Meine Brieffreundin sagt.
Meine Brieffreundin sagt – die, nebenbei erwähnt, klug und schön ist –, daß ich mich jetzt
mit Mathematik beschäftigen soll.
„Warum soll ich mich denn jetzt mit Mathematik beschäftigen?“, frage ich
meine Brieffreundin, die, nebenbei bemerkt, klug und schön ist. Sagt sie.
„Es gibt so viel, womit ich mich jetzt beschäftigen könnte. Ich könnte mich jetzt um den
Weltfrieden, Weltpolitik, Weltfeelings kümmern. Es gibt so Vieles, worum ich
mich kümmern könnte. Einer muß es ja machen.“
„Doch.“, sagt meine Brieffreundin, die nebenbei behauptet,
klug und schön zu sein. Ich solle mich jetzt mal darum kümmern. „Kümmere Dich mal darum.“, sagt sie.
„Soll ich mich jetzt auch noch darum kümmern? Ich kümmere mich ja schon ums Weltgeschehen. Ich
könnte mich da klug und schön drum kümmern.“, sage ich.
Meine Brieffreundin sagt – sie ist dumm und häßlich:
„Niemand kümmert sich mehr um Mathematik. Mach‘ da mal
was.“ Kurz und knapp sagt sie das. Sagt meine kurze und knappe Brieffreundin.
„Mathematik ist schon erfunden.“, sage ich meiner
Brieffreundin, die eine Fotze ist.
„Ist doch egal.“, sagt meine Brieffreundin, der es
egal ist, daß ich Fff, Ffff gesagt habe. „Das Rad wurde auch
mehrmals erfunden. Nämlich fff, ffff, fiermal:
Forne links, forne rechts, hinten links, hinten
rechts.
So. Widme Dich mal dem
Teilen durch Null. Das ist noch nicht definiert.“
„So.“, sagt meine Brieffreundin. Was für eine dumme
und häßliche Brieffreundin ich habe. Kann
ich nicht eine normale Brieffreundin haben?
Hätte ich alle Möglichkeiten, würde
ich sie zur Null machen, denke ich.
Aber ich habe leider null
Möglichkeiten. Also, denke ich trotzig, habe ich alle Möglichkeiten:
Wenn
es unendliche Möglichkeiten gibt, dann gibt es keine.
Wenn
es keine Möglichkeiten gibt, dann gibt es unendliche.
-
∞ + ∞ = 0
-
∞ = 0 - ∞
+
∞ = 0 + ∞
-
∞ + ∞ = 0
∞
= 0
∞
≠ Primzahl
Wenn
es unendliche Möglichkeiten gibt, dann gibt es keine.
-
∞ = + ∞ = 0
Ich kann denken, was ich will: Wer alles denkt, denkt nichts.
Nichts durch nichts oder alles ist nichts.
0/∞
= 0
Alles durch nichts ist alles.
∞/0
= ∞
Alles ist nichts.
Wenn
es keine Möglichkeiten gibt, dann gibt es unendliche.
Negative wie positive.
„Das Teilen durch 0 ist somit definiert.“, sage ich
meiner klugen und schönen Brieffreundin und zeige ihr, daß ich mich jetzt auch
noch um die Mathematik gekümmert habe.
„Du hast sie ja nicht mehr alle.“, sagt die Fotze. „Du
kümmerst Dich um nichts. So kümmerst Du Dich um alles, denkst Du wohl.“
„Wenn ich nicht mehr alle habe, habe ich weniger.“,
sage ich meiner klugen und schönen Brieffreundin mathematisch.
„Habe ich nichts, dann habe ich alles.“, sage ich. „Und
das ist mehr als nichts.“
„Du bist eine Null.“
„Dann habe ich alle Möglichkeiten einer Null.“, sage
ich.
„Wir teilen nichts.“
„Wir teilen nichts.“
„Damit teilen wir schon alles.“, sagt sie.
*
Die
Formel für Glück:
„Glück
ist gleich Liebe von Dingen, die von einander ahnen, durch die Zeit, die sie in
der Unendlichkeit vergleichend mit der Größe ihrer zukünftigen Örtlichkeit abhängig
miteinander verbringen im Zustand der Harmonie.“
Die
Formel der Liebe:
„Die
Verschränkung φ kann nur Liebe ♥
sein:
An zwei Orten gleichzeitig. Doch ungewiß verortet.“
[Hinweis: - ∞ und + ∞ kann man nicht einfach
gegenrechnen, so wie -1 und +1, was zusammen 0 ergibt.
Negative und positive Unendlichkeiten zusammen bleiben
unendlich (∞). Sind zusammen aber beides Nichts (0). Daher ∞ = 0.
Unendlichkeit ist Nichts. Erst durch Endlichkeit
erhält man einen Wert, dem man z. B. durch 1 ausdrücken könnte oder - 1. Erst
durch Endlichkeit erhält man ein Gefüge: 1 Welt, 1 Welt, die zusammenbricht, 1
Ort, 1 Ort, der vergeht, ein Solarsystem, 1 Solarsystem, das zerbricht, 1
Gedanke, 1 Gedanke, der erlischt, 1 Mensch, ein Mensch, der stirbt. Ein Mensch,
der für jemanden anderen gestorben ist, behält erstaunlicherweise den Wert 1.
G (Glück) steht hier für Gravitation. Ich beschreibe
die Wirkungen der Gravitation mit Zeit und Raum durch verschränkende, sich
gegenseitige bewirkende Dinge, in ihrer Entscheidung unter Chaos
zusammenzufinden oder sich abzustoßen. Anziehung und Abstoßung. Sehnsucht und
Widerwille.
Der Umlauf eines Planeten um eine Sonne kann man als
Widerwille verstehen, sich mit der Sonne einzugliedern, sich nur in
balancierter Bahn unter Abstand zu fügen, um die Eigenständigkeit des Planeten
zu bewahren, was wiederum eigenständige Dinge (wie zum Beispiel Menschen,
Lebewesen) hervorzubringen ermöglicht.
Es geht um Möglichkeiten. Um viele Möglichkeiten.
Und es geht um Harmonien. Um eine Harmonie.
Eine harmonische Anzahl von Möglichkeiten, die das
Gesamtgefüge nicht zum Kollaps bringt. Unendliche Möglichkeiten führen zum
Nichts. Zum Null-Punkt der ersten Ausgangslage. Alle Planeten eines
Solarsystems würden entweder in die Sonne stürzen oder extrahieren, das heißt,
sich aus dem Solarsystem entfernen, um sich einem anderen gravitätischen
Hoheitssystem anzubündeln.
Übertragen auf den Menschen heißt das:
Statt mir darum
Gedanken zu machen, könnte ich mir auch die Fußnägel lackieren oder langsam
Sekundenkleber in die Augen tropfen. Mein Wunsch
steht dem entgegen, welche Aktion mir weniger Nutzen bringt. Bin ich dadurch zufrieden? Glücklich?
Lebendig? Auch das könnte man als Formel ausdrücken: Die Wunsch-Formel. Wie viel Tropfen Sekundenkleber pro Auge
braucht’s zum Glücklichsein?
Mein Leben in Endlichkeit hat den Wert 1. Wert 1 hat
aber noch unendliche Nebenwerte wie z. B. 0,999 oder 0,234 oder 0,111. Unendliche
andere. Also wie gut das Leben ist. Leben hat den ersten, höchsten, endlichen
Wert: Wert 1. Fällt der Wert des Lebens auf 0, dann ist man unendlich. Tot,
aber unendlich: ∞ = 0
Man könnte auch von ∞0 (unendlich null oder null
unendlich) sprechen.
Unsterblich ist man nur in seinen Atomen. Aber selbst
die kann man spalten. Oder verschmelzen. Auch Gene können unsterblich sein.
Indem sie denselben Inhalt immer reproduzieren. Aber selbst die kann man in
heißem Wasser totkochen. Womit wir wieder bei den Atomen wären.
Ich betreibe diese Seite, um nicht auf den Wert 0,0 zu
fallen, mir nicht die Fußnägel lackieren zu müssen oder mir Sekundenkleber in
die Augen zu tropfen. Nagellack und Sekundenkleber habe ich nicht, also
betreibe ich diese Seite. Ich empfinde tatsächlich so etwas wie Freude daran.
Ich weiß, Freude ist nicht mehr sozial korrekt heutzutage. Ich bin wohl
altmodisch. Andere Absichten hege ich nicht. Ich bin ein kleiner Planet, der
Abstand zur Sonne lieber hält und dabei in Balance ist (Harmonie), als mich in
die Sonne zu stürzen, auf die eitle Möglichkeit hin, kurz und hell zu strahlen.
Im Widerschein anderer. Und den Wert 0 zu erreichen: Schnell, aber strahlend
sonnengebräunt. Ich erzeuge mein eigenes Licht. Unter einer Wärmebildkamera
erzeuge ich mein eigenes Licht. Das müssen andere nicht erkennen können. Ich
aber kann sie fühlen. Die Wärme.
Ab und zu knallen Kometen auf meinen Planeten. Aber
das muß mich nicht stören.
Jeder Mensch ist Gravitation.
Gefallen muß jede Gravitation nicht.
Auf die Mischung von Anziehung und Abstoßung kommt es
an. Abstoßung erzeugt Anziehung. Anziehung erzeugt Widerwille. Widerwille
erzeugt Abstoßung. Abstoßung erzeugt Anziehung. Ich verschwende hier nur meine
eigene anziehende Zeit. Und es ist eine schöne Zeit. Die Schönheit von Zeit
wird selten beschrieben. Aber das ist doch alles, was wir haben, wir Menschen.
Und wie anziehend ist eigentlich Zeit? Sollte man dafür nicht auch eine Formel
erfinden? Was ist Gravitation ohne Zeit? Was ist Zeitlosigkeit?
Manchmal
denke ich so. Ich könnte stattdessen ja auch Gedichte schreiben, weil es nicht
erlaubt ist, so zu denken. Aber die werden ja mittlerweile übermalt, weil es
mittlerweile nicht mehr erlaubt ist, so zu schreiben. Warum malt man eigentlich
nicht „Selbst schuld. Jetzt hast Du den
Kopf gehoben.“ auf die hohe Hauswand? Sollte man mal bedenken. „Selbst
schuld. Jetzt hast Du das gelesen.“ könnte ich auch hier hin schreiben. Sollte
ich mal bedenken.]
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