Wolken. Wolken.
Köpfe in den Wolken. Bewegte Stämme, nicht minder die Blätterpracht.
Wolken. Wolken. Ein
Wald in Regung.
Bujumbura, 28°, 4°.
Out of Africa. Zwischen Lake Victoria und dem Faden Tanganyika.
Tränen. Tränen.
Regenwald. Tränengas verflüssigt sich gerade…
Die
Maschine spuckte ihre Zunge heraus. Der Stewart fügte noch einstudierte
Höflichkeit hinzu, dann hielt ich die Bordkarte in der Hand und der Schlund des
Drachen verschluckte mich. Zwölf Stunden später würgte er mich wieder
aus. Halb verdaut. Aber aus.
Bujumbura Spa.
Trolley am Arm wie ein
trotziges Kind, nur einen Koffer, damit man an der Quengelware Mensch nicht
ständig halten mußte, dann spülte mich das Rauschen aus den
Verbindungslautsprechern zwischen Arrival und Departure
durch das gewellte Abflußrohr des Hong Kong International Airports in
die Kanalisation des stinkenden Hafens. Dazwischen Abflußfrei der Paßkontrolle,
Aufmerksamkeitstoilette in der Spiegelkontrolle, Flüchtigkeitsanhaftungen der
Blicke anderer Reisenden oder Ankommenden wischte ich mir mit zitronenfrischem,
heißem, weißem Frotéewaschlappen aus den Augen. Bujumbura Spa.
Bujumbura Spa
stand auf einer Werbetafel und war das erste warme Lächeln, das mir Hong Kong schenkte. Ohne mir etwas dafür
zu berechnen. Warum es die Ankommenden grüßte? Vielleicht war es ein
Scherz der Besitzerin, die sich diesen heimlich erlaubte, in ihrer
spitzgelippten Geschäftstüchtigkeit, die in vorgehaltener Faust als Etikette
ihre Zähne versteckte, und flüsterte, beinahe zu leise für ein Abflußrauschen,
daß es nach dem Schild nicht mehr besser werden würde, nie mehr. Für $18 die Stunde.
Der Trolley gab mir
einen Ruck. Er fuhr mir in die Hacken. Und gab mir so zu verstehen, daß er
nicht damit rechnete, angehalten zu werden auf dem Weg nach draußen. Nicht so
nah vor der Aussicht auf ein wartendes Taxis oder der Bequemlichkeit commutierender
Begleiter.
Eine Gruppe Chilenen
heiratete sich zum Ausgang, erkennbar an ihren Bloussons aus Ballonseide und
eingenähter Flagge am Ärmel, öffnete die Sensoren der Schiebetüren mit müder
Geste eines Interkontinentalversprechens, bevor sie dann der Brautschleier aus
Nebel, Dunst und Smog der Stadt zum Lüften reizte. Sie schoben mich ein wenig
weiter. Hinter die Demarkationslinie, die Eitelkeit von Neugier trennte, in
Gedanken, faktisch aber nie vorhanden, sah ich der Hochzeitsgesellschaft
nicht ohne Neid hinterher – unmöglich eine Ordnung herzustellen, während sie
um viel zu wenige Einigungen für viel zu viele rote Taxicabs, Toyota Crown
Comfort, noch balzten, oder grüne New Territories Toyota Alphard sich
'For Hire' anbiederten –, bis der Werbeständer, diesmal von hinten, den
Blick verstellte und alles in den Vordergrund stellte.
Dieselben Lippen, nur
diesmal die von Frau Kwong, der Besitzerin, und darauf, in unglaublicher
Geradlinigkeit wie ein gespitzter Bleistift, der Zeigefinger.
Vielleicht lockte das ‚Auf
Wiedersehen‘-Schild mehr als das ‚Willkommen‘. Vielleicht lockte
ihre Selbstsicherheit ihrer Patina mit Gold wechselnder Zahnreihen. Erinnerte
mich an die Sterilität meines Auftrages, eingetrocknete Farbe vom Schreiben an
Fassaden, Auslassungsausrufezeichen aus den Deckenlautsprechern,
Entleerungsklatschen aus den Bäuchen der Flugzeuge, Desinfektionsrituale
moderner Flughäfen, Spülurinale gleich, an denen nichts anhaften sollte, kein
Mensch, kein Verbleiben, kein Behagen, außer Stechgeruch – schon entkleidete ich
mich im Bambushain.
Die Tür zur Kabine öffnete sich. Eine lächelnde Unaufdringlichkeit traute sich mit gebückter Höflichkeit entschuldigend nur als Porzellan-Arm herein und stellte ihre Freundlichkeit vor meinen Füßen in Badeschlappen ab. „Trolley, Trolley.“, vergewissere sie sich, und ich fügte alle ihre R's für den Augenblick hinzu. Ich... öffnete ihn. Ich schob meinen Cary-Grant-Anzug beiseite, darunter kam ein blauer Arbeits-Overall zum Vorschein. Der geschnitzte Elephant aus Backelit ritt auf seinen Latzreißverschlüssen.
Umgezogen.
Ganesha verschwand als Glücksbringer, ein letzter Blick in den Trolley. Ein Fach klappte auf. Darunter: Werkzeug. Das Werkzeug eines Klempners.
Zwei Wochen später...
Die Maschine spuckte ihre Zunge heraus. Der Stewart fügte noch einstudierte Höflichkeit hinzu, dann hielt ich die Bordkarte in der Hand und der Schlund des Drachen verschluckte mich. Zwölf Stunden später würgte er mich wieder aus. Halb verdaut. Aber aus.
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