"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Montag, 1. Juni 2015

Handläufe


„Handlauf und Läufe… Und… wenn ich ein halbes Jahrhundert zurückblicke… erkenne ich im Auf und Ab des Treppenlaufs Schemen an der Wand, die mich an meine Ängste erinnern lassen. Und… wenn ich ein halbes Jahrhundert zurückblicke – im Auf und Ab dieses abgenutzten Treppenlaufs –, erkenne ich in mir das, was mir am meisten Angst macht:
Die… Erinnerung. Weil sie mich heimsucht…“

„Und… wenn ich im Auf und Ab dieser Treppe stehenbleibe, erkenne ich an den Stufen, dort, wo sie benutzt sind und dort, wo sie es nicht sind, und dort, wo sie es sein sollten, die Dinge, die mich erinnern lassen, warum ich diesen Weg wählte:
Um im Auf und Ab eines Schrittes, um im Auf und Ab einer Erinnerung nach den Albernheiten eines Handlaufs zu greifen. Diese Albernheiten nenne ich… Leben.“

„Und…wenn ich ein halbes Jahrhundert vorausschaue und all das erkenne:
Was sich für Treppen mir in den Weg stellen, welche Handläufe es zu greifen gibt, welche lohnen, welche nicht, welche es zu fassen gibt, und welche nicht, und ich mich erinnere, wie es mir erginge, ohne all diese Treppen, diese Handläufe, diese Schritte, diese Schemen, diese Ängste, diese Griffe, diese Fehlgriffe, diese Leben – dann würde ich keinen einzigen Schritt mehr wagen. Keinen. Einzigen. Mehr.“

„Also albere ich mich lieber durch Leben. Durchs Leben. Und bewirke. Und albere.
Und sei es nur, einen dieser Handläufe zu fassen. Und lasse zu. Nach ihm zu langen. Ihn zu fassen. Ihn zu lassen. Zu befassen. Ihn zu nutzen. Abzunutzen. Zu erneuern. Zu bewirken:
Und befasse diesen Boden.


Was wäre der Untergang ohne schöne Worte?“







*








(aus: Der Liebhaber der Sonne – ein Märchen)




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