Rückten sie die Stühle näher. Die Mienen waren
gelöst. Sie unterhielten sich im Stehen weiter. Kellner schoben Tische
zusammen. Das ergab einen langen. Sie stellten die Stühle nur entlang der einen
Seite auf. Die große Stube ließ nur so Platz zu. Gegenüber blickte ihnen eine
Fensterreihe zu. Keiner wollte mit dem Rücken zu der Straße sitzen. Abend. Der
Verkehr beruhigte seine Bahnen. Straßenlaternen dimmten sich zur Träge. Ein
Kollege lud den anderen ein und der den nächsten. Die Stube war im Voraus bestellt
für diesen einen Anlaß. Die, die gekommen waren, behielten ihre Unterschiede
für sich. Ob es Männer waren, oder Frauen. Ob es Einheimische waren, oder
Gastarbeiter. Ob es Abteilungsleiter waren, oder Arbeiter. Rückten sie die
Stühle näher. Sie unterhielten sich. Der mit dem, die mit jenem. Wechselten
ihre Themen, ihre Rückenlehnen, losgelöst von denen unterhielten sie sich
munter fort. Der Zufall bestellte die Platzkarten, und die Zeit. Mehr das
Erwarten. Für den sie sich versammelt hatten. Rückten sie die Stühle näher.
Lachen als Besteller gesellte sich hinzu. Zwinkerten
sich Geschichten zu. Klapsten sich auf die Schultern. Nicht als Schlagen zu
verstehen; um die Erinnerung herauszukitzeln, die sie nun gemeinsam in diese
Wirtshausstube lud. Ließen beiläufig ihre Hände auf den Rückenlehnen ruhen.
Nicht aus Absicht. Einfach so. Weil es sich im Stehen und Reden so ergab.
Merkten sich so ihre Plätze vor. Einfach so. Ohne Gedanken. Ohne darüber
nachzudenken, wer näher zur Mitte sitzen sollte, näher zum Rande, ob Frauen,
oder Männer, ob Gastarbeiter, oder Einheimischer, ob Arbeiter, oder
Abteilungsleiter. Sie waren gerne gekommen. Das einte sie. Rückten sie sich
näher an die Rückenlehnen, stützen sich mit den Hüften ab. Rutschten schon mal
halb auf die Sitzfläche, seitlich. Um das bequeme Reden nicht zu unterbrechen.
Die Zeit, mehr das Erwarten gesellte sich als bequemes Kissen hinzu.
Befassten nun die Tischkante. Quatschten sich die
einen fest, so setzten sich schon andere. Spielten mit dem Tischbesteck.
Spielten mit den Gläsern. Klopften mit den Gabeln dagegen, um das Klingen
herauszuwitzeln. Zeigten ehrliche Zähne, offene Münder. Lachen. Langsames
Verklingen, innehalten. Setzten sich die Quassler dazu. Rückten sich nun
gerade. Stützten sich mit den Ellbogen ab. Überbrückten das Erwarten. Das einte sie. Sprang noch mal jemand eben
auf, weil man etwas vergessen hatte. Den Grund ihres Zusammenfindens. Legte ein
kleines Geschenk mit Schleife vor den Teller in der Mitte und ein Kärtchen noch
dazu. Weil man nicht vergessen hatte, den Grund ihres Zusammenkommens. Die
Zeit, mehr das Erwarten gesellte sich als bequemes Geschenkpapier hinzu.
Gefaltet von gelächelten Erinnerungen.
Sahen mehr und mehr durch das lange Fenster, auf den
beruhigten Straßenverkehr, den gedimmten Bürgersteig davor und bestellten, als
wäre das Fenster, das Dahinter der Kellner ihre Erinnerungen auf die Teller.
Naschten heimlich schon in Gedanken, ertappten sie andere dabei und lachten
ihre Mahnung mit neckischem Zwinkern, nippten aber heimlich selber schon am
Weinglas des Entsinnens. Sahen mehr und mehr durch das lange Fenster. Sahen
mehr. Sich selber zu. Das Licht der Stube spielte ihre Gesichter, ihre
Oberkörper hinzu. Die Tafel, Gläser, Bestecke und Teller. Weil das Licht der
Straße dahinter dunkler war. Rahmte der Fensterrahmen ein, was sie einte. Denn
schaute man aus einem hellen Raum hinaus ins Dunkle spiegelte sich das Scheinen
drinnen in der Fensterscheibe.
Zählten sich entlang dieses Rahmens durch – ein Platz blieb frei in der Mitte –
und probten im Schwelgen der Erinnerung froh schon mal heimlich ihre
Abschiedsworte. Der erwartete Gast in der Mitte hörte ihnen gerne zu. Pfiff
sich zu dieser Gaststube. Im gedimmten Licht der Abendlaterne. Kaum vernehmbar
seine Schritte. Ein reiches Arbeitsleben als Schuhe. Und freute sich – wie alle anderen – auf seine
Verabschiedung in seine Ruhe.
In einem Gasthaus, ganz in Deiner Nähe.
*