Monte
Argentario liegt hinter mir, der Strand darunter öffnet sich
wie eine Handtasche von LV, deren
Inhalt kaum für Läßlichkeiten am Nachmittag reichen. Fiona Apple singt ihr Fast as
You Can, die Klimaautomatik bläst dagegen. Die Sonne schleudert ihre
Strahlen, 32°. Das Cabrio wirft sein Verdeck in den Nacken, ich tue es ihm
gleich. Sonnenbrille, offene Haare, meine Wasserwaagenaugen passen sich dem
Gefälle an, das mich zu der Bucht bringt. 35 Jahre, Consulting-Expertin in der
Medienbranche, kaum Kinderwunsch, On/Off-Beziehung, One-Night-Stands mit
jüngeren – mehr als daß ich Klischees entspreche muß man nicht über mich nicht
wissen.
Ich stelle den Jeep
Wrangler am Straßenrand ab, setze den Sonnenhut auf, verlasse ihn, wie
meinen Ex-Freund, von dem ich weiß, daß ich ihn wieder dort auffinde, wo ich in
abgestellt habe – wäre er weg, wenn ich
zurückkomme, Auto wie Freund, so hätte ich wirklich Probleme –, Knirschen
meiner Sandalen wechselt zu Sanddumpf. Der kleine Pfad führt mich an den
Strand. Zum Glück bin ich allein.
Gonna try… Mein iPhone
ärgert mich mit Try and Love Again
von den Eagles.
Die pfirsichrote Strandtasche gebärt ein quengelndes
Badehandtuch. Ich breite es aus. Lege mein dünnes Sommerkleid ab, darunter
kommt der weiße Bikini zum Vorschein, darunter der Körper einer Frau, der man
ansieht, daß sie mal schön war, wie auch das Gesicht, aber durch die Jahre die
Aura der Jugend verloren hat. Der Sand ist heiß. Ich lege mich hin. Ohne mich
vorher im Meer abgekühlt zu haben. Ich wünsche mir einen Eiswürfel herbei.
Ich spiele mit meinem Smartphone, spiele mit der
Kamera, nehme im Liegen meine angehockten Oberschenkel auf, Meer und Facebook
im Hintergrund. Surfe mir den Eiswürfel herbei: „Am häufigsten werden Eiswürfel zum Kühlen von Nahrungsmitteln
verwendet. Fisch, Fleisch und andere leichtverderbliche Waren werden mit
Eiswürfeln auf ihrem meist langen Transportweg frisch gehalten.“, sagt
Wikipedia. Fühle mich wie eine leicht verderbliche Ware.
Und
wenn ich selbst ein Eiswürfel wäre? Schweißtropfen rinnen
meinem Bauch herunter. Würde ich jetzt
ins Meer gehen und mich dort auflösen.
Ich entlasse den Gedanken und schwitze in der Sonnenhitze
am Strand weiter.
Ich mache ein Selfie. Lächle. Nach einer Stunde ohne
ins Meer gesprungen zu sein stehe ich auf und packe meine Sachen. Den Wagen
finde ich oben am Abhang wieder. Wie immer. Ich starte den Motor. Schreibe eine
Whatsapp. Bevor ich nach Poggio Pertuso weiterfahre, schaue ich
mir noch die Bilder an, die ich geschossen habe. Die Bucht. Der Strand. Die
Oberschenkel.
Auf dem gelben Badehandtuch liegen flach und
strahlend weiß Bikini-Ober- und Unterteil im gebührenden Abstand zueinander.
Eine Pfütze aus geschmolzenem Wasser ahmt Konturen nach. Von mir ist nichts zu
sehen.
Ich schaue in den Rückspiegel. Ich weiß nicht, ob
ich lächeln oder weinen soll. Wasser für Tränen habe ich nicht mehr.
Also das
andere.
*
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