Und Kuchen. Kuchen gab es im Überfluß.
Orangenkuchen. Apfelkuchen. Kirschkuchen. Schokoladenkuchen. Tarte à l’orange. Tarte aux pommes. Tarte aux cerises. Tarte au chocolat.
Und Quiche gab es. Quiche à la lorraine. Quiche vosgienne.
Quiche alsacienne. Quiche au fromage. Und Finger sah man. Grobe Finger. Spitze
Finger. Krumme Finger. Lange Finger. Und Schmatzen gab es. Grobes Schmatzen.
Spitzes Schmatzen. Krummes Schmatzen. Langes Schmatzen. Und Kuchen und Quiche
und Finger und Schmatzen gab es nun wirklich im Überfluß.
Und Bäuche. Und Bäuche gab es. Volle Bäuche. Dicke
Bäuche. Runde Bäuche. Satte Bäuche. Und Rülpsen gab es. Grobes Rülpsen. Spitzes
Rülpsen. Krummes Rülpsen. Langes Rülpsen. Und Stöhnen gab es. Volles Stöhnen.
Dickes Stöhnen. Rundes Stöhnen. Sattes Stöhnen. Und – ja, auch das – Furzen gab es. Grobes Furzen. Spitzes Furzen.
Krummes Furzen. Langes Furzen. Und Bäuche und Rülpsen und Stöhnen und Furzen
gab es nun wirklich im Überfluß.
Und diesen Turm gab es.
Diesen Turm zu Ehren all der Kuchen, der Quiches,
der Finger, des Schmatzens, der Bäuche, des Rülpsen, des Stöhnens und des
Furzens. Und zu Ehren all dessen gab man diesem Turm den Namen dessen, der all
dies ermöglichte: Der Ludwig-der-16.-Turm.
La
Tour Louis XVI.
Und zu ehren gab es nun wirklich im Überfluß. Und
weil es nun wirklich viel zu ehren gab, eröffnete man den Turm zu Ehren des
Königs und seiner Gemahlin Marie Antoinette,
die dies nun wirklich ermöglichte, weil sie es war, die bemerkte, als sie
wieder mal mit einem Opernglas bewaffnet sich als dernier cri des Amüsements durch die Gassen des Gesindels
kutschieren ließ, daß das Brot dem Volk nicht schmeckte und sagte: „Wenn ihnen das Brot nicht schmeckt, dann
sollen sie Kuchen essen.“, am Tage seiner königlichen Geburt vor Gott, an
dem der König seinen fünfunddreißigsten Lebensjahrgang vollendete.
Am 23. August 1789.
Und viel Holz war vonnöten. Das man auf die Schnelle
aus den Wäldern schlug. Und viele Hände waren beschäftigt. Die man aus dem
Ausland holte, weil das Volk ja mit den Kuchen schon alle Hände voll zu tun
hatte. Und Eile war geboten. Damit der König seinen Turm betreten konnte noch
zu dem Anlaß seiner Ehren Geburt vor Gott. Mit seiner Königin seits. Und Holz
gab es im Überfluß nun wirklich.
Und so wurde der Turm noch rechtzeitig fertig.
Und so ließ Louis
XVI. vorfahren und betrat den Ludwig-der-16.-Turm samt L’Etat und sonders Gattin Marie
Antoinette mittels Treppe. Und Treppen gab es nun wirklich bei diesem Turm im Überfluß. Und Schnaufen gab es. Hohes
Schnaufen. Tiefes Schnaufen. Langes Schnaufen. Lautes Schnaufen. Und Hecheln
gab es. Klapperndes Hecheln. Klopfendes Hecheln. Krächzendes Hecheln.
Kratzendes Hecheln. Und Straucheln gab es. Nach vorne Straucheln. Nach hinten
Straucheln. Gegenseitiges Straucheln. Übers Geländer Straucheln. Und – ja, auch das – Fluchen gab es. Vernehmbares
Fluchen. Verschlucktes Fluchen. Verdammtes Fluchen. Verfluchtes Fluchen. Und
Schnaufen und Hecheln und Straucheln und Fluchen gab es nun wirklich im
Überfluß.
Und so erreichte der König nach all dem Schnaufen
und Hecheln und Straucheln und Fluchen endlich die Spitze. Und Marie Antoinette. Und L’Etat. Und la cour. Und sah wie Paris
von oben war.
Und weil Paris
so schön so von so oben war, und weil es in Paris
von so oben so viel zu sehen gab, und weil Paris
so glücklich so von so oben war, verweilte Ludwig
XVI. länger als es seinem Belieben entsprach und bestritt seine Aussicht
auch nicht gegen eine Wolke, dann noch eine, dann schon Regen und, nun, es kam,
wie es kommen mußte. War alles, was nicht wirklich eine Überraschung war – dafür gab es andere Überraschungen im
Überfluß: die Kuchen, die Quiches, der Turm, die Kutschen auch – bloß… aus
Pappmaché.
Und so kam es, daß sich der König an der Spitze, Louis XVI., Marie Antoinette, L’Etat
und la cour und sich gleich der ganze
Turm vor Paris verneigten.
Und Kuchen. Kuchen gab es im Überfluß.
*
(Ode/r an Charlie Hebdo.)
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