"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Donnerstag, 25. Januar 2018

„Also, das Wesen des Menschen ist es ja, vom W zum N zu kommen. Aber dazwischen liegt ja noch das Äsen.“


Sagte er mit seiner Fistelstimme.

„Ich helfe Ihnen jetzt mal bei den Buchstaben. Zaubern kann ich nicht.“

„Nein, Dich kann ich nicht ernst nehmen.“, dachte ich noch, bevor ich brach. „So nicht. Fistel nicht. Sitz gerade. Brust raus. Augen voraus. Zappel nicht. Hier geht es um mich! Was wird aus mir! Aus meinem Leben!“

„Die FAZ lese ich nur sehr selten langweilige Zeitung“, zuppelte er an seinem Knoll-Arbeitstisch.

„Öde und verknöchert.“, fistelte er weiter und futzelte an seinem Leitz-Ordner, als wären seine Worte hochbrisant intellektuell safranskisch.

„Das letzte, was ich von ihr hörte, war, daß sie 70 Millionen Euro einsparen muß. Waren es 70 Millionen? Ich weiß es nicht mehr. Ich lese sie nicht. Und seitdem wir keinen frischen Fisch mehr holen – die Fette, sagt meine Frau – brauchen wir auch das Papier nicht mehr. Das war in den Nullern. Die FAZ ist der Boris Becker unter den noch aktiven Profi-Spielern, ha-ha, sagt meine Tochter. Man hofft, daß sie ihre Pokale wiederfinden, für ausgezeichneten Journalismus. Puncht jetzt ihr eigenes Start-Up. Die armen, qualifizierten Journalisten. Wer denkt an die? Aber deren Schreibe gehört ja zu den flotteren. Sicherlich können sie fehlerfrei Formulare ausfüllen. Formulare, Formulare, Formulare. Wo ist mein Montblanc? Und bei dem Altersschnitt können sie sicher noch in anderen Berufszweigen unterkommen. Wenn nicht, ich helfe Ihnen dabei. Die Wirtschaft boomt ja. Man sucht jetzt Überqualifizierte für unterqualifizierte Jobs. Kopf hoch. Das wird schon wieder. Bei RTL-2-News suchen sie bestimmt kompetente, energische, reife Journalisten. Sie sind doch auf der Höhe der Zeit? Bei der Presseschau im Ersten haben sie so wichtige Dinge gesagt. Der Meinungsartikel war Ihnen schon sicher. Und wie ist die Kantine so? Ja, da fängt es an. Sie merken es bei den Salatblättern. Die werden nicht mehr handgezupft. Das hätte Ihnen eine Warnung sein sollen. Aber Sie waren ja völlig ausgelastet. Unentbehrlich. Unvorbereitet. Und beinahe, nach Ihrem grandiosen, großartigen und genialischen Artikel, hätte man Sie fast zu Anne Will eingeladen. Tja, jetzt ist da nichts deraus geworden. Deraus. Ich bin so altmodisch. Sagt man noch grandios? Großartig? Genialisch? Tna. Sagen Sie das besser nicht bei Ihrem Vorstellungsgespräch bei RTL-2-News. Können sie Charts? Promi-News? Hätten Sie damals nur bei der reichen Zeit angeheuert. Auch wenn das Ihr Traumjob gewesen wäre. Aber jetzt ist das eine reine Frauenzeitschrift. Und Sie waren ja immer so kritisch gegenüber Frauen. Oder beim Springer? Da wollen sie jetzt alle hinspringen. Beim Goldenen Blatt? Näh, da sind Sie überqualifiziert. Ich soll Sie beraten. Zaubern kann ich nicht.“


Kevinus von der Kasüliusbresche, Journalist. Ich war ein Kopf, der dahintersteckte. Ich frittiere jetzt Wedges für englische Banker. Ich komme über die Runden. Glücklich. –






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(Ode/r an „Wenn ich mir etwas wünschen könnte – als durchschnittlicher Leser, und damit bin ich schon glücklich –, wäre es, daß ein pfiffiger oder eine pfiffige Pan-Millenial mit Start-Up-Verve die ‚Quick‘ oder ‚Die neue Revue‘ wiederbeleben würde. Reimagined wie ein Singer-Porsche. So mit OLED-Papier und RFID-Chip-App-Schnickschnack. Sixty Funky Pages. Ich würd’s lesen. ‚Sixty Funky Pages‘ wäre auch ein schöner Titel für sonstwas Lebendes. Freitags. Supermarkt.

Sonstige Probleme sind nicht zu verzeichnen. ‚Sonstige Probleme sind nicht zu verzeichnen‘ wäre auch ein guter Titel für das peppige Magazin der neuen Revue

Oder für ein Tagebuch: 'Heute: Leserbrief geschrieben. Guter Tag. Als nächstes spare ich auf einen Anruf beim Presseclub. Das Leben ist schön. …wenn’s bei anderen zuneige geht. Sonstige Probleme sind nicht zu verzeichnen. Glücklich ist, wer ißt.'


Das Leben ist schön. …wenn’s bei anderen zuneige geht, wäre auch ein schöner Titel für eine Autobiographie by Bestattern. Wenn’s abgeht, kann man‘s lesen.“)









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