Weil es nun mal bekannt ist, daß ich sämtliche
Interessen bündele, die mich nun mal interessieren, und ich nicht fähig bin,
gleichzeitig mehr als zwei Interessen als Geschenk zu schnüren, welches ich
dann gerne selbst entpacke, weil ich ja weiß, was sich drin befindet und es
mich dann auch nicht mehr überrascht, wenn ich es entpacke, und weil ich sonst
auch nicht zu vielem fähig bin, außer mich, und ich doch noch Klimpergeld
zwischen den wehmütigen Scherben eines zerschlagenen Sparschweines fand, das
sich nach den Zeiten als Ferkel sehnte, als ich es noch an den Zitzen eines
fetten Gehaltsscheck nährte, bestellte ich mir beim örtlichen Versandhandel – das Verpacken, das Verschnüren, das
Versenden überließ ich doch dem Handel, bin doch faul – eine Doll.
Zwei Postboten mußten sie in den 8. Stock schleppen,
nachdem sich unglücklicherweise der Aufzug zwischen Keller und Erdgeschoß
verklemmte, nachdem ich unglücklicherweise mich von einem Funkeln in der Ritze
zwischen Aufzugzelle und Kellergang ablenken ließ, als ich den getrennten Müll
zu den Tonnen im Keller bringen wollte, und ich es fast übersah, ich mich aber
bückte, weil mein Schnürsenkel nicht ordentlich geschleift war und ich mich nun
mit dem Rückenbücken zum Gang wiederfand und dieses Funkeln unten sah und ich
in dem Ritzefunkeln wohl etwas Wertvolles erkennen wollte und sodann aus meiner
Hosentasche einen langen Draht hervorholte, den wie jeder weiß jeder Mann wie
selbstverständlich heutzutage bei sich trug, und ich danach fischte, schon auf
Knien, derweil sich die Aufzugtüren immer wieder dazwischen klemmten und ich,
während ich noch nach dem Glitzern angelte, mit meiner Nase die Türsensorik
foppte und dann einen blöden Ring aus Blech einer blöden Bierdose hochholte – steckte ihn hm-end ein, konnte vielleicht noch nützlich sein – und während ich
meinen Erfolg noch in die Hose steckte, den Draht warf ich achtlos weg – wofür braucht Mann schon einen Draht, tz –
mich die Aufzugtüren zurückfoppten, denen ich die Nase zeigte, wohl weil jemand
oben faul den Aufzug rief, anstatt die Treppe zu benutzen, und klemmten ein – daher das unglücklicherweise –, was man
sich nicht einklemmen lassen sollte, meine Nase, fuhr er nun hoch, ich mit ihm,
aber weil mein Kopf nicht durch die Geschosse paßte, blieb er nun stecken, der
Lift, dazwischen, und ploppte meine Nase wieder heraus.
Ich gab den Postboten kein Trinkgeld, sie hätten
sich ja beeilen können und den Aufzug benutzen, tz – doch nicht meine Schuld, daß Aufzüge heutzutage keine echten
Männernasen mehr vertragen können –, hätte ihre Last schon an der Tür
abnehmen können, wies sie aber gleich zum Wohnzimmer weiter, wo sie meine
Bestellung abstellten, schwitzend meinen Teppich volltropften und nun Hände
aufhielten, wohl dem Trinkgeld wegen. Das Türzukrachen gab ihnen den Rat, das
nächste Mal den Aufzug zu benutzen. Dann widmete ich mich dem Paket.
Die diskrete Verpackung ließ sich mit zwei
Ritschratsch entledigen, dann schon prahlte mein Johannes, der sich seit dem
Vorfall mit den Aufzugtüren unter einem Mullverband verbarg, mit der
Aufschrift, dann drehte ich den UP!-Pfeil in die richtige Lage, mit der Aufschrift
um die Wette:
Aussie Grid Girl.
Ich öffnete das Geschenk, das ich mir ja selbst
packte, weil ich ja nun mal wie es bekannt ist nicht mehr als zwei Interessen
gleichzeitig dort bündeln kann, wo man es kann, und holte mit jedem Glied, das
ich nun aus der Packung holte, mit jenem geneigten Interessen je ein Lächeln
aus der Starre. Und als wäre die eine nur für mich gemacht, öffnete Aussie Grid Girl gerade ihre
Kreiselkompaßaugen, als ich sie in meine Arme zog zur Begrüßung. Und sagte
bewegungssensorgesteuert – neuester
Schrei – „Hi! I luv u!“ mittels MP3-integriertem Player. Ich legte sie
gleich auf den Boden, wo alle Frauen am besten aufgehoben sind – so gewöhnen sie sich schon mal an die
Teppichflusen, die sie sauber saugen sollen – und fand im Karton mein
zweites bestelltes Interesse bestätigt vor: eine schwarz-weiß karierte
Zielflagge – ich schwenkte sie schon mal
–, ein Startnummer-Schild, klein, der Gedanke zählte, ein rotes
Rennwagenmodell mit gleicher Nummer, Werbefirlefanz. Der Rennwagen hatte noch eine
andere Funktion, mit der ich mich schon auf der Webseite der Dolls mit allem Bruuum und Bröörr und Bruiuiui-Ui-Ui,
Gummi und Grid-Mittel mittels anschaulichen Filmchen und Bedienungsanleitung
vertraut gemacht hatte. Ein Parkhaus kam mir in den Sinn. Aber das war wohl
eine andere Webseite.
Aussie Grid Girl –
ich gab ihr bewußt keinen Namen, man sollte stets den von den Schöpfern
zugewiesenen achten, in diesem Falle den von Dolls, AUS, Inc. – hatte alle
Öffnungen, die man benötigte. Ich fand allerdings, daß der Start unserer
Beziehung einen angemessenen Rahmen benötigte und so setzte ich sie vor den
Fernseher, gleich auf ihre Knie, damit sie sich auch daran gewöhnte – das Aluminium-Skelett mit den
kugellagergelagerten, öldruckwiderstandgedämpften Gelenken hielt sie in jede
Position, die erdenklich war, wenn man sie denn wünschte –, fand in meiner
Küche noch die passende Kleidung, kritschend war der weiße Tüll der halben
Küchenfenstergardine abgerissen, fand noch auf dem Weg zum Altarraum eines
jeden modernen Menschen – das Wohnzimmer
samt Plasma, das war der Altar – in einer Vase mit modrigem Wasser
verdorrte Blumen – der vergebliche
Versuch meiner Anpassung an das Triviale, nicht die Blumen, nicht die Vase, das
Moderwasser –, drückte die Blumen
in ihre Hände – wie lebensecht die
Synthetik schon fortgeschritten war, Dolls, AUS, Inc. hatte sogar an
Schweißdrüsen gedacht, ich schwöre, sie haben geschwitzt! –, machte die
Doll nun zur Braut – auch daran haben die
wunderbaren Schöpfer gedacht, Wildmähnehaarklammern lagen in der Packung, wer
wollte schon, daß Haare in die Quere einer langen Beziehung kamen – indem
ich den Schleier damit darin befestigte –
auch daran hat Dolls, AUS, Inc. gedacht, ich schwöre, Aussie Grid Girl hat
schüchtern zum Boden geblickt, oh, ein Fussel, schnell weggemacht –, zappte
den Plasma nun zu den richtigen Programmen, die auch Männer verstehen,
Sportkanal, und wie es der Zufall befahl, wenn man zur richtigen Zeit
einschaltete und vorher in der Programmzeitschrift nachschaute, fing gerade die
Live-Berichterstattung eines Auto-Rennens an, sogar in Australien!, so konnte
sich Aussie Grid Girl gleich heimisch
fühlen.
Andächtig lauschten wir der Startaufstellung, selbst
auf Knien jetzt, nackt selbst schon nachdem ich den Postboten einen guten Rat
mit auf den Weg gab – Türkrachen, nochmal
in Gedenken –, dann, ich wollte schon den Knopf des integrierten
MP3-Players drücken, schoß es mir in den Sinn! Hetzte zu meinen Klamotten – lagen überall im Flur verteilt
von der Wohnungstür bis zum Wohnzimmer, wollte
mich anständig Aussie Grid Girl vorstellen, wozu hat man Manieren –, fand
meine Hose, fand den Dosenring aus Blech, hetzte wieder zurück zum Altar,
gerade noch rechtzeitig – die Startampel
brüllte ihre rote Farbe ins Motorengeheule, erlosch, dann, Start! –,
steckte meiner Race-Braut für die Laps
des Lebens, die uns noch blieben, den Ring an, riß ihr den Schleier von den
Augen, preßte ihr den Hochzeitskuß auf die Lippen – was nicht einfach war, so weit geöffnet war der, da kam wohl die
besondere Funktion des Rennwagen-Modells zum Einsatz, aber warm –, drückte
auf den MP3-Playerknopf, der – die
Schöpfer von Dolls, AUS, Inc. hatten wirklich an alles gedacht, an alles! –
in ihren Ohrläppchen versteckt war – links
die Worte, rechts das Motorenstöhnen – und Aussie Grid Girl sagte Ja
mit den Worten:
„I luv u! Cum‘, cum‘. Yeah. Full throttle. Cuuuum‘!“
Und ich glaube, sie meinte es ehrlich, als sie es
sagte.
Wirklich.
Und ich liebte mich zum ersten Mal selbst im Leben,
als ich sie zum ersten Mal auf ihrer Webseite von Dolls, AUS, Inc. sah und mit nur einem Klick auf Buy now! Cum‘ forever! einfach so
bestellte. Und ich liebe sonst nichts. Nur –
aber das soll niemanden abschrecken, nur gekochte Eier etwa sollte man stets
abschrecken, die sind wie Gefühle –
alle meine beiden Interessen.
*
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