Es gibt Orte, die bezirzen mit nichts als ihrem picture perfect Style. Paris ist so ein Ort. Zumindest jenseits
der Vororte. Die Pont des Arts war es
mal. Bevor all die Liebesschlösser ihre Last auf die Schultern dieser Brücke
entluden. Oder Las Terrenas. Mit
diesen Korallenriffen, die so surreal unter Wasser schwebten. Oder Aspendos. Zurückversetzt in eine Zeit
der Antike. Oder Langkawi. Mit seiner gelassenen Schwüle.
Und es gibt Andorra.
Andorra
ist der bizarrste Ort, den ich je aufgesucht habe. Von San Sebastian kommend Richtung Carcassonne,
am Fuße der Pyrenäen entlang, die
ihre Zehen tief in die Südsonne krallten, bogen wir kurzentschlossen ab, wohl weil
wir wahrscheinlich nie wieder die Gelegenheit nutzen würden, diesen Ort zu
besuchen, und fuhren die steile Straße in die Berge hinauf, ohne zu wissen, daß
die besten Fritten unseres Lebens auf uns warteten. Karges Grün um uns
herum, Geier über unseren Köpfen, die so aussahen wie Adler, und dann inmitten
dieser Stille, die nur die Pyrenäen
ausstrahlen – ein Stau. Lauter Franzosen, die in Andorra billig einkaufen wollten. Benzin vor allen Dingen, war Andorras erster Eindruck, der einer
Tankstelle. Aber vielleicht tat ich den anderen ja Unrecht, vielleicht wollten
auch sie nur diese unwiderstehlichen Fritten essen, die in Andorra La Vella bei McDonald’s
auf uns warteten. Da reist man um die halbe Welt und wo geht man essen? Bei McDonald’s. In Thailand gab es mal einen skurrilen Reisburger. Oben Reis, in der
Mitte das Fleisch und unten wieder Reis. Das alles in Form eines Burgers. Und geschmeckt hat er auch
nicht wirklich.
Andorra
begrüßte uns mit bunt gekleideten Menschen, dort im Tal, die so bunt waren, wie
man sich lebendig gewordene Menschen aus Tim
und Struppi-Comics vorstellte. Daher das Bizarre. Und diese begrüßten uns,
als wären wir aus dem s/w von Tote tragen keine Karos entsprungen. So
verschiebt man seine Perspektive. Und begrüßte mit dem Nichts der Lässigkeit
bekleidet, die man trägt, wenn man ungesehen aus der Morgendusche steigt. Aber wo war ich? Ach ja. Bei den Fritten. Die Fritten bei McDonald’s in Andorra La
Vella waren dicke Scheiben, die man mit
Schale frittierte. Und die eine Würze hatten, die benommen machte. Die man mit
hungrigen Fingern aß und die man schon, da man sie gegessen hatte, nochmal
essen wollte. So unwiderstehlich waren sie. Ähnliches geschieht nur bei
Rouladen mit Rotkohl und Klößen und dicker, fetter, dunkler Soße. Menschen
dagegen – und verheißt ihre Fast-Food-Gefühle-Verpackung
noch so Appetitliches – sind für mich nicht unwiderstehlich. Sie erinnern
mich immer an den faden, geschmacklosen Reisburger in Thailand. Sie verlangen den vollen Preis, doch bleiben den
Geschmack der Exotik schuldig. Sie geben vor, andorranische Fritten zu sein oder Saté aus gegrilltem Hühnchenfleisch mit Minzsoße, aber sind doch
nur mürrische Ackerrüben aus deutschen Landen.
Tim
und Struppi-Menschen, Fritten. Mehr braucht es
nicht, um sich wegzuwünschen.
Andorra
war der bizarrste Ort, den ich je besucht habe.
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