eines Welses zurück ins Mundbett hämmerte, Fendric stand daneben, daneben stand Bilgram, und zwischen dem Schmied und seinem Schreien stand nur der Amboß, klack-klackklack. In Broa. Ins Bettlager ausgespuckt aus dem Magen von Segelbarken. Aus dem Meer, in das Meer. Im Gang der roten Schnüre. Auf Umwegen. Gegen gutes Gold. Das Zähne brach. Biß man zum Prüfen hinein. Und schwor im Verschwur des Handels mit der eigenen Abläßigkeit um das eine, das vom Streben blieb – Soldat ob, ob Salatbauer, ob Abortknecht, Gewulst, Gesindel, ob Königsort: Gunst.

„Gunst ist eine heikle Ware…“, murmelte Unser. Kaum merklich auf seinen Gängen, doch ernst genug und auf Silben festgebissen, die sich ebenso verbogen, als bissen falsche Zähne auf Soldbrot. Daß ihm derlei oft nun über die Füße stolperte, in anderer Gestalt, aber dem nicht unähnlich. Hier nun in der Küche, in Mor, die steile Treppe dort hinunter in den Bauch der Bratendüfte. Stolperer. Die sich eiligst nach ihrer bei dieser Begebenheit erkundigten, trotz der Fürze, trotz der Ablässe und des Wohlgefallens vom Vorüberrauschens auf dem Wege hin – mit goldner Garbe – und weg auf selbem Wege. Nur in entgegengerichtetem Laufe Truhe Gold. Der wahre Streben Gunst und Günstling für das kurze Glück beim Beißen. Die sich noch in so mancher Kellerritze finden ließe. Und da war auch noch die Herrlichkeit.

Dieses Becken mit den goldenen Fliesen. Dieses. Dieses alles, was man wissen mußte, wollte man etwas über den Keller in Erfahrung bringen. Auch an diesen Ort bestellte Unsers Drängen seine Gunstblicke. Ganz allein und heimlich. So ganz allein nun auch nicht. Weil er auf Mondrians Spuren wandelte. So ganz geheuer auch nicht. Weil er so ganz allein auf Mondrians Spuren wandelte. Nun, so ganz ohne Häme auch nicht. Weil der nicht an der neuen Tafel weilte – mit all dem schnöden Fraß der Bauernweide. Weil die Mägen sich nun wieder weiteten. Und ein Esser weniger immer besser war als einer mehr an derselben Tafel. Und ihn nun suchte – auf einem Verdauungsspaziergang. Dem der besten Gründe wegen: Der Verdauung wegen.

Eben. Und ihn suchte, in seiner Kammer, nachdem er nur unwillig die Holzschnitttüren aufschob, und ihn nicht fand. Erst recht nicht in der versteckten Welt dahinter. In die Unser nun gelangte, weil der Vorhang sich durch das Eintreten bewegte. Eben so wie bei Malverne, und sich die Frage in den Vordergrund zwängte – Unser zog den Bauch ein, um hineinzuhuschen –, ob dieser Durchgang sich nun verheimlichte oder ob er nicht doch die Aufmerksamkeit auf sich zog, allein durch das Treten in Mondrians Klause. Aber die Sterne. „Die Sterne…“
Schon entdeckte, sein Mund entsprang und entlud sich schwerer Fäule, hauchte an die Decke. „Die Sterne…“

Aus dem Silber all der lauten Tafelmesser, die so tönten, daß man ihr Verschwinden nicht beobachtete, nur froh war, als ihre Töne endlich im großen Saal vergingen. Man traute mehr den Ohren als den Augen. Und ein Gespür für das besaß – Unser –, was glänzte. Ganz allgemein. War es seine Gabe doch – auf unzähligen Steuerreisen im Blick geschult – auch in den düstersten Verstecken nach dem vor der Steuer Verstecktem zu fahnden. Bei den Bauern, den Wirten, den Schmieden, den Händlern, nur den Pfändern ersparte man derlei Last. Nach der Angst.

Warum diese Längen? Warum all diese vielen Worte? Jetzt, da sich das verteilte, was alles spaltete? 

Nichts mehr zu verteilen gab, außer das, was man nun als Lohn oder Pfändung verteilte? Weil sich diese Geschichte dem Ende zuneigte, unaufhaltsam, die Seiten dünner wurden, die noch vor einem lagen und dicker das, was schon gewesen war und schwerer, wo und man sich nicht von dem Gewicht entwöhnen wollte, weil man daran, wenn geschickt, gewöhnt war, wenn nicht, weil man sich schon an allem verwöhnte und den Aufenthalt begleitete, bis es sich nicht mehr lohnte, aufzuhören.

Fand so manches gute Stück im Nachttopf, erkannte am Geruche schon die Lage, die sich mit dem Metalle veränderte. In der Tür schon. Was sonst nur Galvan vermochte. Ersetzte man
Metalle mit liebreizenden Orten. Oder der Mist der Viecher war. Auf seiner letzten Reise im Mai, noch davor, das Darben sich schon damals bekannt machte, mit geknautschten Mützen in den Händen, gehalten vorm knurrenden Bauch der Leute, und mit ihm als Forderer vor Ort, und das Knurren gleichsam den Weg durch den Magen und den Darm in die Eimer fand. Kein Klingeln, kein Blitzen darin, nicht mal ein Seufzen. Leer, halb mit Haaren, halb mit nackter Not – gleich roter Erde. Die Mischung stopfte die Bäuche voll.

Und Unser? Konnte wühlen, wie er wollte. Und klagen, daß er nichts mehr roch. Soviel er mochte. Doch nichts. Weder Geld, noch Gold fiel ihm beim Durchstöbern dieser anrüchigsten aller Welten – die der einfachen Leute – in hadernde Hände. Filzenden, abtastenden, abstreifenden, säubernden Hände, die ihr Zittern nicht mehr hinter Etikette verbergen wollten, je weniger sie fündig wurden und je mehr noch erzürnten, als sie die Bauern schlugen. Wie ein Säufer nach dem Schmacht des Bieres verlangte, nicht dem Biere selbst. Nach dem Schmacht. Und all dieser das Zittern, all das ärgerliche Umherspringen, all das verdrießliche Zappeln bestimmte. Und dann diese Enge! In all diesen Stuben! In all der Hütten! All der Scheunen, Schober, Tennen! Wo sich die Luft hortete, als wäre sie Lagerstreu, das nur den Platz streitig machte gegen die Leere. Damit die Leere nicht gänzlich einsam war. Und aus anderem Grunde auch. Übellaunig war. Und mit seinen Mannen abzog. Sie immer öfter versetzte. Verließ. Gleich an Ort und Stelle. Oder in einer Quetsche quetschte. In Tarn und sie
anschreiben ließ. Um die Zeche zu sparen. Der Hundebiß setzte ihm zu. Mehr als ihm lieb war. Und aus anderem Grunde müde war. Immer müder. Und dürr. Und ungeduldig. Und.

Aber nun war er wieder rund. Mit spannenden Winkeln um einen erfreuten Mund, die einen satten Mann begleiteten, der satt allein deshalb schon sich freuen durfte, wenn er leichter aus dem Abort trat. Und die ernste Meinung vertrat, einhundert Entlein – und seien ihre Flüglein noch so zart – vertrugen sich mit seinem Zünglein nicht, der Masse wegen. Der Ausgewogenheit. Aber wie darauf verzichten mögen, nur weil sie Entlein, Flüglein oder einhundert waren. Ob Unser jemals einsam war? Nein.

Wer kannte dieses Gefühl denn nicht? Auf einen vollen Teller zu starren und beim Schlingen mit Mund und Zunge beim Tellerlecken schon Angst zu haben, es könnte nicht reichen – der Bund spannte derweil, der Nabel grinste verborgen, Einzelkinder und Prinzessinnen mögen da andere Erinnerungen haben – und noch schneller schlingen mit wachem Blick auf die Tellerränder der anderen, großen, weiten Augen, deren eigenem Schlingen, deren Münder und deren Zungen an den Enden, der Schüssel in der Mitte und dem nicht enden wollenden Begehren um des begehren Wollens. Diese Schüssel, die im Herzen des Tisches stand und mit dem Nachschlag und auf Unrast pochend, mit Hast auf letzte Krümel, den Verstand aus den Mägen prügelte. Erster! Zweiter! Fertig! Und schnell den Löffel in die Schale stach und den letzten Haps, mehr Kratzen als Schaben als Kartoffelbrei, mehr Schleifen als Rübenschleim auf sein Himmelreich – so weit vom Herzen, so nah am Munde – klatschte, klatschte, klatschte. Oder Entenbraten? Beifall ist die höchste Form der Verachtung.

„Gold.“, sagte Unser. Und zog das Oh vor dem El in die Länge wie ein Sänger schnell noch seinen letzten Ton vor dem Ende, vor dem Applaus.

„Nun, in deiner Kammer bist du nicht. Bist du in deinem Becken?“ Unterm Schweinestall. „Mein Glauber Mondrian, wo seid ihr?“ Die Treppe hinunter. Und stand vor dem Leuchten. Stand vor dem Bassin. Und wollte…weil ihn das Licht einschüchterte, schon drei Diener herbeirufen. Mit vollem Mund. Mit voller Schmacht, vollem Brand. Besann sich dann jedoch auf seine Manieren:
„Mit vollem Eifer spricht man nicht.“ Dann trat er näher, dann auf allen Vieren.

„Gooold.“, sagte Unser.
„…ooold“, sagte Echo. Sagte es nochmal, sagte es wieder.
„Gooold.“

„…ooold.“

Und wie schön dieses Oh in dieser Echoschüssel klang. So derb und satt, daß es das Ohoh mit dem Hunger verschlang. Auf einmal oh…ne Angst – und weg. Seltsam. Solch ein Ort aus Klang.
„Aus Gooold.“ Aus Fliesen, Atmung, Wasser, Rauschen auch.

„…ooold.“

Alt.

Aus Klang nur beim Lauschen. Ließ diesen Ort im Zweiklang baden, nüchtern. Und Unser schwamm. Durch das ganze Becken. Von Luft statt Wasser getragen. Und freute sich und breitete die Arme aus und dann wieder zusammen, Fersenschlag. Obwohl er nie schwimmen gelernt haben mochte. Und von einer Wand zur nächsten Wende. Und zurück. Und hin. Und wieder rein, dann hoch. Und tauchte und tauschte die Luft zum Schwimmen mit der zum Atmen. Und sauste und lachte und strahlte, bis… er außer Puste war und eine Pause brauchte, am Beckenrand und hielt sich daran fest. Wischte sich die Luft aus dem Gesicht, die Haare aus den Augen und schnaubte sie schniefend aus der Nase, damit er wieder Luft einatmen konnte. Baumelten die Beine währenddessen. Sah wohl dieses Loch. Da. In der Wand, auf die er absichtslos stierte. Das wohl zu einem Schlüssel paßte. Und auch ihn berauschte. Wohl jetzt aufleuchtete. Mit dem Glänzen in den Augen, das so Licht gab. Und funkelte. Forderte. Wollte.

„Wooolte.“
Doch war nicht dumm. Ließ diesen Ort mit sich im Reinen. Das Vergnügen genügte. Stellte sich auf die Füße. Fand festen Stand, ging rückwärts zum Aufgang. Stieg die Treppe wieder hoch.

„…ooolte.“

Wohl. Holte.

Und hoch. Dort bemerkte er den Tisch, schaute auf, in der Decke auch das Guckloch, abgegriffen vom Betatschen in fremde Löcher, in den Hort der Schweine, setzte den Fuß mühsam auf den Tisch, den zweiten und streckte sich, hielt sich selber fest und sah nun auch hindurch aus Neugier zu seiner Entlastung, aber nicht aus Gier am Blicken. Erschauderte. So tief, daß es ihn vom Tische stieß, Oh noch im Ohr, verließ den Vorraum ohne sich umzublicken, ohne ein Wort, auch kein Gedachtes, aber wurde von dem Ooolte begleitet, schloß die verborgene Tür, die ihn hier hin verleitete, drückte sie fest zu, stellte etwas davor, das er im Gang zu fassen bekam – ein Gangwächter fand sein Gehör, lauter schreiend, mit Schauder. Rückten fremde Hände, die das hörten von den schweren Kisten ab, die sie durch den Keller schleiften, später durch den Garten, und buckelten, von der schweren Last noch krumm sodann heran, mit offenen Handflächen und Schwielen voran und in dieser Lage, die auch jedes fremde Hören wohl verstand – in Günstlingsbeuge.
„Stellt es hier hin. Den Unrat. Macht schnell. Allen, den ihr findet. Macht die Gänge frei, räumt es in diese Diele. Stellt sie zu. Hier ist Platz. Kein anderer dient mehr dem Zwecke als dieser. Ein Saustall! Schmeißt den Driss in diese Ecke. Ich schau zu. Ooo…“, sagte Unser und erschauderte noch immer.

…ooordnung ist das halbe Leben. Der anderen Hälfte schaut man zu.“









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