Knisterfalten ähnlich
Blätterteig beim Walzen, dann kneteten sie Maßbandhände auf, was Licht in mein
Tasche brachte, griffen nach oben zu den Vorhangringen, Adern, dicke, weiße,
Leberflecke, Bildhauerhaut mit Stemmeisendaumenägeln, auf denen ein Leben im
Handwerk einhämmerte, umspielten wie ein Schattenmaler mit inversen Fingerflügeln
die Vanity Vagina der Stehgarderobe und spreizten sie am Rund der
Silberhängestange auf.
Was Licht in meine
Tasche brachte, auch wenn ich mir das Innenfuttermuster nicht merken mochte,
wischte sich Knetemehl an der Weste eines gedachten Dreireihers ab, wo Flusen
waren, neben mir, in aufgelegter Behilflichkeit der Alten Schule, Negerlippen
in der Größe eines bedienenden Dustin Hoffman, der Ladeninhaber:
„Goldschmit.“
Hackenzack auf Zehenspitz.
Und Kippenkinn: „Zu
wünschen.“
Zu
wünschen. Da war es wieder. Dieses Wort, das sich keine Fragezeichen erlaubte. Zu
wünschen. Zu streicheln. Zu streicheln an der Schläfe. Von den
Fingerrücken herab zur Wange. Um die Wärme auch dort zu spüren. Was
überraschend war, und man nicht in Fäusten vermutete, wo zwei Boxer sich
begegneten. Wozu Hände fähig waren.
„Nur umsehen.“
Nur umsehen. Kein ganzer Satz. Nur umsehen. Dieses Wort, das sich keine
Höflichkeiten erlaubte. Zu umschmeicheln. Von den gelegten Lidern herab zu den
Lippenangeln. Um auch dort die Wärme zu spüren. Was überraschend war, und man
nicht in Türen vermutete, wo zwei Ansichten sich begegneten. Wozu Augen fähig
waren.
„Ich...“
…hob die Hand. Nur
leicht. Zum Gruß. Höher als gewohnt. Vor das Kinn. Was überraschend war. Um
seine abzuwehren. Vor dem Streicheln. Vielleicht.
Vielleicht wartete ich
auch auf Einlaß. Nur Herr Goldschmit gab
mir zu verstehen, daß ich schon drin war.
Er drehte sich um,
schloß die Stehgarderobe, drehte sich wie man es nur konnte, wenn man
Kundschaft bediente, und wechselte zum Tresen hinüber. Dort weigerte er sich,
sich von diesem zu trennen. Wozu diese Stehgarderobe da war, gerade da, wo sie
war, wollte ich mir später in Erfahrung bringen.
Ich nutzte die
Schwerkraft – noch immer Cary Grant – und ließ die bestellte Hand
wieder von der Tasche, diesmal der Hosentasche, einfangen. Elliptisch.
Elliptisch ging der Impuls in den schlackernden Stoff über. Vier, fünf
Schritte. Vor den Regalen. Lag ein Dime. Steckte die zweite in die
Tasche, und schaute auf ihn herab wie Nils Holgersson auf Gans
Gustav fliegend hinunter zu seinem Bauernhof, für ihn das Zuhause, für den
anderen das Feuer, nur, um beide gleich wieder in gewohntere Schranken zu
legen. Bückte mich, hob ihn auf, noch immer in Hocke, ein Arm noch immer in
Schranke, hielt ihn jetzt fest zwischen zwei Fingern – welche, wußte ich
nicht mehr, vielleicht, weil ich gleich anfing damit zu spielen –, und im
selben Augenblick da ich hinab sank stand der Tresen auf.
Neben Herrn Goldschmit, der davon kaum Notiz nahm, hievte sich mit Angellippen aus dem Grund hoch in die Stelze ein breites Lächeln:
Eine Bauchvase, Ming
oder so.
Ich stand auf. Da stand
sie ab. Ich ging in die Hocke, weil mir der Dime aus den Fingern
rutschte, da stand sie auf. Jedesmal, so glaubte ich – die Vorgänge wiederholten
sich –, einen anderen Gegenstand des Interesses in beiden Händen gesehen
zu haben. Ich stand auf, da hob sie eine Schüssel hinunter.
Ich stand ab, da holte
sie eine Wasserpfeife aus Silber nach oben. Ich stand auf, sie stand ab. Ich
stand ab, sie stand auf. Hackenzack auf Zehenspitz eben.
Was blieb: War ihr
Lächeln.
Und daß ich den Dime
bestimmt im Werte eines Dollars
verlor.
Keiner der Regenmäntel
schaute herüber.
*
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