„Österreich. Aus Österreich. Österreich ist das Land
mit den Bergen. Die träumen noch vom zweiten Anschluß.“
„Die Berge?“
Nun,
was gab es über Sebastiane zu berichten?
Nun, Sebastiane
hat ein Problem.
„Ich habe ein Problem.“
Hatte sie nicht. Aber Sebastiane war so augenschmeichelnd, daß ich mir all ihre Probleme,
die sie nicht hatte, beginnend von ihren Abfahrtsbeinen, ihrer Sanduhrtaille,
ihrem Skipaßlächeln ausgiebig ausmalte. Daß ich sie mir gleich après-ski, après vous, dann âpre
erst auf den Loipen, dann im Sessellift, dann vor der Hütten, dann so in den
Pisten, dann schon auf einer schneeweißen Leinwand vorstellte. Sorgsam mit
Malerbogen abgeklebt, der ein Loch im Panorama erlaubte – ohne sich auf den Rand zu konzentrieren –, die mir Bob Ross zur Verfügung stellte, und der
mir sogleich seine ganze Palette und seine Spachtel in die Hände drückte – titanium white, tap, just tap – und
highlightete – und wie ich sie
highlightete –, als gäbe es
keinen Kitsch mehr und die Schatten hinzufügte – Prussian blue, just cross – und den mist – create the illusion of
distance, with almost no pressure – und dann den ganzen Seekram und – a tree? what the heck – endlich
signierte – thinner, Malerbogen ab –
und mir nun überlegte, an welche Wand und an welchen Nagel ich die Malerei nun
hängen wollte, und mir nun meine Augen rieb, als sie mir mit ihren Zungenworten
den blauen Dunst meiner gerade entzündeten Zigarette in diese blies.
„Ich rauche nicht.“
„Ich auch nicht.“
Ich suchte nach einem Aschenbecher – ein anderer Be-cher fiel mir in den Sinn –,
fand aber nur den Boden und, nun ja, wozu der Boden gut war.
„Habe gerade aufgehört.“
Sebastiane
hatte noch eines.
„Ich habe noch ein Problem.“
Hatte sie nicht.
„Ich habe Freunde. Die werden Dir nicht gefallen.“
Aber Sebastiane
war so augenschmeichelnd, daß ich alle ihre Probleme färbte. Und während ich
noch so malte und so rührte – mit meinen
Spachteln – und nun merkte, daß ich mit einem Löffel in meiner Latte rührte und in dem Milchschaum
schon neue Berge ritzte und schon nach dem Bon schielte, der unser Miteinander
bezahlte, und die Rechnung in die Kullerkellneraugen signierte, der gelangweilt
seine eigenen Panoramen in den Tresen polierte, löffelte ich den Schaum aus dem
Becher, schnappte nach Sebastianes
Mund, öffnete diesen mit einer Hand, wie man Bälger fütterte, und stopfte
Löffel samt Milchschaum samt Berge samt Kitsch samt der ganzen Palette, die mir
Bob Ross gönnerhaft schenkte, eben
dort hinein.
„Iff hafe noff ein Prrroppleem.“
Hatte sie nicht.
Und während ich schreiend aus dem Café stürmte und während ich fluchte, je
im Leben eine Bob Ross-Sendung
gesehen zu haben, und während Sebastiane
noch an diesem Lattelöffel nuckelte, rannte ich in den nächsten Supermarkt,
gleich in den erst besten Haushaltswarengang, riß alle Messer, Gabeln, Löffel
aus ihren Packungen, fand endlich, wonach ich suchte, hielt triumphierend einen
Korkenzieher in der Faust – ha-hah! –,
rammte ihn erst in eines, dann ins andere und zog beide Augen heraus. Plopp-Plopp! Das Schmeicheln sowieso.
Was. Für. Ein. Geiles. Gefühl.
*
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