"Hallo" ist das Pfandleihhaus des "Aufwiedersehn"...



Miniaturen des Absurden

Betrete mit der Miene der Abfälligkeit und erhalte Einlaß

Vom Jardin du Luxembourg zum Panthéon brauchte es schon mehr als platonisches Innehalten, um sich Gehör für Gesehenes zu verschaffen. Da...

Freitag, 29. August 2014

Mainland China, quite. Not quiet...


4. bis 6. Tag: Mainland China...

 神光, 神威,


Miss Jay Jay umarmte mich fast bis zur Bewußlosigkeit. Und während sie mich so drückte, hatte ich Angst, ich könnte einen ihrer Porzellan-Arme abbrechen. Sie hielt einen Moment inne. Und Tränen hinter zugeklappten Garagentoren versperrt. Dann öffneten sich die Parkbereiter via home link, und ich konnte das Surren beim Hochfahren nicht von der quietschigen Pforte zu ihren Bambushainlippen unterscheiden. Der Mund schloß sich zu synchron zu den Augen, da sie sich warmbooteten. Aber glauben, glauben konnte ich nicht den Geräuschen, nur den Lauten dazwischen. Quite. Not quiet.

Ihre Arme rutschten jetzt an meinem Haifisch-Sakko runter, und es war nur ihrem Porzellanbetragen zu schulden, daß sich keine Fasern daran verhakten. Sie hielt sich an meinen Hüften fest, dann klickten ihre Hände hinter meinem Rücken zusammen, während sie sich jetzt ein wenig hängen ließ. Es war wie wiegen, und sie lächelte dabei so grienig, so rechthaberisch oder doch so glücklich, wie nur ein Mädchen auf der Wiese es konnte, die einen Baum zum Tanzen aufforderte. Zu der Musik von Words, don't come so easy, words. Von F.R. David. Ein dritter Ast kam nun hinzu. Goliath. Not quite. Frau Kwong, quiet. Klopfte ab.
Frau Kwong lächelte sich durch die Grashalme wie ein Mähdrescher. Dabei rotierten ihre Zähne ebenso wie Spindeln, und Miss Jay Jay schaute plötzlich wie ein Rehkitz. Frau Kwong überfuhr sie. Ungeachtet ihres Vertrages über 70 Stunden die Woche und scheuchte sie in den Bambushain, wohin sie ungehalten mit weißem Spiegel und Lappen – fing gleich an, zu wischen – verschwand. Nicht, ohne mir noch die Reality hinterherzuschmachten. Eine dieser jedenfalls, die sich Richard Sanderson wohl im Malariawahn erdachte. Als Rache für jeden Moskitobiss. Quite. Not quiet.

Frau Kwong schob ihre Arme vor, als öffnete sie eine Schublade, und darin begleitete eine Schachtel die Offenbarung mit der Aufdringlichkeit einer Schleife, und daran nun zu ziehen, um das Eigentliche zu beziehen. Ich zog schnell – der Terminkalender drängte – mit einer Hand, die Acht des Bandes nun linear, und hob den Deckel auf. Meine Wasserrohrzange lag dort in Seidenbausch gewickelt und glänzte, als wäre sie neu geboren.

„Sie ich überholen lassen haben.“, sagte Frau Kwong.

Und schob eine neue Schublade auf. Ganz klein. Wie eine Streichholzschachtel. Zwischen beiden Zahnreihen fuhr sie heraus, rot wie eine Zunge. Dann öffnete auch sie sich, darin ein kleines Vögelchen wie man es von Spieluhren her kannte, klappte es heraus, drehte sich, schnatterte, flatterte mit den Flügeln und piepste – ganz sanft – mit feinem Schnabel einen Kuß auf meine Schwalbennesterlippen.

Vielleicht lockte das ‚Auf Wiedersehen‘-Schild mehr als das ‚Willkommen‘. Ich stand davor, im Terminal, am Rande der Taxizecken, zwei Tage älter, und… verstand. Dieselben Lippen, nur diesmal die von Frau Kwong, der Besitzerin, und darauf in unglaublicher Geradlinigkeit wie ein gespitzter Bleistift der Zeigefinger. Und ich verstand. Eine Hand in der Anzughose, eine an der Trolleyplärre, dann ging ich los – wie Cary Grant –, hielt – wie Cary Grant –, schaute den Trolley wie ein aufgezwungenes Kindermündel an – von oben herab – und bemerkte, daß noch ein blauer Zipfel meines Overalls heraushing. Ich beließ es so.

„Bist Du zur Vernunft gekommen?“, fragte ich. Quite. Not quiet. „Nur, was machst Du dann bei mir..?“

Ich blutete mich durch die Vene des Flughafenausgangs hinaus und tropfte mich in eine dieser Taxizecken. Grün. Oder rot. Ich weiß nicht mehr.

„Mainland.“, sagte ich dem Chauffeur. „China.” Quite. Not quiet.





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