"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Donnerstag, 31. Juli 2014

Tu‘s doch…



Ich habe eine Bekanntschaft gemacht.

Ich habe Bekanntschaft mit der Straße gemacht…

Ich… wollte die Straße wechseln, an vorgesehener Möglichkeit, als das Licht der Regelanlage von grün auf rot überging. Ich hielt. Womöglich hätte ich es noch schaffen können. Doch die Erinnerung, die vage Erinnerung an einen Vorfall mit der Buslinie 7 hielt mich wie ein leichtes Schnippen, Zupfen zweier Finger, die mich am Kragen lupften und nichts Böses wollten, zurück. Und tatsächlich kam ein Auto hervorgeschossen, das ich übersehen hatte, mit tiefen Schlappen, dumpfen Bässen und Kennzeichen ländlicher Provenienz. .

Und entschuldigte mich bei der alten Dame, die neben mir erschrak, für deren Benehmen. Und sah, wie sie zitternd zwei Flaschen Korn in ihrer karierten Tasche verstaute, die sie soeben am Kiosk erworben hatte. Und deshalb erschrak, weil ich sie bei ihrer Trunksucht ertappte. Wie dem auch sei. Ich dankte dem Ampelmännchen für seine Hilfe. So gesehen verdankte ich ihm ja mein Leben.

Und als ich da so hochstarrte. Ins rote Licht. Und die Striche sortierte, die schwarzen Striche des Männchens. Und seinen Kopf mit Hut. Da blickte er plötzlich zur Seite und zwinkerte mich an. Einfach so. Und wieder. Damit ich nicht denke, ich träume. So als wolle er mir sagen:

Tu‘s doch…

Der Verkehr raste inzwischen vorbei. Und wirkte näher als gewollt. Trotzdem spürte ich den weißen Strichen auf dem Asphalt nach. Und lehnte mich vor. Ausgefranst an einigen Stellen, überrollt von schweren Wägen und ausgelaugt lagen sie mir zu Füßen. Sie trennten und verbanden beide Seiten. Doch dann sah ich genauer hin:

An einer Stelle schien es, als führte ein Strich nach unten.

War dort ein schmaler Abstieg ins Innere der Straße. Wirkte der weiße Strich aus erster Perspektive so, als laufe er geradeaus fort, erkannte ich den Eingang nur, weil ich der anderen Sichtweise der Dinge folgte.

Das Männchen zwinkerte mir zu, ich solle mich beeilen. Ich hob meinen Fuß über die Bordsteinkante – doch zögerte. Zu gewaltig war der Sog der vorbeirauschenden Busse, der LKW‘s, der Blechkarossen. Zu gewagt das Vorhaben, jetzt die Straße zu überqueren. Wollte auch nicht das Schicksal von Neurose 5* erben. Und niemals wieder diesen Namen erwähnen!

Hatte ich mich in ihr geirrt? Hatte auch sie den Durchgang dort entdeckt? In den weißen Strichen. Und war bloß nur gescheitert? Ich blieb stehen. Die Ampel sprang von rot… auf grün. Und…


…von dem Einstieg war nichts mehr zu sehen.




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