Nachdem ich mich laaaaaaaaange mit einem Kaugummi
beschäftigt habe – ich nahm einen
Kaugummistreifen und zog ihn in uneeeeeeeeeeendliche Länge, wobei sich der
Streifen auflöste bis zur nuklearen Ebene und genau so viel dann noch vom
Kaugummi war, wie die umgebene Luft, die ich auspustete, nämlich nichts also
null, aber mit Knoblauchduft, weil ich Bolognese vorher machte mit Knoblauch,
Zwiebeln und Chiliflocken und ich einen offenen Mund hatte und dasselbe ließe
sich mit einem Furz beschreiben, der stinkt, bis er sich in die Unendlichkeit
diffundiert und dann genau so riecht, wie die Luft im Raum nach nichts, nämlich nach
Knoblauch, weil ich ja immer noch den Mund offen hatte und ausatmete –, dachte ich, weil da ja nichts mehr war als an Männer zu denken, an alte Männer, denkt man an nichts
Nützliches mehr in seinem Leben.
Alteeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeee Männer, iiiiiiiiiieh – wie z. B. aktive Fußballer aus der
Nivea-Werbung – gelten allein deshalb schon als aaaaaaaaaaaaaalt, dachte ich zufrieden, weil 13-Jährige sich ja
schon als Trümmerfrauen sehen. Nach all den aufreibenden Pausen-Chats und
Beziehungsstatus kompliziert, wenn
sie schimpfend ihre Strohhalme in die Capri-Sun stecken und ihr Bärchenbutterbrot
herausholen. Wie. Die. Zeit. Vergeht. Mögen sie dann sagen. Und dann husch! Erdkunde bei Frau Schnutzel-Egerlöchsle.
Die Schulbimmel bimmelt. Und sie bimmelt nicht gerne länger. Die
Bärchenbutterbrote wieder einpacken, die Capri-Sun-Tüte
falten, Burger-King-Pappkrone richten,
Peppa-Wutz-Erinnerung ins Smartphone
tippen. Man. Hat. Es. Ja. Nicht. Leicht.
Frauenjahre
sind wie Hundejahre, dachte ich selbstverständlich gleich
dabei. Denn man sollte immer an Frauenjahre denken, wenn man ein Kaugummi kaut.
Dachte ich. Ich mit meinen zarten 29-eiiiiiiiiinhalb Jahren. Ein haaaaaaaaalb-ausgepackter
Jüngling, duftend noch nach der Cellophan-Verpackung.
Frisch entschlüft. Hach, wie schön es
ist, jung zu sein, streckte ich die Arme aus und pfeifte.
Frauenjahre sind wie Hundejahre. Kein Wunder, dachte ich,
daß jetzt überall Altersrekorde gebrochen werden, während ich mich mit Welpenöl
einrieb. Alterskluge Dinge wie Rosinen. Runzelige, süße Dinger, die mal
Weintrauben waren. Aber jetzt altklug bekaubar schluckgerecht portionierbar für
jede Stimmungslage waren. Und überall schmecken. Überall Rekorde brechen. Und:
Frauenhaare sind wie Hundehaare. Dachte ich gleich weiter. Über. All. Kleben.
Die. Herum. Zwischen den Zähnen, wie altkluge Rosinen. Hoffentlich kommt der
Spaß nicht zu kurz, dachte ich frohjünglicher Eremit knoblauchhauchend kurz. Die
ersten fangen schon an, Frolic-Trockenfutter
zu knabbern. Als neue Super-Chips für glatte Haut und Blossom-Wangen. Was dem Hund nicht schadet, kann nur gut für’s
Frauchen sein.
Blossom-Wangen.
Das Versprechen der 17-, 18-, 19-Jährigen, sich für immer ans Wangenschminken
zu gewöhnen, in dieser schamlosen, blossom-wangenlosen
Zeit, die einem immer nach der blossom-vollen
erwartet, aber von der niemand erzählt hat. Zum Beispiel im
Geschichtsunterricht: Römerinnen der Antike ließen sich auf
Scheinschwangerschaften ein, um den Rosa-Effekt von Schwangeren zu erhalten. Um
doch nicht ganz schwanger zu werden, verwendeten sie Tücher aus Bast zur
Verhütung.
Aber das geht noch einfacher. Wer jetzt noch nicht in
Hundefutteraktien investiert hat, dem ist nicht mehr zu helfen, Frauen, so fiel
mir auf, streunen in der Tierfutterecke bei Lidl
verdächtig lange herum. Was machen die da
so lange? Hängt da nicht schon ein
Spiegel wie in der Lippenstiftecke? Und
warum sind da überall aufgerissene Packungen? Warum die ausgebeulten Jackentaschen? Warum zahlen die nicht an der Kasse? Warum steigt der Bedarf nach
Tierfutternahrung proportional zum Blossom-Wangen-Wunsch bei
Nach-Neunzehnjährigen? Warum sieht man Frauen nie mit ihren Tieren in der
Tierfutterecke stehen? Haben die überhaupt Tiere?
Aber dann dachte ich
lieber: Tiere sollten sich in der Tierfutterecke ihr Essen selbst aussuchen.
Nie sehe ich dort eine Meise, die mal kritisch das Angebot an Meisenknödeln
prüft. Und bei Mißfallen mit den Flügeln flattert. Oder eine Katze, die wißbegierig
Preise vergleicht. Und schnurrt. Oder einen Hamster, der Lecksteine
durchprobiert. Nur Hunde sehe ich, wie sie nach einem beschwerlichen Tag
Pfandflaschen in die Überantwortung des Automaten geben. Müde drücken sie die Als-Pfand-Spenden-Taste. Der Pfand geht
ans Tierheim. Und knurren. Frauenzähne sind wie Hundezähne, denke ich noch, als
mir ein besserer Dentastick-Gedanke
kam: Die Hälfte der Zähne der Menschheit wartet nur darauf, auf irgendetwas herumzuknabbern.
Auf den eigenen Gedanken oder Mundgeruch-Kaugummi?
Nein! Das wird das nächste große Ding: Aleo-Wuff. Und 3-Wetter-Wau.
Jede Frau
sollte jetzt Frolic kauen. Wegen den
rosa Wangen. Hundezungen sind ja auch rosa Zungen. Natürlich ist mir gleich der
Zusammenhang aufgefallen.
Frauenjahre sind wie Hundejahre, wuff-wuff. Aaaaaaaaaaaber
die gelten ja als treu, dachte ich und ich dachte nur Gutes dabei, während ich
meine Babypopobäckchenmännerhaut massierstreichelte: Frauenjahre sind
Treuejahre. Nichts bleibt mehr treu als
Jahre. Frauenjahre sind Treuejahre. Und da das nach wie vor eine
Literaturseite hier ist – unfreiwillig,
und keine Lebensverbesserungsseite – und ich Buchstaben sehen kann – dann ist es Literatur, und diese
Buchstaben sollen Dein Leben verschlechtern, dann könnte sich Dein Lesen verbessern – ergänze ich die Einleitung um
ein Sonett:
Frauenjahre
sind wie Hundejahre
Pupsy,
Tapsy, Tupsy
Frauenjahre
kommen auf Pfoten
Hapsy,
Schnapsy, Schnupsi
Nach
langen Jahren auf den Pfoten:
Frauenjahre
kommen zu den Lofoten
Belly,
Knurry, Schaby
Dort
wachsen sie wie in Schoten:
Eine
ergibt gleich sechs
Kommen
Frauenhaare zu treu
Gewächs
Frauenjahre
sind wie neu
*
(Ode/r
an die Freiheit der Literatur und der Kunst, Ode an die Schönheit, knurr.
„Ich
muß mich nicht mehr fortpflanzen.“, sagt die Literatur. Deshalb darf die
Literatur das wagen zu sagen: „Literatur ist das schönste Gesicht eines Menschen.“
Manchmal blickt es, manchmal blickt es weg. Manchmal zeigt es sich. Manchmal
zeigt es sich in einem zweiten Gesicht. Manchmal ziert es sich, zaudert,
zetert, zittert. Manchmal schlägt es sich. Manchmal Streicheln. Immer. Immer
nicht. Literatur ist das schönste Gesicht. Und wer jetzt noch nicht 100 ist,
dann mal los. Die Generation der 70-Jährigen wartet schon. Rosinen waren auch mal
Weintrauben. Weintrauben enttäuschen immer nur, Rosinen nimmer nicht. Die
Essenz von Weintraube erlischt nicht. Dann Knoblauchkuß.
Literatur
ist wie ein Knoblauchkuß. In Bolognese mag man es, vor der Nase nicht. Vor der
Nase mag man Knoblauch nicht. Hilft nur Zungenkuß, kein Lungenkuß. Auf der zu
küssenden Zunge so lange herumkauen, bis sie Hackfleisch ist. Dann Nudel
hinzufügen. Zwiebeln, Chili-Flocken, Tomaten-Püree. Fertig ist das Nudelgericht.
Fertig auch das Nudelgedicht. So verzieht man ein Bolognese-Literaturgesicht.
Cliffhanger:
Als nächstes erzähle ich von Rouladen. Rouladen der Literatur. Rouladen –
das darf ich schon verraten – sind
gefährlich. Niemand spricht mehr über die Gefahren von Rouladen in der Literatur.
Rouladen sind seeeehr gefährlich, so viel darf ich verraten. Rotkohl? Klöße?
Vergiß Dein Leben. Grünkohl, Kochwurst und Pinkel? Vertraue Dich einer
Beratungsstelle an. Jetzt kaue Frolic für rosa Wangen.)
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