Ich hörte ihm gar nicht mehr zu. Aber er war so süß. Daß ich ihm die schönen Augen machte, die jeder Mann so mochte, um sich besser zu fühlen. Oder wichtig. Oder niedlich. Hihi.
„Feministinnen gehen zum Lachen in den
Bunker. Die schließen sich dort ein und feuern aus allen Rohren. Sollte man
ihnen sagen, daß der Krieg vorbei ist?“
Ich stützte mein Kinn auf der Hand ab. Den Ellbogen
auf dem Restaurant-Tisch. Die Kerze dazwischen ließ meine Augen funkeln. Ich
entließ meinen Lippen ein Lächeln.
„Bemerkenswert ist, daß diese weißen Feministinnen nur
in weißen Medien bei ihren weißen Filter-Follower-Freundinnen stattfinden, nie in der Lebenswirklichkeit. Oder bei dunkleren Frauen. Oder bei ärmeren Frauen. Oder in Ländern, wo sie ihre Billig-Fashion herhaben. Aber im Traum nicht daran
denken, je KFZ-Mechatronikerin zu
werden. Auch da kann man Werkstattleiterin werden. Oder Autohaus-Chefin. So gesehen ist ihr Kriegsgebaren mit Bunkermentalität eher ein Counterstrike in einem virtuellen Leben.
Ein Ballerspiel um Holding-the-Flag. Und
wenn sie diese dann in Händen halten, verteidigen sie die dann um jeden Preis. Ohne
zu merken, daß sie nur Pixel auf einem Computer-Bildschirm in Händen halten.“
Ich trank jetzt aus meinem Glas. Ich schluckte so
verführerisch, daß er sich ab und zu verhaspelte. Wie cute. Hihihi.
„Was mich und die meisten Menschen abstößt, ist, daß weiße Feministinnen normale Frauen, die selbstbestimmt, selbstbewußt,
selbstständig, mündig, emanzipiert und aufgeklärt sind als Dümmerchen darstellen, für die
sie ihre Stimme erheben müßten, weil die ja zu dumm und devot seien, das selbst
zu tun. Und als dunklere Frau kommst Du nie in deren Zirkel. So sind weiße Feministinnen die wahren Frauenfeinde, frauenfeindlich
ohne Ende. Nur hören sie das nicht gerne. Sie hören auch nur das, was sie hören wollen. Selbstkritik ist ihnen fremd. Sie sind so mega-sensibel, aber pissen mit ihrer verbalen Gewalt jeden an und empören sich, wenn ihre Pergamenthaut ein Spritzerchen abbekommt. Alle andere müssen das ja abkönnen. Ich bin ja sensibel, sagen sie dann. Sie sind so prüde und puritanisch, daß Haut schon zu einem Problem wird, wenn sie in der Öffentlichkeit gezeigt wird. Da reicht schon eine Hand, die eine Cola-Dose in die Kamera hält. Sie sind der Bund Deutscher Mädel des 21. Jahrhunderts und genauso rassistisch religiös. Inklusive Zwangsmitgliedschaft: Wer nicht eintritt, wird geächtet. Man müßte sie eigentlich Islamistische Feministinnen nennen: Sozialer Tod allen Ungläubigen! Als nächstes sprengen sie die Kunst in die Luft, die nicht ihrer Sekte religiös-konform erscheint. Sie fangen mit Malerei an, und dann nehmen sie sich Gedichte vor.“
Ich strich jetzt mit den Fingern über die
Tischdecke. Glättete Falten, die nicht vorhanden waren. Ich führte seine Augen
mit meinen Fingern. Er blinzelte unkontrolliert. Wie putzig. Hihi.
„Es könnte ja ihre Karriere in den Medien
sabotieren. Das muß es ja immer sein: Irgendwas mit Medien. Und ihre eigentliche Motivation, sich in Bewegung zu setzen, enthüllen. So gesehen ist ein Playmate viel ehrlicher. Die haben nie verheimlicht, daß es ihnen nur darum ging, in den Medien zu sein, um ihre Fresse in die Kamera zu halten, um jeden Preis. Weiße Feministinnen wollen dasselbe. Irgendein
Buch schreiben und promoten. Vorlesungen halten. Eingeladen werden, von einer
Fernsehkamera interviewt werden. Und weiße Follower auf ihren Kanälen haben. Aber natürlich nicht für das eigene Ego, nur
für ‚die‘ übergeordnete Sache. Fasces gab es schon einmal. Ist es nicht seltsam, daß in den weißesten, nordischen Ländern wie Norwegen, Schweden und auch Deutschland mit der höchsten Durchsetzungsrate bei Gleichberechtigung der lauteste Protest geäußert wird? Warum gehen die nicht mal nach Indien, China, Afrika, Südamerika? Sind die Frauen da zu minderwertig für ihren Social-Media-Account? Im Grunde ihrer weißen Haut sind sie rassistisch und träumen von einer weißen Frauen-Rasse, die Macht über andere Frauen ausüben kann. Sie
würden es nie zugeben. Wie heuchlerisch.“
Ich griff jetzt nach seinem Ärmel und entfernte ein
Härchen. Zog die Hand schnell zurück. Wollte
er schon danach greifen? Er stieß beinahe sein Glas um. Hihi. Wie
tollpatschig süß.
„Weiße Feministinnen sind ja zu
beschäftigt. Sie sitzen im Wehrmachts-Bunker, humorlos, und müssen diesen Krieg gewinnen. Sollte
man ihnen sagen, daß ‚jung‘ ein
vergängliches Attribut ist? Eher nicht. Es ist so amüsant, sie dabei zu
beobachten, wie sie altern. Wie ihre junge, weiße Haut Falten bekommt. Das Lustige ist: Sie wissen es nicht mal. Das macht
es ja so komisch.“
Ich strich mir jetzt eine Strähne
hinters Ohr. Ich tat es langsam. Ich entblößte etwas meinen Hals. Etwas halb
den Nacken. Der Genickbiß wie bei Löwen. Er wollte wohl schon hineinbeißen. Hihihi.
Der Unterwürfigkeits-Trick.
„Außerdem betonen sie, man düüürfe Menschen nicht nach dem Aussehen
oder ihren Macken beurteilen. Lästern aber über jeden, der ihnen begegnet. Lästern über Bäuche und Geheimratsecken und Schwänze. Und
teilen das unvermittelt mit, über alle Medien, die sie von Zuhause mit ihrem Smartphone bedienen können, und sei es
nur, daß jemand ein Karo-Shirt trägt. Das fängt dann immer an mit „Menschen, die…“. Und endet immer mit „Wa-rum?!“ Aber wehe, man macht mal
einen Witz.“
Ich nahm jetzt die Serviette und tupfte
meine Lippen ab. Er war wie ein Spiegel für meine Bewegungen. Wie hübsch. Hihi.
„Und kommen sie nicht mit Argumenten
weiter, werfen sie einem etwas vor: Sexist. Und bei Frauen: Sexistinnen. Oder: Bullshit. Oder: Halt's Maul! Gleich die ganze
Verleumdungskeule. Oder ein Wort und noch eins dahinter mit ’-Verdacht‘. Das geht immer. Verdacht. Und die
Männer, die sich mit ihnen empören, so verständnisvoll für ‚ihre‘ weiße, kolonialistische Sache sind und zu ihnen halten, die halten sich nur in ihrer
Nähe auf, weil sie die ins Bett kriegen wollen oder wenigstens davon träumen, daß die ihnen auf ihrem Social-Media-Account folgen. So gründet man eine Colonia Dignidad. Am weißen Wesen wird die Welt genesen. Die sind noch heuchlerischer. Reduzieren sie doch die Feministinnen nur
auf ihre weiße Attraktivität. Aber das merken diese auch nicht.“
Und das war es jetzt. Er war so süß. Und
so niedlich. So cute und so adrett.
Ich reduzierte ihn nur auf seine Attraktivität. Und wollte ihn nur ins Bett.
Egal, was er so von sich gab. Hihi. Ich bin wohl emanzipiert. Aber das merkte
er nicht.
„Das Lustige ist: Sie wissen es nicht
mal. Hihihi. Das macht es ja so komisch.“, sagte ich.
*
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