"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Donnerstag, 18. Januar 2018

Die Mohnbrötchenkrise weiter beobachten


Zweitziel: Auf Wiedergeburt von Leihmutterkind von Celebrity hoffen
Erstziel: Zweitziel anstreben

Es erschienen Werte wie Wunder zu sein, und in der Erkenntnis, nur man selbst beachtete.

Und ich beachtete Gesagtes und Geschriebenes – o Wunder mein –, und in meiner Erkenntnis fand ein klitzekleines Plätzchen Platz. Plätzchen, das ist nicht die Verkleinerungsform von Keks, das ist ein Zwischenraum, der kleinen Platz für Selbstbestätigung oder Mohnkrümel ließ, und befriedigend befreit, wenn er geschaffen. Das war ein Satz.

Mit Komma, Strich und Punkt. Kleiner Absatz.

Smileys wurden erfunden, um selbst nicht mehr lächeln zu müssen. Das Komma, um wie ein Liebhaber zu verschwinden. Mohnkrümel, um nie, nie, nie wieder lächeln zu können.

Platz, das ist ein Zwischenraum, der Platz für Selbstbestätigung oder Mohnkrümel ließ, biß man zuvor in ein Mohnbrötchen hinein. Aus nichts anderem als niederen Motiven wie Hunger oder Lebenswahl und bestätigte sich, daß da Platz war für Unbehagendes. Und man pult und pult mit der Zunge, und pult und speichelt nach. Und bleibt er da? Und ja. Er bleibt da. Der Mohnkrümel will doch nur den Zahnstick als zwingend züngelnden Liebhaber haben und nicht von Sanftem wie meiner Zunge gerieben werden, die nur Worte der Sanftmut kennt. Und er nur spitzes Stoßen mag. Und dann entfernt man ihn. Schaut noch mal kritisch nach, kritischer als man gegen sich selbst ist zu allen Morgen und ist selbstbestätigt selbstbefriedigt, wenn er sich entfernte. Und die Klotür knallt gegen den Rahmen. Endlich wieder Platz.

Und so mag es auch mit dem Komma sein. Ein Liebhaber, den man entfernen muß. Der jetzt nicht mehr da sein soll, jetzt nicht mehr, aber eben doch, als man noch liebevoll ins Mohnbrötchen biß. Und da noch gern. Oder ein Mohnkrümelchen ist. Und ein Mohnkrümelchen ist nur gut, wenn es nicht mehr da oder da oder da ist.

Komma. Ein zartes, verletzliches, schmales Mohnkrümelchen ist es zwischen den selbstverständlich strahlend weißen Zähnchen, ohne die man heutzutage keine Rolle mehr spielt oder keine Rolle mehr in einem Hollywood-Movie spielt, wenn man die Rolle unbedingt haben will, aber unbedingt diese Beverly-Hills-Villa haben muß, die ein klitzekleines Mützchen größer ist als die von der mit den nicht so weißeren, weißen Zähnen. Und sich zwanzig Jahre später darüber beklagt, wie sehr man Tipi Hedren sei, und Hitchcock hätte ihr die Karriere versaut. Und klagt in die Villa-Wände hinein oder in den gekauften Zoo, wie schwer das Leben sei. Und Tränen heulen die Dolce-Gabbana-Tapeten naß. Und daß selbstverständlich Männer für die Karriere einer emanzipierten Frau zuständig seien. Und eine emanzipierte Frau nicht für die Karriere selbst. Wie selbstverständlich nicht. Und klagt und weint und pult. In den weißen Zahnzwischenräumen, die so viel Plätzchen – kein Keks – fürs Träumen ließen. Und dort nur Wunden. Und die Karriere verschwand wie ein Liebhaber, der die Plätzchen gleich mitgehen ließ. Und doch kein Platz. Und man könnte ohne diesen, einen, verschwundenen Liebhaber nie, nie, nie wieder lieben. Nie, nie, nie wieder! Und hier nur Mohnkrümel. Und man könnte nie wieder lächeln. Nie, nie, nie wieder! Spielt aber eine Rolle zwischen den Zahnspänen. Ist das Komma das Krümelchen, das sichtbar die Zähnchen voneinander trennt. Zählt es sie der Reihe nach auf. Trennt die Zahnleiber von den Toten. Erinnert an die liebenden Lebenden.

Ja, sehr wohl. Von den Toten! Ich möchte vom Aufzählungskomma berichten.

Von echter Pein. Und immer, wenn man berichtet, ist es wie ein Auszug aus einem Kriegstagebuch. Ein Kriegstagebuch, in dem man niederschrieb, wie sehr man doch diesen Krieg überlebt, während man ihn stirbt.

Das Aufzählungskomma stirbt. Und ich halte – am Schlachtes Felde Rande – tröstend sein kleines, schwarzes, siechendes, gekrümmtes, verschmerztes Schwänzchen. Des verschmähten Liebhabers des Wortes. Bevor es für immer als Mahnmal neben dem Schlachtfeld begraben sein wird. In den Boden gerammt, aufragend. Schwärzlich Leben mahnend. Tot. Nach oben zeigend. Und der Himmel wimmert. Und blaues Wummern aus den Wolken. Und verschimmernd zwischen den Baumstäben. Und zwischen den Baumstämmen steht es da, seitlich der Feldnaht, reglos. Wie ein Chamäleon steht es nun dazwischen. 

Was hieße, daß es doch noch lebte? Ach, Hoffnung, ja? Wiedergeboren als Tier? Im moleskinen Kleide?

Und doch steht es nun dazwischen, um nicht mehr gesehen zu werden – von Dir, Du Schurke –, zwischen all den dünnen Baumstammstämmen, weiß und abgestorben Sein vorgebend, weil es nicht mehr gestorben werden will. Und nur noch lebt, weil es für sich Lebmal lebt. Und sich weiß unsichtbar macht.

Ist es zu schwarz das Plätzchen zwischen den Buchstabenworten? Ist es wie ein Mohnkrümelchen zwischen den Zähnen? Ist es wie gelbe Zähne in Hollywood?

„Du schreibst das Aufzählungskomma nicht mehr!“, platzt es aus mir heraus.

„Du Schuft!“, schreie ich.

Wütend wische ich mir mit dem Handrücken die vor Unbill nässend nüsternde Nase.

„Du Mörder.“

Dafür brauche ich kein Ausrufezeichen. Das sage ich zischend. Leise. Fast schon hauchend. Das verstärkt noch die Wirkung. Dann gehe ich die Steigerung durch:

„Du Bösewicht! Du Nachbar! Du-Vor-Mir-An-Der-Kasse-Steher! Du Mit-Mir-Im-Bus-Sitzer!“

Das, ja, das ist das Schlimmste, was man einem Menschen ins chamäleonisierte Gesicht noch schleudern kann, in dieser heutzutage gesichtslosen, nur im Internet – nach vielen Posen und Kameraklickgeräuschen vom Handy wie Applaus – gesichtsvollen, lächelnden Zeit.

„Du sitzt neben mir im Bus, lächelst nicht und weißt noch nicht einmal, daß das Aufzählungskomma neben Dir stirbt! Später, ja, später lächelst Du in Dein Handy! Später, ja, später stirbt es auf Deinem Handy. Dann lächelst Du selbst nicht mehr fürs Handy. Dann stirbt das Handy Deinen Tod und lebt Dein Leben. Es hat sich für Dich aufgeopfert!“, blaffe ich meinem Busnachbar an. „Wie oft hat es seinen Leib, diesen kleinen, schwarzen, krummen Leib für Dich hingegeben! Du Smileyist! Rassist wider dem hilfsbedürftigsten aller Satzzeichen!“

Es scheint ihn nicht im Geringsten zu interessieren. So ist diese Zeit. Ungläubig wende ich mich ab.

„Es geschieht schon bei Überschriften.“, sage ich meinem Busscheibenspiegelbild. Es nickt mich an. Ich achte nicht darauf, zu flüstern. Es soll jeder erfahren.

„Ja. Schon da!“

Ein kleines, dickes, dünnes, großes, übermütiges Aufzählungskomma. Das ist doch nicht zu viel verlangt.

„Mehr verlange ich nicht von Deinem Leben.“

Für mein kleines, dickes, dünnes, großes, übermütiges Leben verlange ich nicht mehr. Was man von anderen verlangt, ist, was man selbst bereit ist, zu geben.

Für jeden Satz stirbt ein Komma.

Für jeden Satz starb ein Komma. Das klingt besser. Das klingt nach WWF-Roter-Liste. Nach in Brand gesteckte UNESCO-Weltkulturerbe-Stätte.

Kommas sterben von sich alleine. Nur die Wörter bleiben lebend.


„Vielleicht sind die Toten nur Chamäleons.“, habe ich freche Hoffnung. Sie beobachten uns.

Und wir tun nichts, ich meine, wirklich nichts, um sie zu amüsieren.





*





(Ode/r an Zweitthema: „Auf Wiedergeburt von Leihmutterkind von Celebrity hoffen. Als Celebrity-Kind muß man nicht lächeln können. Laut sagen: „Man muß auch nicht lesen und schreiben können als Celebrity-Leihmutterkind.“ Arsch bleachen lassen. Dort schaut ein People-Magazine als erstes rein. Zumindest ist dann ein Arsch mächtig weiß berühmt. Handy zücken. Zähne runterschlucken. Hungern. Sterben. Zähne wieder ausscheißen. Photo in den Himmel-Drive uploaden. Im Himmel lächeln sie alle. Wiederauferstehung per Like-per-Minute. 15-minütiges Clickbait-Video auf Youtube hochladen mit Titel: ‚My brand new [insert Logo] killed an opossum!!!‘ 14 Minuten labern, Straße entlang laufen, im Auto fahren, aussteigen, Straße labernd entlang laufen. 1 Minute Opossum filmen, wie es über die Straße läuft, nicht gekillt wird. Thank you for your support supporten. And don‘t forget to subscribe. And thanks to all my followers. Without you, I wouldn‘t be the person you wish I wish I should be wishing. Innerlich die Liste der Kardashians durchgehen, die noch kein Leih-Kind aus dem Bauch einer verarmten, aber gerne reichen Mutter herausgekauft haben. Horror-Frauen schneiden sie gleich mit einem Messer aus dem Leib. Sich auf Liste setzen. Dann Celebrity-Kind-Celebrity sein. Nie dumm lächeln. Lächeln ist was für Normalos. ‚Hallo Ihr Lieben‘ sagen. Diesen verliebten Einführungssatz zweimal auswendig lernen. Für die Länge eines Smoothies zweifeln. Was, wenn Leihmütter-Kinder gar nicht berühmt sein wollen?“ Zweitthema schließen. Erstziel widmen. Die Mohnbrötchenkrise weiter beobachten.)





Dienstag, 2. Januar 2018

"Äh, was machst Du da?" - "Ich back' mir einen Mann: Backe, backe Kuchen, dann muß ich mir keinen suchen."


Als Eremit - und es ist die erstrebenwerteste Art, sein Interesse an sich selbst zu bekunden und an anderen nicht oder Luftmoleküle zu zählen, was befriedigend erstrebenswerter erscheint: 
Je größer die Anzahl, desto schöner die Luft; und die Schönheit der Luft wird selten gebührend beschrieben, ach, was!, besungen!, als das, was sie dankenswerterweise einfach ist, nämlich Luft frei von Backluft, wenn man nicht selber backt, was auch mal beklagt werden sollte, wenn man als moderner Mensch sich nicht antisozial geben will, wenn man sich nicht mindestens dreimal am Tag lautstark beklagt, als wäre man der wiedergeborene Jesus und vier Monate für Ostern zu früh, nämlich schön, wenn man weiß, wie man sie zu sich nimmt, was schon anders wäre, wären Luftmoleküle Kalorien, dann gelte: Du mußt nur weniger Kalorien zu Dir nehmen als Du zu Dir nimmst, dann nimmst Du ab, und dann bist Du auch schon schön - sollte ich es bei kurzen Gedankenstrichen belassen. So zum Beispiel:

Als Eremit - manchmal - beschaue ich die Welt.

Als Eremit ist man - zuweilen - Wissenschaftler. Ein Eremit hat Wissen von der Welt, die er sich schafft.

Und als solcher - als Eremit - beschaue ich die Welt atmend.

Ein Eremit - nicht minder - ist wie ein Kermit. Nur mit E von der Erde.

Und während ich schon atme, denke ich - wenn ich schon mal dabei bin beim Atmen -, kann ich mir dabei auch mal die Welt anschauen, weil ich ja Augen habe und sie sonst unbenutzt sind, weil sie so nach Backluft duftet, die sich in jedem Besitz eines einzelnen befindet. Mindestens. Sollte jeder eine eigene Welt besitzen. Also wirklich mindestens. Nein. Du da drüben auch:

Du besitzt jetzt auch eine eigene Welt. Zeter nicht.

Und weil Weihnachten zufälligerweise nur unerheblich eben war, hat doch - ich hoffe doch - jeder jetzt eine Welt geschenkt bekommen, der sie vorher noch nicht hatte. Eine Woche später wird sie dann in die Luft gesprengt mit Silvesterraketen. Was auch, wie bei jeder Symbolik, noch nicht einmal
den Boden kratzt.

Und auf jeder Welt - Du bekommst Deine noch mit DHL zugeschickt, ja, Express - lebt jetzt ein einzelner Mensch.

Wenn Du Glück hast, hat man Dich auf Deiner Welt zur Frau gemacht.
Wenn Du glücklich bist, hat man Dich auf Deiner Welt zum Mann gemacht.

Wenn Du Glück hattest, und man hat Dich auf Deiner Welt zur Frau gemacht, dann kannst Du backen.

Du kannst backen - und sei glücklich -, weil andere Frauen auch backen können. Das scheint schon ausreichend Begründung genug zu sein. Denn, wenn eine Frau-Welt backen kann, dann kann
Deine Frau-Welt das schon lange. Und das ist Begründung genug, daß Du auf Deiner Welt schon lange backen kannst.

Auf Deiner Welt, auf der Du backen kannst, kannst Du nicht gleich glücklich sein. 

Denn Du hast ja keinen Humor.


"Ach, was!", sagst Du Dir selbstverständlich. "Dann backe ich mir halt welchen!"

Und dann backst Du Dir auf Deiner Welt Humor.


Und Du lobst Dich dafür, diese bunten Backförmchen aus Silikon nicht weggeschmissen zu haben, die man Dir mit Deiner Welt mitauslieferte und mitschenkte.
Sie waren einfach mit dabei. "Was soll ich denn mit bunten Backförmchen aus Silikon?", sagtest
Du gleich zu Recht, als Du sie auspacktest. Aber jetzt sagst Du das nicht mehr. Denn jetzt backst Du damit eifrig Humor.

Und er duftet. Und er dunstet. Und Du läßt ihn jetzt erst mal auf der Fensterbank auskühlen.

Wenn Du glücklich bist und auf Deiner Welt gleich zum Mann wurdest, hattest Du gleich Humor mitgeschenkt bekommen, aber keine Backförmchen. "Mist.", sagst Du. "Meine wären gleich viel bunter gewesen."
Zu Recht beklagst Du Dich darüber. Aber auf Deiner Mann-Welt wurde Dir ein Fernrohr mitgeschenkt.

"Was soll ich denn mit einem Fernrohr?", fragtest Du Dich gleich zu Recht. "Und wo ist vorne, und wo ist hinten?"

Aber dann blicktest Du aus Langeweile - Du bist ja kein Eremit, ein Eremit hat keine Langeweile - mal hindurch. Und was erblicktest Du da? Ja, genau. Erst mal nichts. Denn Du bist ja ein Mann.

Und ein Mann braucht immer etwas länger, bevor er etwas sieht. Aber was siehst Du dann, nachdem Du gelernt hast, wie man sieht? Ja, genau:

Bunte Backförmchen auf einer Fensterbank. Auf der Nachbarwelt.

Und weil alle Welten vom Nichts umgeben sind, und das Nichts ist bekanntlich schwarz, fiel Dir beim Schwenk mit dem Fernrohr durch das schwarze Nichts dieses Bunte auf:

Die bunten Backförmchen aus Silikon auf der Fensterbank.

"Da backt sich jemand Humor.", sagst Du zu Recht. "Was backst Du Dir als nächstes? Ein Lachen?"

Glücklich lebst Du auf Deiner Welt, weil Du ein Mann bist. Und das scheint schon Begründung genug, um glücklich zu sein. Und wendest Dich ab.

Wenn Du Glück hattest, auf Deiner Welt, eine Frau zu sein, dann gibst Du Dich nicht zufrieden.

"Ich gebe mich nicht zufrieden. Ich bin eine Frau.", sagst Du, weil Du ja jetzt Humor gebacken hast.

"Aber", sagst Du, "jetzt fehlt mir noch ein Lachen." Und Du schaust Dich um.
Aber, weil Du kein Mann bist, sondern eine Frau, hat man Dir kein Fernrohr zu Deiner Welt mitgeschenkt, sondern Adleraugen.

"Hey, ich hab' ja Adleraugen.", freust Du Dich, Glück gehabt zu haben, eine Frau zu sein.
"Auf meiner Welt bin ich eine Frau. Ich habe Glück gehabt.", sagst Du zu Dir. Und Du bemerkst, daß Du viel sagst.

"Eine Frau sagt viel.", sagst Du. "Ich habe Glück gehabt."

Und Du prüfst, ob Du noch andere Backförmchen hast.

"Wäre ich ein Mann,", sagst Du beim Suchen, "dann würde ich nicht reden. Ich würde erklären.
Reden ist nicht erklären. Ich habe einen größeren Wortschatz. Ich erkläre nicht.", sagst Du. "Ich rede. Aber ich erklär' das jetzt nicht. Ich suche." Und Du suchst auf Deiner Welt neue Backförmchen.

Und Du suchst viel.

"Ich suche viel.", sagst Du suchend.
"Ich rede viel.", sagst Du.
"Und wäre ich ein Mann, dann würde ich das einem Mann auch vorwerfen.", sagst Du.
"Denn ein Mann erklärt viel.", wirfst Du vor. "Aber Männer reden ja nicht.", sagst Du. "Ich rede aber
viel.", wirfst Du viel vor. "Ich habe Glück. Ich bin eine Frau. Ich rede viel. Ich suche viel. Ich werfe viel vor.", suchst Du viel nach diesen anderen Backförmchen. "Irgendwie müssen sie doch
irgendwo sein.", sagst Du viel. "Wäre ein Mann hier, würde ich ihm das vorwerfen.", wirfst Du viel vor.
"Aber er würde ja nichts sagen.", sagst Du. "Männer reden nicht.", sagst Du. "Männer erklären nur.",
sagst Du. "Aber die reden nicht. Männer reden nicht viel.", sagst Du, während Du viel suchst.

Und während Du das sagst und viel suchst und viel redest und viel vorwirfst, findest Du doch noch
diese anderen Backförmchen. Denn Du hast ja Adleraugen.

"Was für ein Glück ich habe, eine Frau zu sein.", sagst Du.
"Ein Mann hätte sie nicht gefunden.", wirfst Du vor. "Oder er hätte irgendwas dabei erklärt. Ungefragt.", bestätigst Du Dich.
"Aber Männer reden ja nicht. Was aber entsetzlich langweilig wäre. Und öde. Männern irgendwas vorzuwerfen. Oder nichts vorzuwerfen.", bestätigst Du Dich. "Beides wäre entsetzlich öde.", während
Du dich mit Deinen Adleraugen umschaust, ob ein Mann zugegen ist.

"Natürlich. Typisch Mann. Wieder keiner zugegen.", bestätigst Du Dich.

Denn Du bist ja auf Deiner Welt. Und auf Deiner eigenen Welt bist Du der einzige Mensch.

Und jeder, der seine Welt sein Eigen nennt, ist Gesetz.

"Was für ein Glück, daß ich eine Frau auf meiner Welt bin.", sagst Du. "Wenn nur mal Männer erklären würden, was sie zum Mann macht. Aber typisch. Hier ist ja keiner. Außer mir", bestätigst Du Dich, wirfst Du vor, keinen Mann vorzufinden, und suchst, aber findest keinen, und bestätigst Dich.

"Die sollen sich mal erklären. Aber die reden ja nicht. So sind Männer. Ich weiß ja noch nicht einmal, wie die aussehen. Die lassen sich ja noch nicht einmal blicken.", sagst Du viel. "Wenn ich wüßte, wie die aussehen, dann könnte ich mir einen backen. Ich hab' ja jetzt neue Backförmchen gefunden.", sagst Du.

"Ich muß Glück gehabt haben, eine Frau zu sein."

Und - Du hast ja Adleraugen - schweifst jetzt ab. Du schweifst jetzt ab, weil Du ja das Gesetz auf Deiner Welt bist. "Und auf meiner Welt bin ich Gesetz. Und dann kann ich abschweifen.", sagst Du.

"Aber ich habe nichts zum Anziehen.", schaust Du die neuen Backförmchen an.
"Ach was soll's! Dann backe ich mir welche!"

Und dann backst Du Dir Anziehsachen.

Und sie duften. Und sie dunsten. Und Du läßt sie jetzt erst mal auf der Fensterbank auskühlen.

Wenn Du glücklich bist und auf Deiner Welt gleich zum Mann wurdest, hattest Du gleich Anziehsachen mitgeschenkt bekommen. "Was soll ich mit Anziehsachen?", sagtest Du zu Recht. "Ich bin ganz allein auf meiner Welt. Ich brauche nichts zum Anziehen." Und das schien schon Begründung genug, glücklich zu sein.
Du redest nicht viel und Du erklärst es auch nicht. Und das schien schon Begründung genug zu sein,
keine Anziehsachen zu haben.

Aber Du hast ein Fernglas. Das ist jetzt Dein Hobby.

"Was backt sie denn diesmal?", nuschelst Du vor Dir hin. "Ah, Kleider." Dann legst Du das Fernglas wieder beiseite und widmest Dich Deinen anderen Hobbys. Die waren nicht ersichtlich.

Aber im Nichts ist nichts ersichtlich.

"Aber ich bin glücklich, ein Mann zu sein." Und das schien schon Begründung genug zu sein, glücklich zu sein.

Und weil Du Glück hattest, eine Frau zu sein, hast Du auch Adleraugen. Denen entgeht nichts.
Denen entgeht nicht, daß es - ungefragt - auch noch andere Welten gibt. Mit Frauen.

"Aber die haben nicht so schöne Kleider gebacken, wie ich.", bestätigst Du Dich ungefragt.
Und Du hältst die Kleider vor. "Huhu!", rufst Du und winkst.

Die anderen Frauen-Welten bemerken natürlich Dein 'Huhu' und Dein Winken, denn sie haben ja auch Glück gehabt, Frauen zu sein und Adleraugen.
Tun aber so, als ob sie Dich nicht bemerkt haben.
Und das schien Begründung genug zu sein, Glück gehabt zu haben.

Mit Adleraugen siehst Du aber nun eifriges Backen auf den Nachbarwelten.

Und es duftet. Und es dunstet. Und viele Aufbackförmchen kühlen nun schon auf Fensterbänken aus.

Viele Förmchen ergeben viele Kleider.

"Viele Förmchen ergeben viele Kleider.", sprichst Du auf Deiner Mann-Welt aus. Selten genug sprichst Du auf Deiner Mann-Welt. Und das schien Begründung genug zu sein, daß ein anderer Mann auf einer anderen Mann-Welt sich das notierte. Ein dritter Mann auf einer Mann-Welt schlägt Dich für den Nobelbrei vor. Ein vierter Mann auf einer Mann-Welt überreicht Dir den Nobelbrei. Den ein fünfter Mann auf einer Mann-Welt gestiftet hat. Jetzt ißt Du den Nobelbrei. Und bist satt.

Alle haben ein Hobby: Sie schauen alle durch ihr Fernglas.

"Jetzt habe ich Anziehsachen.", sagst Du auf Deiner Frau-Welt, während Du weitere Backförmchen suchst. "Aber ich habe keine Krone.", sagst Du, weil Du Dir ja Humor gebacken hat. Aber kein Lachen. Deshalb lachst Du auch nicht.

"Aber ich habe bestimmt noch weitere bunte Aufbackförmchen.", sagst Du.
"Dann backe ich mir einfach eine. Ich bin ja Gesetz. Es ist ja schließlich meine Welt."

Und Du fängst gleich mit dem Suchen an.

"Immer muß man was suchen. Wäre ein Mann hier, würde er mir immer etwas erklären.", sagst Du suchend. "Immer würde er dazwischen reden.", sagst Du. "Immer würde er stumm sein. Und nicht sagen, wo das wäre, was ich suche.", sagst Du.

"Beim nächsten Förmchen backe ich mir einen Mann. Aber erst das Krönchen. Nicht, daß er keinen Respekt vor seiner Königin hat. Es ist schließlich meine Welt. Und ich bin Gesetz.", sagst Du.
"Und ein Gesetz braucht eine Königin.", sagst Du. Und das schien schon Begründung genug, daß Deine Welt eine Königin braucht.
"Andere Welten haben ja auch Königinnen."
Und Du sagst viel. Und Du suchst viel. Und du wirfst viel vor.
Und dann bestätigst Du Dich viel, Glück gehabt zu haben, eine Frau zu sein, als:

"Wußte ich es doch! Da waren doch noch Backförmchen versteckt. Hier kommt nichts weg."

Und dann backst Du Dir ein Krönchen.

Und es duftet. Und es dunstet. Und es kühlt im Backförmchen auf der Fensterbank aus.
Doch bleibt nicht unentdeckt. Denn andere Frauen-Welten haben auch Adleraugen.

Und dann duftet das ganze Universum. Und dunstet. Und kühlt ab. Vor lauter Krönchen in Backförmchen.

"Das Universum duftet, dunstet und kühlt ab.", sagst Du. Als Mann. Und bist glücklich, ein Mann zu sein. Und das schien schon Begründung genug, glücklich zu sein.

Ein anderer Mann, der auch glücklich ist, ein Mann zu sein, notiert das. Ein dritter nominiert Dich für den Physik-Nobelbrei. Ein vierter überreicht Dir den Nobelbrei, den ein fünfter, glücklicher Mann gestiftet hat. Du ißt den Nobelbrei. Bu bist satt.

"Und das alles nur, weil ich nicht backen kann.", lachst Du bei der Preisverleihung, und alle anderen glücklichen Männer lachen auch, weil sie ja mit ihrer jeweils eigenen Welt Humor mitgeschenkt bekommen haben. Nur Du lachst nicht.

Du auf Deiner Frauenwelt, während Du Deine Krone anprobierst.

"Ja.", sagst Du. "Humor hast Du. Aber lachen tust Du nicht. Du hast ja vergessen, gleich das Lachen
mitzubacken.", versuchst Du zu lachen. Aber kannst es nicht. Während Du das Lachen von anderen Welten hörst, und dann mit Deinen Adleraugen einen Mann erblickst.

"Eine Frau,", sagst Du, "die das Glück hatte, eine Frau zu sein, lacht nicht. Sonst hätte sie ja keinen Humor.", lachst Du nicht.

"Was soll's!", schimpfst Du. "Dann backe ich mir eben einen Mann. Jetzt da ich einen gesehen habe,
weiß ich, wie das geht.", sagst Du. "Das kann ja nicht so schwer sein. Ich backe ihn mir aber ohne Lachen. Ich backe ihn mir gleich. Ich habe ja Humor."

Und dann backst Du, backst Du, backst Du Dir einen Mann.

Und der Mann auf seiner Mann-Welt sagt zu sich, nur so, weil er ein glücklicher Mann ist,
was schon Begründung genug ist, ein Hobby zu haben, während er durch sein Fernglas blickt, es könnte ja noch ein weiterer Nobelbrei herausspringen, und er wäre dann wieder satt:

"Warum backt sie sich nicht gleich Backförmchen? Dann kann sie sich alles backen. Muß aber nicht immer nach Backförmchen suchen."

"Das habe ich gehört!", sagst Du dann, weil Du Glück gehabt hast, eine Frau auf Deiner Welt zu sein, und als Frau auf Deiner Welt hast Du neben Adleraugen auch gleich Eulenohren mitbekommen. Denen entgeht nichts.

"Erklär' mir nicht meine Welt!", sagst Du zu Recht. Und Du bist Recht auf Deiner Welt, denn Du trägst ja eine Krone. Und das schien Begründung genug zu sein, Gesetz und Königin zu sein.

Und dann backt sie, backt sie sich einen Mann, der nicht lachen, der nicht reden, suchen, schweifen kann. Dann backt sie sich ein Kind. Das sie sich nach ihren Zutaten backen kann. Das nicht rülpst, nicht furzt, nicht widerspricht. Und verheiratet sich gleich mit dem Kind im Sich. Und krönt es gleich mit.


"Frauen, die sich einen Mann backen, verheiraten sich mit dem Kind, was sie gebären.
Was sie sich dann gleich einverleiben.

Das nennt sich der Backe-Backe-Kuchen-Komplex.

Dann mit Zuckerstreuseln berieseln."

So steht es dann geschrieben.

Im Tagebuch des Eremiten. Und als Eremit ist man schon Wissenschaftler, wenn man sich Wissen schafft.

"Das letzte Mal, als versucht wurde, sich einen Menschen zu erschaffen,", schreibt ein Eremit in sein
Tagebuch, der sich wundert, warum es jetzt überall nach Backen riecht, "erschuf ein Mann eine Frau und nannte sie:

Pandora.

Die war zwar nicht aus Sand, doch aus Lehm gebaut. Was schon beim Essen zwischen den Zähnen angenehmer sein müßte. Sand knirscht so zwischen den Zähnen. Lehm geht gleich ab."

Seitdem scheinen Menschen sich derart daran gewöhnt zu haben, Nützliches oder Unnützes zu erschaffen, schreibt der Eremit in sein Erinnerungstagebuch als Nachlaßbuch, daß sie ohne nicht mehr können. Was unnütz oder nützlich erschien - Frau oder Mann - ließ der Eremit offen.

"Oder an ihr Knirschen. Es müssen vor Glück lauter glückliche Menschen sein."

Ein Eremit sagt das, die Luftmoleküle ihrer Dichte hin abzählend.

"Hauptsache, man erschafft sich was.", notiert er atmend. Und das schien schon Begründung genug zu sein, zu atmen.

"Selbstgespräche versteht ein Eremit schon als Unterhaltung.
Dann ist ein Eremit schon einverstanden mit seiner Welt. Und mehr noch mit den Welten anderer."

Er unterstreicht den Absatz.

"Oder Dinge.", sagt er sich. "Bei Dingen kann man die Zutaten selbst bestimmen.

Und Backluft liegt in der Luft.


"Beim Furzen auch.", denkt der Eremit sich mit.

"Aber Männer und Frauen furzen ja nicht."



Den letzten Satz kürzt er ab___






*





(Ode/r an Tagebucheintrag: "Leben entdeckt. Es besteht Aussicht auf Erfolg." Danach: "Humor entdeckt." Danach: Keine weiteren Tagebucheinträge. Galaxie aufgegeben.)