Und neben ihn waren viele Könige. So war der König
also Kaiser. Und weil der Kaiser nackt war und alle seine Könige auch nackt, so
befahl er nun, daß sich alle seine Schloßdiener nackt auszuziehen hatten. Aber
weil das dem Kaiser, der ja nackt war, und allen seinen Königen, die ihn
wählten, die ja ebenso nackt waren, nicht genügte, weil er ja entblößt war, so
befahl er seinen Dienern, sich die Augen zuzubinden.
Aber weil der Kaiser, der ja nackt und entblößt war,
gern reiste, so befahl er seinen Kutschern sich zu entkleiden – es war Winter – und den Pferden ebenso
– man schor ihnen den Pelz –, die
diese Kutsche zogen. Aber weil das dem Kaiser, der ja nackt war, und allen
seinen Königen, die mit ihn fuhren, die ja ebenso nackt waren, nicht genügte,
weil er ja entblößt war, und sie auch, so befahl er seinen Kutschern, sich die
Augen zuzubinden, und den Pferden ebenso.
Aber weil der Kaiser, der ja nackt und entblößt war,
gern aß, so befahl er seinen Getreuen, ihn und die Könige, die ihn begleiteten
und nackt und entblößt froren, zu einem Gasthof zu bringen. Aber da die
Kutscher, die ja nackt waren, die Finger klamm vom eisigen Wind und mit
verbundenen Augen die Kutsche mit den ebenso nackten Pferden, deren Augen ja
auch verbunden waren, nicht mehr auf dem Weg halten konnten, und sie sogar in
einen Graben fuhren, und nun nicht mehr weiterfuhren, weil sich die Kutsche ja
nun festgefahren hatte, und alles Fluchen und Befehlen auch nichts nützte, so
befahl der Kaiser Träger.
Und es kamen viele. Hofträger, Amtsträger,
Würdenträger. Aber weil der Kaiser, der ja nackt und entblößt war und auch fror
– es war ja Winter – und die Könige,
die ihn begleiteten ebenso, hungerte –
der warme Gasthof war fern –, so befahl der Kaiser, sie sollten Brot und
Belege mitbringen. Und die Hofträger, Amtsträger, Würdenträger taten, wie ihnen
das Gehorchen beigebracht wurde. Und beriefen sich auf das Befehlen und nahmen
es den Bauern in der Nähe vom Abendtische weg. Aber weil das dem Kaiser, der ja
nackt war, und allen seinen Königen, die mit ihn in den Graben fuhren, die ja
ebenso nackt waren, nicht genügte, weil er ja entblößt war und fror und hungrig
war, und sie auch, so befahl er den Hofträgern, Amtsträgern, Würdenträgern,
sich zu entkleiden und sich die Augen zuzubinden, und den Bauern, denen man das
Brot aus dem Munde nahm, ebenso.
Aber weil die Bauern eine gewisse Schläue besaßen,
obwohl sie nackt nun waren und entblößt und froren und nun auch hungrig waren
und die Augen verbunden, schielten sie heimlich durch die Binden, und so
erreichten die Brote zusammen mit den Hofträgern, Amtsträgern, Würdenträgern – geleitet von den Bauern – doch noch
den Kaiser, der in seiner Kutsche zusammen mit seinen Königen im Graben darauf
wartete, den Kutschern davor ebenso und den Pferden, weil der Magen knurrte, er
fror, nackt war und entblößt, doch weil man sie bei der Schläue erwischte, weil
sie über die Felder zur Kutsche hin kaum stolperten, weil der Kaiser und die
Könige ja allsehend waren, die
einzigen, die es waren – nackt, entblößt,
frierend und hungrig, aber allsehend –, so befahl der Kaiser, ihnen die
Augen auszustechen, befahl es ihnen nun gleich selber, weil sie ja nun die
einzigen waren – neben den Allsehenden –,
die noch etwas erkennen konnten, und nun nicht mehr. Aber weil nun niemand
mehr die Brote und die Belege sehen konnte, aber der Kaiser, der ja nackt war
und entblößt, fror und hungrig war, nie lernte, wie man Brote selber schmierte,
und seine Könige ebenso, und seine Kutscher sowieso, und seine Hofträger,
Amtsträger, Würdenträger nun gar nichts konnten, befahl er den Bauern, diese
selbst zu belegen.
Aber weil die Bauern eine gewisse Schläue besaßen,
obwohl sie nackt waren und entblößt, wie der Kaiser es befahl, und froren und
hungrig waren und nun blindem Gehorsam folgten, belegten sie die Brote mit
allem, was zum Greifen war. Mit Schnee, mit Steinen, mit Hundekot und
Pferdeäppeln, mit Unrat also. Und weil der Kaiser es unterlassen hatte, allen
das Hören zu untersagen, hörten alle,
wie sie sich die Mägen verdarben. Der Kaiser und die Könige. Die Allsehenden.
In dunkler Kutsche, es war Nacht. Und nicht sahen, was sie herunterschluckten.
Weil keiner der Allsehenden an eine Kerze gedacht hatte.
Es war einmal ein König.
*
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