"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Montag, 28. Juli 2014

Unter Gleichen




Sie war angehende Akademikerin.

Neurose 5*.

Das arme, dünne Ding, das ich bei Aldi traf.

Schlimme Sache.

Habe eben davon erfahren.

Wurde von einem Bus angefahren.



Ich bin noch etwas geblieben…

…lagen schöne Rosen dort. Hab mir eine genommen.

Trage sie jetzt im Knopfloch…

Kommen aus Marokko. Na, ja. Gibt schönere.


„…kommet zu mir, Kinder, und werdet glücklich. Seid willkommen in meinen Armen…“


Die Eltern.

Auch Akademiker. Zumindest der Vater. Sie Angestellte. Er hat nach unten geheiratet. Realschule. 

Wirtschafts-Abi… Na, ja, abgebrochen.

Könnten ruhig mehr weinen.


Der Schuh vom Vater ist offen…


Das Ganze hat für sie auch was Gutes. Müssen nicht viel Bafög zurückzahlen.

Ob es morgen wieder regnet?

Ich hätte einen anderen Stein genommen.

Sandstein. Ich hätte Sandstein genommen. Hat so was Vergängliches.

Die Kinder jaulen rum, wie die Tölen...


„Haltet endlich Eure Fresse! Hier wird beerdigt!“


Kann die Eltern nicht verstehen.

Ein schöner Sarg.

Mit Fenster. Um den Kopf zu sehen.

Ob das jetzt Mode wird?

Was heute plastisch möglich ist…

Ob früher alles besser war?


Warum sie keinen Mann bekam?


Heute leben die Frauen homogam.

Hab ich irgendwo gelesen.

Ob es morgen wieder regnet?


Wußte nicht, was ich den Eltern hätte sagen sollen.

Als ich an der Reihe war, sagte ich einfach, was mich am meisten störte:


„Ihr Schnürsenkel ist offen...

Nein, der linke.“


Der Vater von Neurose 5 fing gleich an zu weinen. Er umarmte mich.

Wie warm er war.

Daß ich der einzige bin, der ihn verstünde.

Eine Frage des Status. Eben.

Bin Arbeiter.


Die Gärten trocknen, die Menschen welken…


Hat sie sich jetzt homogam nach unten gebettet.

Gleiche unter Gleichen.

Gleiche unter Leichen.



Bin noch was geblieben…




*





*[Kunststudentin, 23, Borderline, bi, analfixiert]


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen