"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Montag, 28. Juli 2014

Beginners


Neben all den Filmen, die ich im Laufe meines Lebens schon gesehen habe, von Action bis Blut, von hart bis Gedärme, The Walking Dead bis Game of Thrones, Sherlock bis The Returned, The Deer Hunter bis Die sieben Samurai, fand ich Trost nur in T. R. Baskin (wunderschön einsam: Candice Bergen) und Beginners mit Mélanie Laurent und Ewan McGregor.

War ich der schlaflose Jeff Goldblum in Kopfüber in die Nacht, um Worte ringend brutal wie Arnold Schwarzenegger in Conan der Barbar, spitzbübisch wie Tom Selleck in Magnum, p. i., war ich The Hustler wie Paul Newman in Haie der Großstadt, Cary Grant in all seinen Filmen und wie er verliebt in Priscilla Lane in Arsen und Spitzenhäubchen, war ich immer nur wie James Dean in Rebel Without a Cause, …denn sie wissen nicht, was sie tun.

Begleitete mich die Musik bei meinen Schritten, in allen Milieus, die ich besichtigte.

Fleetwood Mac von Songbird über Storms bis Landslide, Vanessa Carlton von Paradise bis Rinse, Tindersticks’s Travelling Light, Fiona Apple’s Across The Universe, The Eagles’s Pretty Maids All In A Row, Pink Floyd’s Wish You Were Here und Lionel Richie’s Sail On, Nick Drake’s Place To Be und Debussy, Debussy, Debussy, doch nur Dan Fogelberg’s Same Old Lang Syne, Neil Diamond’s I Am I Said und If You Could Read My Mind von Gordon Lightfoot beschrieb mein Sein.

Untermalte alle meine Rollen.

Die man nicht beachtet. War ich der Komparse in Deinen Filmen. Im Hintergrund. Kaum sichtbar für die Aufnahmeleitung. Machte ich einen Schritt zur Seite, wo andere nach vorne traten. Besah die Szene von der Seite, während andere frontal in die Kamera strahlten. Wechselte die Perspektive, wo andere nur ihren Standpunkt vertraten. Bis ich eins mit der Requisite wurde.

Bin ich anwesend. Aber nicht vorhanden.

Niemand, dem man die Hauptrolle anbietet. Werde niemals den Helden spielen. Niemals in ein brennendes Haus rennen und die Hauptdarstellerin retten. Werde mir die Oscars im Fernsehen anschauen.

Aber ich war da. Am Rande eine Szenerie. Nicht im Scheinwerferlicht. Nicht sichtbar für die anderen. Immer einen Schritt zur Seite. Immer der, der freiwillig aus dem Bild geht. Und dadurch seine Perspektive wechselt. Aufmerksam. Freundlich. Höflich. Meist mit einem Lächeln auf den Lippen. Du würdest Dich nicht an mich erinnern. Unscheinbar. War ich nur Teil der Requisite.

Und als ich mir alle meine Rollen wieder vorspielte, die mich mein Leben lang begleiteten, all die Milieus, die ich besichtigte, ohne Teil dieser zu sein, nur Gast zu sein, der sie beobachtete, bemerkte ich, daß mir nur die eine besonders gefiel:

Die des Filmvorführers.

Der, der die Rollen wechselt, oder den Digitalfilm einlegt, damit sich in diesen Leben, übergroßen Leben, diesen gespielten Leben auf der übergroßen Leinwand, keine Rücke ergeben.

Ich bin kein Held, kein Star, keine Diva mit Allüren, kein Feuerwehrmann, der Katzen von Bäumen rettet, kein Gentleman, kein Lover.

Ich bin nur für mich da.

Es würde niemanden beeindrucken.
Und gemessen daran bin ich schon ganz zufrieden mit meinem einfachen Leben.

Mit meiner einfachen Rolle.

Schon andere Rollen sorgen für die Unterhaltung.


„Neben all den Filmen, die ich im Laufe meines Lebens schon gesehen habe, fand ich Trost nur in T. R. Baskin und Beginners…“





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